Kommentar
07:35 Uhr, 02.02.2016

2/3-Wahrscheinlichkeit: 2016 wird schlechtes Jahr

Der erste Handelstag des Jahres war schlecht. Die erste Handelswoche war gleich die schlechteste aller Zeiten und der gesamte erste Monat steht dem kaum nach.

Der Januar 2016 war einer der schlechtesten Jahresauftakte überhaupt. Für US Aktien stehen Daten seit 1790 zur Verfügung. Das will also etwas heißen. Grafik 1 zeigt die Januarperformance jedes einzelnen Jahres seit 1790 und die dazugehörige Jahresperformance. Mit einem Minus von 5,1 % schafft es der Januar 2016 unter die Top 14 der schlechtesten Januarmonate aller Zeiten. 94 % aller anderen Januarrenditen waren höher.

Ohne die Zinssenkung der japanischen Notenbank Ende vergangener Woche und der darauffolgenden Rally hätte es der Januar 2016 unter die Top 5 der schlechtesten Jahresauftakte geschafft. Soweit ist es nun nicht gekommen und die zusätzliche Lockerung der japanischen Notenbank kann den Markt eine Weile unterstützten. Die Freitagsrally unterstreicht dies. Man darf die Bedeutung dieser Zinssenkung jedoch auch nicht übergewichten.

Während der Nikkei einen wahren Freudentaumel erlebte, wurden die Zugewinne in Europa relativ rasch wieder verkauft. Erst als die Zahlen zum US Wirtschaftswachstum veröffentlicht wurden setzte sich die Rally fort. Am Ende hat also vermutlich nicht die japanische Notenbank die Weltmärkte unterstützt, sondern das US Wachstum.

Die symbolische Zinssenkung der japanischen Notenbank hat vor allem einen positiven Effekt auf Japan. Der Yen wertet weiter ab. Das hilft den Exportunternehmen. Für die restliche Welt ist das bestenfalls unbedeutend, wenn nicht sogar negativ. Für die US Wirtschaft wurde hingegen ein schwaches Wachstum erwartet. Diese Erwartungen wurden erfüllt, doch wenige Tage vor der Veröffentlichung der Daten gab es mehr und mehr Befürchtungen (wenn auch keine offiziellen Prognosen), dass die Wirtschaft im vierten Quartal geschrumpft sein könnte. Die Erleichterung war also groß.

Für Anleger stellt sich nun die Frage wie es weitergeht. Ist die Korrektur beendet? Ist der Bärenmarkt abgeblasen? Die Vorzeichen einer negativen Januarperformance kann man nicht einfach wegwischen. Grafik 2 zeigt, wie sich die US Indizes schlagen, wenn der Januar negativ war.
Mit einem Minus von 5,1 % gehört der Januar 2016 zu den Jahren mit einem Auftakt von -5 % bis -9 %. Im Durchschnitt endeten diese Jahre negativ und wiesen eine Performance von -4,2 % aus. Das beste Jahr (2009) dieser Gruppe von Jahren endete mit einem Plus von 23 %. Das schlechteste (2008) endete mit einem Minus von 38 %. Die Streuung ist ziemlich groß.

Für Anleger gibt es in den Zahlen bereits eine gute Nachricht. Der S&P 500 hat in diesem Jahr bereits mehr verloren als in einem durchschnittlichen Jahr, welches mit einer Performance von zumindest -5 % beginnt. Die Indizes hätten also durchaus ein wenig Luft nach oben. Dass die Indizes bis Jahressende mehr als 10 % im Vergleich zum Vorjahresschluss zulegen ist allerdings äußerst unwahrscheinlich.
Im Gegensatz dazu ist es sehr wahrscheinlich, dass das Jahr negativ endet. Grafik 3 zeigt die Wahrscheinlichkeit für eine negative Jahresperformance je nach Jahresauftakt. Die Wahrscheinlichkeit, dass 2016 auch negativ endet, liegt mit gut 64 % bei ungefähr zwei Dritteln. Doch auch hier gibt es eine gute Nachricht. Die Jahre, die nach einem schlechten Start ins Jahr auch negativ endeten, verloren im Durchschnitt 12 %. Der S&P 500 hätte knapp die Hälfte davon schon erreicht. Schwarzmalen muss man die Lage nicht.

Letztlich kann 2016 viele Wege gehen. Persönlich halte ich neue Jahrestiefs nach wie vor für möglich. Einen katastrophalen Bärenmarkt wie ihn einige prophezeien, kann ich nicht ausmachen. Der Markt wird vor allem von 2 Themen bestimmt: China und USA. Die Sorgen um das US-Wachstum haben sich vorerst als unberechtigt herausgestellt. Ein Argument für einen Bärenmarkt fehlt. Was dem Markt an Sorgen bleibt, das ist die unübersichtliche Lage in China.

China bemüht sich derzeit besser mit dem Markt zu kommunizieren. Das ist gut, denn was China zu sagen hat, ist alles andere als dramatisch. Auch die Chinasorgen sollten sich zerstreuen. Die Ausgangslage für ein solides Jahr ist gut. Negative Überraschungen (Schwarze Schwäne), kann man nicht vorhersagen und entsprechend auch nicht in den Überlegungen berücksichtigen. Andernfalls wären es ja keine Überraschungen...

Es lassen sich momentan vor allem 2 Problemfelder erkennen, die für Überraschungen sorgen könnten. Dazu gehört die Aufgabe der Dollarbindung der saudi-arabischen Währung und eine Revolution im Land. Das zweite Sorgenkind ist Brasilien, welches Hilfen beim Internationalen Währungsfonds beantragen könnte. Das würde einen Schock auslösen wie es ihn 2001 oder 1997/98 (Asien-, Russlandkrise) gab.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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