Kommentar
09:38 Uhr, 30.10.2017

Starkes US-Wachstum nach den Hurrikanen: Kann das sein?

Den USA ist etwas Historisches gelungen. Das Wirtschaftswachstum scheint von den Hurrikanen im abgelaufenen Quartal überhaupt nicht beeinflusst worden zu sein. Es wäre das erste Mal in der Geschichte.

Man kann es auch anders formulieren: es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Zahlen wirklich korrekt sind. Die Zahlen werden für gewöhnlich mehrmals korrigiert, bevor das finale Wachstum tatsächlich feststeht. Ich gehe stark von einer Korrektur nach unten aus. Alles andere wäre schon sehr verwunderlich.

Hurrikane, die große Schäden anrichten, haben das Wachstum in den jeweiligen Quartalen um 0,3 bis 1 Prozentpunkt einknicken lassen (Grafik 1). Dieses Mal ist davon wenig zu spüren. Das Wachstum bleibt praktisch konstant. Im zweiten Quartal lag es bei 3,025 % und in diesem bei 2,96 %.

Die Sache ist vor allem deswegen verwunderlich, weil gerade Hurrikan Harvey große Teile des Bundesstaates Texas verwüstet hat. Die Ölproduktion sank, ebenso der Output der Raffinerien. Alleine der Produktionsausfall hätte das Wachstum um 0,25 Prozentpunkte nach unten drücken müssen. Hinzu kommt noch die kurzfristig höhere Arbeitslosigkeit in den betroffenen Gebieten.

Das alles bedeutet nicht, dass die Daten gefälscht sind. Eine Revision der Zahlen und eine Korrektur nach unten wäre jedoch nicht verwunderlich. Es gibt natürlich noch eine andere Erklärung, bei der die Daten die Realität tatsächlich widerspiegeln: das Wachstum hat sich im Rest der USA viel robuster entwickelt und die Schwäche am Golf von Mexiko ausgeglichen.

Zu wünschen ist es natürlich, dass es sich genau darum handelt. Das lässt sich aus den Daten allerdings noch nicht herauslesen. Die Wirtschaftsleistung und das Wachstum der einzelnen Bundesstaaten wird mit ungefähr zwei Quartalen Verzögerung ausgewiesen.


Ob das Wachstum nun bei 3 % lag oder noch auf 2,5 % korrigiert wird, ist in einer Sache unerheblich: das Wachstum befindet sich in den USA gerade wieder im Aufwind. Grafik 2 zeigt die Entwicklung seit 2008. Über drei Jahre lang gab es kein Quartal mehr, in dem die Wirtschaft geschrumpft ist.

Ende 2015 und Anfang 2016 gab es eine Wachstumsdelle. Hier können vor allem ein Einbruch der Ölpreise und ein erheblicher Rückgang der Investitionen in diesem Sektor verantwortlich gemacht werden. Das ist nun vorbei und der Wachstumstrend zeigt sich positiv. Das sind eigentlich gute Nachrichten.

Auf der anderen Seite wird es die Notenbank bestärken, die Zinswende wie geplant fortzusetzen. Persönlich sehe ich genügend Argumente dafür und denke auch, dass die Wirtschaft ein paar wenige weitere Zinserhöhungen verkraften kann. Der Dollar dürfte nun jedoch erst einmal wieder stärker werden und so das Wachstum auch wieder drücken. Das gilt nicht nur für das Wirtschaftswachstum, sondern auch das Gewinnwachstum der Unternehmen. Für die Börse sind diese Neuigkeiten mittelfristig eher gemischt.

Clemens Schmale

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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