Steht Apple ein langer Bärenmarkt bevor?
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Eines wird sich wohl nie ändern: Dass sich die Apple-Jünger jedes Mal aufs Neue das nächste iPhone mit etwas besserer Kamera und ein paar netten neuen Features kaufen. Doch reicht das dem nach Marktkapitalisierung größten Unternehmen der Welt, um wieder in den 3-Billionen-Dollar-Club zurückzukehren?
Apple war es am 2. Januar 2023 als erstem Unternehmen überhaupt gelungen, die Marke von 3 Billionen USD zu knacken. Nachdem die Apple-Aktie nach einem Bruch der Aufwärtstrendlinie nun allerdings innerhalb von knapp zwei Wochen rund 11 % an Wert verloren hat, ist auch die Marktkapitalisierung wieder unter die magische Marke von 3 Billionen USD gerutscht. Nur eine Verschnaufpause in einem jahrelangen Aufwärtstrend oder müssen die Apple-Jünger nun lange auf die Rückkehr in den 3-Billionen-Dollar-Club warten?
Die Stimmung trübt sich ein
Die Quartalszahlen
Bei den letzten Quartalszahlen musste Apple im Jahresvergleich einen Umsatzrückgang um 1 % verkünden, während der Gewinn je Aktie noch um 5 % gesteigert werden konnte. Apple ist damit per Definition kein Wachstumsunternehmen mehr. Mit einem KGV von knapp 30 und einer Dividendenrendite von rund 0,5 % geht der iPhone-Konzern allerdings auch definitiv nicht als Value-Schnäppchen durch.
Die Umsätze gingen mit Ausnahme des Service-Geschäfts und der Wearables in allen wichtigen Geschäftsbereichen zurück. Die iPhone-Umsätze ließen um 2,5 %, die Mac-Umsätze um 7,3 % und Umsätze der iPads um 19,8 % nach. Zugegebenermaßen waren die Vorjahresvergleiche auch schwer zu schlagen. Auch beim Ausblick hielt sich das Management um CEO Tim Cook bedeckt und prognostizierte einen Umsatz lediglich im Rahmen des vergangenen Quartals.
Alles zu den Zahlen, dem Analystencall und den aktuellen Analysteneinschätungen zu Apple findet ihr hier.
Kehrt Goldman Sachs Apple den Rücken?
Es war ein Paukenschlag im April: Apple vergibt für seine US-Kunden der Apple Card, über eine Kooperation mit Goldman Sachs, mit dem Produkt “Savings” Zinsen in Höhe von 4,15 % auf Einlagen bis 250.000 USD. Diesen Schritt hatte das Unternehmen bereits im Oktober vergangenen Jahres angekündigt.
Die endgültigen Rahmenbedingungen hatte so aber wohl niemand erwartet. Mit dem Angebot liegt Apple mehr als 10-mal über dem durchschnittlichen Zins innerhalb der USA. Das Angebot ist bislang auch nur auf die USA beschränkt. Für die regionalen und kleineren US-Banken war diese Meldung vor einigen Monaten ein weiterer Tritt in die Magengrube.
Für Apple war es hingegen ein strategischer Schachzug ohne große Risiken, aber mit der Möglichkeit, die Nutzer noch stärker an das eigene Ökosystem zu binden und gleichzeitig das zuletzt am stärksten performende Servicesegment weiter zu befeuern. Für Tim Cook und sein Unternehmen ist die Apple Card bisher ein voller Erfolg.
Ohne Gebühren, ohne Mindesteinzahlungen und ohne Mindestguthabenanforderungen bietet Savings Benutzern eine einfache Möglichkeit, jeden Tag Geld zu sparen, und wir freuen uns über die hervorragende Resonanz bei neuen und bestehenden Kunden.
Jennifer Bailey, Vizepräsidentin für Apple Pay und Apple Wallet
Doch bei all den Vorteilen für Apple scheint das Geschäft für Goldman Sachs keine sonderlichen Vorteile zu bieten. Es gab bereits seit geraumer Zeit Unstimmigkeiten zwischen Apple und dem Bankhaus, welche durch die unterschiedlichen Ansichten über die Funktionen und das Aussehen der Apple Card bereits vor einigen Jahren begannen.
Mittlerweile macht Goldman Sachs mit den sehr hohen Zinsen auf die Apple Card wohl Verluste in Milliardenhöhe und möchte Berichten zufolge schnellstmöglich aus dem Deal aussteigen. In den Jahren 2021 und 2022 fielen durch die Kooperation mit Apple wohl bereits Verluste in Höhe von mindestens 1 Milliarde USD an.
Die vertragliche Vereinbarung könnte nach Einschätzung von Experten allerdings noch einige Jahre laufen. Ein vorzeitiges Ende des Deals könnte wohl nur dann möglich sein, wenn Goldman einen vergleichbaren Partner für Apple findet. Dies dürfte sich aber schwierig gestalten. Allerdings ist auch Apple wohl mit einem Aspekt unzufrieden und zwar mit der Tatsache, dass der iPhone-Hersteller den Service wohl schon länger Zeit in weitere Länder ausrollen möchte, was bislang allerdings von Goldman blockiert wurde.
