Kommentar
15:47 Uhr, 03.08.2023

Steigende Zinsen, fallende Aktienkurse?

Der Hedgefondsmanager Bill Ackman rechnet mit einem schnellen Anstieg der langfristigen Zinsen, der sich negativ auf die Aktienmärkte auswirken könnte.

Auf der Kurznachrichtenplattform X.com (vormals Twitter) begründete Ackman in einem längeren Tweet, warum er mit einer dauerhaft erhöhten Inflation und deshalb auch weiter steigenden Zinsen rechnet. „Ich war überrascht, wie niedrig die langfristigen Zinssätze in den USA angesichts struktureller Veränderungen geblieben sind, die wahrscheinlich zu einer höheren langfristigen Inflation führen werden“, schrieb Ackman auf X.

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Als strukturelle Gründe für eine dauerhaft erhöhte Inflation nennt Ackman die „Deglobalisierung, höhere Verteidigungskosten, die Energiewende, wachsende Ansprüche [auf Sozialleistungen] und eine größere Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer“. Auch eine verstärkte Finanzierung der US-Staatsfinanzen am langen Ende und eine finanzielle Abkopplung Chinas vom US-Finanzmarkt könnten die langfristigen Zinsen weiter steigen lassen, deutete Ackman an.

Sollte die längerfristige Inflation künftig bei 3 % p.a. statt bei 2 % liegen, könnte das laut Ackman zu einem Anstieg der 30-jährigen US-Anleihenrendite auf 5,5 % führen. Dies könne „schnell passieren“, so Ackman. „In der Geschichte gab es viele Male, in denen der Anleihenmarkt das lange Ende der Kurve innerhalb weniger Wochen neu bepreist hat, und dies scheint einer dieser Momente zu sein“, vermutet Ackman.

„Aus diesem Grund sind wir bei 30-jährigen US-Anleihen in großem Volumen short – erstens als Absicherung gegen die Auswirkungen höherer langfristiger Zinsen auf Aktien und zweitens, weil wir glauben, dass es sich um eine eigenständige Wette mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt.“ Es gebe nur noch wenige makroökonomische Wetten mit einem asymmetrischen Risikoprofil (also Wetten mit hohen Gewinnmöglichkeiten, aber geringen Risiken), und dies sei eine davon. „Die besten Absicherungen sind diejenigen, in die man sowieso investieren würden, auch wenn man die Absicherung nicht benötigen würde“, schrieb Ackman.

In einer Antwort auf seinen Tweet stellte Ackman klar, dass man langlaufende US-Staatsanleihen nicht direkt leerverkauft habe, sondern mit Optionen eine Short-Position eingegangen sei. Eine Short-Position auf Anleihen entspricht der Erwartung sinkender Anleihenkurse und steigender Renditen, weil sich Renditen und Kurse bei Anleihen invers zueinander entwickeln.

Steigende langfristige Zinsen, wie Ackman sie erwartet, könnten auch die Aktienmärkte belasten, weil dadurch die Diskontierungszinsen für künftige Gewinne bzw. Cashflows steigen und sich damit finanzmathematisch der Gegenwartswert dieser künftigen Erträge verringert. Besonders die Aktien von Technologie- und Wachstumsunternehmen leiden unter steigenden Zinsen, weil hier ein hoher Anteil des Gegenwartswertes auf Erträgen basiert, die erst für die fernere Zukunft erwartet werden.

Während des Corona-Crashs war die Rendite der 30-jährigen US-Staatsanleihen kurzzeitig auf rund 1 % gesunken. Inzwischen steht die Rendite bei 4,3%, wobei auch die in dieser Woche erfolgte Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit durch die US-Ratingagentur Fitch eine Rolle beim jüngsten Zinsanstieg spielte.

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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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