Kommentar
07:30 Uhr, 19.12.2017

STEINHOFF - Lohnt sich die Spekulation?

Mit Möbeln lässt sich richtig Geld verdienen – zumindest auf dem Papier. Keiner weiß, wie viel Geld Steinhoff zuletzt wirklich verdiente. Entsprechend könnte die Aktie ein Schnäppchen sein oder der Garant für einen Totalverlust.

Erwähnte Instrumente

Steinhoff war einmal eine Erfolgsgeschichte. Im deutschsprachigen Raum ist das Unternehmen vor allem mit den Marken Kika, Leiner und Poco bekannt. Das Unternehmen ist allerdings viel breiter aufgestellt und hat mehr als zwei Dutzend Marken. Tätig ist Steinhoff in ganz Europa, den USA, Nigeria und acht Ländern in Südafrika.

Bis Anfang Dezember gefiel Anlegern das Unternehmen gut. Es hat eine fast schon einmalige Expansionshistorie hinter sich. Der Umsatz stieg von 550 Mio. Euro im Jahr 2001 auf zuletzt 14 Mrd. EUR. Der Gewinn stieg mit dem Umsatz von 59 Mio. auf 1,15 Mrd EUR.

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An der Börse in Johannesburg stieg der Aktienkurs von 605 Rand im Jahr 2001 auf über 9.500 Rand im vergangenen Jahr. Bereits vor dem Crash Anfang Dezember etablierte sich ein Abwärtstrend, der den Kurs auf 6.000 Rand verbilligte. Heute steht der Kurs wieder bei 600 Rand, also dort, wo er schon einmal vor gut 15 Jahren war.

Innerhalb kurzer Zeit haben sich die Kursgewinne von anderthalb Jahrzehnten in Luft aufgelöst. Ob das gerechtfertigt ist, weiß derzeit niemand. Die Zahlen, die bekannt sind, rechtfertigen den Kurssturz nicht. Da aber niemand weiß, ob die Zahlen auch nur annähernd korrekt sind, lässt sich derzeit keine sinnvolle Bewertung des Unternehmens vornehmen.

Bisher ist nur bekannt, dass die Zahlen für 2017 und auch 2016 korrigiert werden müssen. Möglich ist zudem, dass auch frühere Jahre überarbeitet werden müssen. Das kann dazu führen, dass Steinhoff in 2016 keinen Gewinn von über 1 Mrd. EUR mehr ausweist, sondern nur noch 100 Mio. EUR oder gar einen Verlust.

Das alles wird zur Überlebensfrage. Nachdem Steinhoff international immer mehr Unternehmen aufkaufte, um zu expandieren, ist die Bilanz mit mehr als 15 Mrd. EUR an Schulden belastet. Allein im kommenden Jahr muss das Unternehmen über 2 Mrd. EUR an Anleihen zurückzahlen. Banken dürften mit Krediten in der aktuellen Situation vorsichtig sein. Wie viel Kredit Steinhoff zurückzahlen muss, ist nicht bekannt.

Unter den unsicheren Umständen ist die größte Gefahr für Steinhoff fehlende Liquidität. Bekommt der Konzern von Banken kein Geld und reicht der operative Cashflow nicht aus, um Verbindlichkeiten zu bedienen, droht der endgültige Kollaps. Nicht zuletzt deswegen will Steinhoff Beteiligungen an anderen Unternehmen verkaufen, um liquide zu bleiben.

Ein Spinoff von Steinhoff soll dem Mutterkonzern einen Kredit von 1 Mrd. EUR zurückzahlen. Zusätzlich sollen Beteiligungen veräußert werden. An dem Spinoff hält Steinhoff noch 80 %. Dies entspricht einem Wert von 3,4 Mrd. EUR. Das ist mehr als Steinhoff selbst an der Börse wert ist.

Steinhoff könnte Beteiligungen von über 4 Mrd. EUR veräußern. Angeblich fehlen dem Konzern lediglich 2 Mrd. EUR. Theoretisch ist es also möglich, dass Steinhoff die ganze Sache überlebt. In diesem Fall ist eine Kursverdopplung bis hin zu einer Verdreifachung möglich. Das klingt schön, doch die Downside ist deftig: Totalverlust.

Letztlich muss jeder Anleger selbst entscheiden, ob das Chance-Risiko-Verhältnis vertretbar ist. Es ist ein absoluter Münzwurf, ob das Unternehmen überlebt. Persönlich rate ich von solchen Experimenten ab, die über reines Spielgeld hinausgehen.

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  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Keine Insider-Käufe und enormes Handelsvolumen an schwachen Tagen. Da bleibt man besser draußen. Eine demnächst anstehende technische Gegenreaktion ändert daran nichts...

    00:45 Uhr, 28.12. 2017
  • Thomas Spornraft
    Thomas Spornraft

    Morgen, am 19.12.2017 ist ein wichtiger Termin mit den Kreditgebern, danach hat Steinhoff wohl ein Update für die Investoren in Aussicht gestellt. Könnte ein hektischer Handelstag werden

    22:29 Uhr, 18.12. 2017
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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