Unterm Strich scheint die Apple Card eine gute Neuerung gewesen zu sein, zumindest für Apple. Es wird vermutet, dass die Karte zwischenzeitlich bereits 10 Millionen Nutzer gewinnen konnte. Im Verhältnis zu den über 1 Milliarde Apple-Kunden, ist diese Zahl allerdings eher zu vernachlässigen.
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Angeschlagene Chartsituation?
Das Chartbild von Apple hat nach dem Bruch der Aufwärtstrendlinie zunächst einen heftigen Dämpfer erlitten. Aktuell konnte sich die Aktie im Bereich der Unterstützung zwischen 176 und 179 USD allerdings kurzzeitig fangen und ist nun auf Richtungssuche. Nach dem Rückgang um 11 % vom Allzeithoch ist eine Konsolidierung nachvollziehbar. Es bleibt nun abzuwarten, ob es der Aktie gelingt, sich wieder zu den alten Höchstständen aufzumachen, oder ob zunächst ein weiterer Rückgang in den Bereich der 200-Tage-Linie oder die Unterstützung zwischen 155 und 157,50 USD droht.
Drei Möglichkeiten – zwei Szenarien
Vom aktuellen Niveau aus gibt es für die Apple-Aktie die drei Möglichkeiten, die eine jede Aktie hat. Sie kann steigen, fallen oder seitwärts tendieren. Drei mögliche Richtungen, zu denen wir euch hier zwei unterschiedliche Trading-Szenarien mit ähnlichem Chance-Risiko-Verhältnis (CRV) vorstellen möchten.
Long-Apple
Sollte die Apple-Aktie auf die aktuelle Unterstützungszone positiv reagieren und sich wieder auf den Weg zum Allzeithoch machen, könnte man dieser Bewegung folgen. Der Einstieg sollte allerdings erst bei einer bullischen Reaktion auf die Zone und über dem letzten Hoch bei rund 181 USD erfolgen. Das Stop-Level könnte man in den Bereich kurz unterhalb der Unterstützungszone legen und der Take-Profit befände sich im Bereich des ATH. Zu beachten gäbe es auf dem Weg nach Norden noch die 50-Tage-Linie, die aktuell bei rund 187,50 USD verläuft und als Widerstand dienen könnte.
Somit ergäbe sich ein CRV von 2,5. Aufgrund der Marktkapitalisierung von Apple und der damit einhergehenden Tatsache, dass keine extremen Kurssprünge zu erwarten sind, könnte man das Szenario auch mit folgendem KO-Zertifikat umsetzen: WKN: TT4S94 (3,05-er Hebel der HSBC).
Short-Apple
Auch ein Short-Szenario lässt sich aus der aktuellen Kursentwicklung bei Apple ableiten. Sollte die Unterstützungszone nachhaltig nach Süden verlassen werden, könnte die Aktie bis zur 200-Tage-Linie oder im besten Fall, sogar auf die nächste Unterstützungszone korrigieren. Der Einstieg sollte in diesem Fall unterhalb der aktuellen Unterstützungszone bei etwa 175 USD gewählt werden. Alternativ könnte man auch auf einen Retest der Zone warten, um bei einem Unterschreiten des jeweiligen letzten Tiefs auf der etwas sichereren Seite zu sein. Als Stop-Level würde in diesem Fall das letzte Hoch bei 181 USD dienen. Der Take-Profit läge wie beschrieben nahe der 200-Tage-Linie bei aktuell 160,70 USD oder nahe der Zone um 157 USD.
Somit ergäbe sich ein CRV von 2,3 (beim Take-Profit nahe der 200-Tage-Linie). Ein dazu passendes KO-Zertifikat wäre die WKN: KH6FWM (3,1-er Hebel der Citi).
Fazit
Auch Apple hat aktuell mit Konsumzurückhaltung und starken Vorjahresvergleichen zu kämpfen. Einzig die Serviceumsätze konnten mal wieder gesteigert werden. Hier konnte der iPhone-Hersteller zuletzt auch mit der Apple Card einen neuen Erfolg feiern, auch wenn das Produkt im Verhältnis zu den weltweiten Apple-Kunden noch einen sehr kleinen Nutzerkreis hat.
Es bleibt abzuwarten, ob die operativen Ergebnisse in den nächsten Quartalen wieder zum Wachstumspfad zurückkehren können. Mit Blick auf den Ausblick des Managements wird dies wohl aber noch einige Zeit dauern.
Das Kursniveau der Aktie bietet auf alle Fälle eine spannende Ausgangslage und es bleibt zunächst abzuwarten, in welche Richtung die aktuelle Unterstützungszone verlassen wird. Sollte es Apple allerdings mittelfristig nicht gelingen, wieder Wachstum in den Segmenten außerhalb der Services zu erzielen, könnte der Aktie tatsächlich ein langer Bärenmarkt bevorstehen.
Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte
Der Autor ist im besprochenen Wertpapier bzw. Basiswert zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert. Transparenzhinweis: Die im Artikel vorgestellten Derivate werden durch die Redaktion ausgesucht. Wir arbeiten aber mit ausgewählten Emittenten zusammen, die mit der Goldesel Trading & Investing GmbH in einer Geschäftsbeziehung stehen. Bitte beachten Sie: Der Handel mit Derivaten ist mit einem erheblichen Risiko verbunden und kann unter Umständen zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen.