Steigende Zinsdifferenz zwischen USA und Europa spiegelt unterschiedliche Konjunkturaussichten wider
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Seit Anfang Oktober hat sich die Zinsdifferenz zwischen deutschen Bundesanleihen und US-Staatsanleihen um 19 Basispunkte ausgeweitet. Das sei besonders nach einer langen Periode des Gleichlaufs bemerkenswert. Die Aktienindizes wiesen eine ähnliche Divergenz auf. Der S&P 500 sei im Oktober um etwa 5 % gestiegen, während die europäischen Indizes seitwärts tendierten.
Axel Botte, Marktstratege beim französischen Vermögensverwalter Ostrum Asset Management: „Diese Trends an den Finanzmärkten sind Ausdruck des unterschiedlichen Wachstumspfads sowie der Unsicherheit über die künftige Wirtschaftspolitik in beiden Regionen. In Europa stellen die neuen Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Corona-Virus eine Bremse für die sich abzeichnende Erholung dar. In Frankreich zum Beispiel deuten die Prognosen des INSEE auf ein Nullwachstum im vierten Quartal hin. Die Wirtschaftsaktivität stagniert bei etwa 5 Prozent unter dem Vorkrisenniveau.
In den USA hingegen scheint das Wachstum robuster zu sein. Das Wachstum im dritten Quartal könnte bei 35 Prozent gegenüber dem letzten Quartal liegen, und Umfragen im verarbeitenden Gewerbe deuten auf eine Fortsetzung der Erholung hin. Der Verbrauch der privaten Haushalte hat sich als widerstandsfähig gegenüber der starken Kürzung der staatlichen Arbeitslosenunterstützung seit Ende Juli erwiesen. Die Einzelhandelsumsätze stiegen im September (+1,9 % Mio.) dank der starken Nachfrage nach Automobilen, deren Verkäufe wieder das Vorkrisen-Niveau erreicht haben. Die verfügbaren Ersparnisse und die Refinanzierung von Hypothekenschulden zu Tiefstzinsen haben die Verbrauchernachfrage trotz der gestiegenen Zahl von Konkursen und dauerhaften Arbeitsplatzverlusten angekurbelt.
Was die zukünftige Wirtschaftspolitik betrifft, so ebnet die steigende Wahrscheinlichkeit eines Sieges des Demokraten Joe Biden den Weg für eine fiskalische Lockerung. Umgekehrt könnte der Europäische Konjunkturfonds durch Regierungen, die sich der Einmischung Brüssels widersetzen, gebremst werden. Darüber hinaus lassen die derzeitigen Verhandlungen zwischen Großbritannien und der EU wenig Hoffnung auf einen positiven Ausgang der Verhandlungen über den Brexit zu.“
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