Kommentar
10:40 Uhr, 28.05.2024

Steht Deutschlands größter Ticketanbieter vor der Zerschlagung?

Erwähnte Instrumente

Die Aktie von CTS Eventim brach im Juni vergangenen Jahres ein, nachdem Jan Böhmermanns Magazin Royale einen Bericht über Geschäftspraktiken und monopolartige Margen des Ticketverkäufers und Konzertveranstalters veröffentlicht hatte. Die Papiere verloren innerhalb weniger Tage über 23 % an Wert – obwohl das Geschäftsmodell sowie die fundamentalen Zahlen bei den nächsten Quartalszahlen weiterhin überzeugen konnten.

Zudem steht das Unternehmen schon seit längerer Zeit unter der Beobachtung der Kartellbehörden. An seinem operativen Geschäft musste CTS jedoch nichts ändern. Dies erklärt wohl auch die schnelle Rückkehr zu neuen Hochs.

Wie geht’s weiter bei Deutschlands Ticketanbieter Nummer 1?

Die Vorwürfe

Der Satire-Journalist Böhmermann hatte dem Unternehmen aus Bremen vorgeworfen, viel zu hohe Ticketgebühren zu verlangen und seine internationale Expansion an den Kartellbehörden vorbei voranzutreiben.

Zudem kritisierte er die Corona-Hilfe vom Staat für CTS Eventim. Anfang vergangenen Jahres hatte das Unternehmen 36 Millionen Euro vom Staat bekommen – im Rahmen der Corona-Überbrückungshilfen. Laut Böhmermann sollen insgesamt 276 Millionen Euro Corona-Hilfen an das Unternehmen geflossen sein.

Und warum kommen wir jetzt damit um die Ecke?

Ganz einfach: Es droht mal wieder Ungemach von der anderen Seite des großen Teichs. In den USA wird heftig über die Zerschlagung eines ähnlichen Geschäftsmodells beraten. Das Unternehmen Live Nation, das neben dem weltbekannten Ticketservice Ticketmaster auch Live-Events organisiert bzw. veranstaltet, soll nach aktuellen Überlegungen zerschlagen werden.

Konkret wirft das Departement of Justice dem Unternehmen vor, seine Marktmacht zu missbrauchen und damit sowohl für Kunden für Künstler als auch für die Veranstaltungslocations unfaire Preisgestaltung zu betreiben.

Weiterhin verdient Live Nation nicht nur mit dem ersten Verkauf der Tickets, sondern auch mit dem Weiterverkauf, falls der Kunde das Event nicht wahrnehmen kann und die Tickets weiterverkaufen möchte.

Sollte Live Nation nun regulatorische Probleme bekommen, könnte dies ggf. auch die deutsche Konkurrenz beeinflussen. Insbesondere, weil die Margen von Eventim im Vergleich zum amerikanischen Pendant nicht von dieser Welt sind.

Ticketmaster kommt zuletzt auf zwei bis vier Prozent Marge für sein Geschäft. CTS Eventim hat im Vergleich hierzu eine EBITDA-Marge von etwa 20 % und einen Marktanteil von über 80 % in Deutschland. Wenn jetzt also schon Ticketmaster Probleme bekommt, wäre es nur verständlich, wenn auch Eventim früher oder später nochmal genauer von den Kartellbehörden untersucht werden würde.

Da auch Eventim mit Festivals wie zum Beispiel Rock am Ring, Rock im Park, Hurricane und Southside selbst Veranstalter von Events ist, könnte hier darüber nachgedacht werden, das Unternehmen zu zerschlagen, um das Ticketing von den Events zu trennen.

Bislang ist es dem gut vernetzten CEO Klaus-Peter Schulenberg jedoch gut gelungen, regulatorische Einschränkungen der Behörden abzuwehren.

Trading-Szenario

Entwicklung der Eventim-Aktie seit dem Böhmermann-Bericht – Quelle: stock3.com

Sollte sich die Entwicklung in den USA verschärfen und Live Nation droht wirklich die Zerschlagung, dann könnten auch die deutschen oder europäischen Kartellbehörden geneigt sein, das Geschäftsmodell und die Marktmacht von CTS Eventim nochmal kritischer zu beäugen.

In einigen Fällen sind Aufspaltungen und Zerschlagungen zwar gut für die jeweiligen Aktienkurse der Unternehmen, in diesem Fall könnte es jedoch Druck auf den Kurs der Eventim-Aktie geben, da in diesem Falle Synergieeffekte verloren gehen könnten.

Wer nach der News schnell sein sollte, oder falls die Aktie sich an den aktuellen Hochs die Zähne ausbeißt und unter die letzten strukturellen Tiefs rutscht, konnte man einen zugegebenermaßen etwas riskanteren Short wagen, denn man stellt sich damit klar gegen den Trend. Wer einen Trade mittels K.o.-Zertifikat trotzdem in Erwägung zieht, der könnte die WKN: DQ1ENY der DZ Bank (4er Hebel) verwenden.

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte

Der Autor ist im besprochenen Wertpapier bzw. Basiswert zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert. Transparenzhinweis: Die im Artikel vorgestellten Derivate werden durch die Redaktion ausgesucht. Wir arbeiten aber mit ausgewählten Emittenten zusammen, die mit der Goldesel Trading & Investing GmbH in einer Geschäftsbeziehung stehen. Bitte beachten Sie: Der Handel mit Derivaten ist mit einem erheblichen Risiko verbunden und kann unter Umständen zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen.

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