Starker US-Arbeitsmarktbericht stört Party bei S&P500 und DAX nur kurz, Goldpreis bricht ein – Wie geht es weiter an den Märkten?
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Erwähnte Instrumente
- US 10Y Bond YieldKursstand: 2,838 % (Bonds) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
- US 2Y Bond YieldKursstand: 3,181 % (Bonds) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
Nach der Vorlage des US-Arbeitsmarktberichts waren S&P 500 und DAX anfangs kurz eingeknickt, war der Bericht doch viel besser als Volkswirte vorhergesagt hatten, ehe die Indizes anschließend schnell wieder nach oben gedreht sind. So waren im Juli 528.000 Jobs geschaffen worden, was einen boomenden Arbeitsmarkt signalisiert - das lag meilenweit über den Schätzungen der Volkswirte von 250.000. Gleichzeitig sind die Zahlen für Mai und Juni um insgesamt 28.000 nach oben korrigiert. Sämtliche Zahlen stammen aus der Umfrage unter Unternehmen.
Die Umfrage unter privaten Haushalten, also bei Arbeitnehmern und Arbeitslosen, bestätigt die obigen starken Zahlen. Zwar waren laut der Haushaltsumfrage nur 179.000 Jobs geschaffen worden, allerdings ist die Zahl der Arbeitslosen gleichzeitig um 242.000 gesunken.
Summa summarum reagieren Investoren auf den Bericht mit kräftigen Verkäufen von US-Anleihen, woraufhin die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen gegenüber dem Zeitpunkt von vor der Vorlage des Berichts um herbe 12 Basispunkte (0,12 Prozentpunkte) auf 2,82 Prozent nach oben schießen. Der Grund: Investoren gehen plötzlich davon aus, dass die Fed bei der nächsten Sitzung am 21. September die Leitzinsen um 75 Basispunkte auf 3,00 bis 3,25 Prozent anheben dürfte, nachdem Investoren gestern noch von einem Schritt nach oben um lediglich 50 Basispunkte ausgegangen waren.
Weil allerdings die Zinsen für zweijährige US-Anleihen heute noch stärker nach oben schießen als jene für zehnjährige, bricht der Zinsaufschlag für zehnjährige Anleihen gegenüber zweijährigen um 4 Basispunkte auf minus 0,40 Prozent ein – und signalisiert damit die stark zunehmenden Rezessionssorgen der Investoren. Damit ist diese Zinsstrukturkurve so invers wie seit August 2000 nicht mehr und signalisiert damit, dass die Aussichten für die US-Wirtschaft so schlecht sind, wie seit damals nicht mehr.
Die kräftig steigende US-Zinsen ziehen heute auch den Dollar kräftig mit nach oben, woraufhin der Euro einknickt. Damit hatte der Goldpreis plötzlich von zwei Seiten kräftigen Gegenwind und ist eingebrochen.
Wie geht es weiter an den Märkten?
Bei all der Euphorie um die obigen Zahlen, dürfte es nur wenigen Experten aufgefallen sein, dass laut der Unternehmensumfrage laut den nicht saisonal bereinigten Zahlen im Juli 385.000 Jobs abgebaut worden sind auf insgesamt 152,249 Mio. Jobs. Sie lesen richtig: laut den nicht saisonal bereinigten, also den tatsächlichen Zahlen sind 385.000 Jobs abgebaut worden. Darauf achtet aber kaum jemand normalerweise, vielmehr schauen alle Investoren und Experten auf die obigen saisonal bereinigten Zahlen aus Unternehmens- und Haushaltsumfrage und feiern.
Wie könnte es an den Märkten weitergehen? Ich gehe davon aus, dass nach einer sehr kurzen Pause die Party bei S&P500 und DAX schnell weitergehen wird. Wieso? An den Märkten gilt plötzlich neben „bad news is good news“ (schlechte Nachrichten von der Konjunktur sind gute Nachrichten für die Aktienmärkte, weil die Fed eine Kehrtwende einleiten könnte) auch „good news is good news, also gute Nachrichten von der Konjunktur sind gute Nachrichten für den Aktienmarkt.
Denn offensichtlich ist die US-Wirtschaft so stark, dass der Arbeitsmarkt boomt, und damit eine Rezession noch in weiter Ferne sein könnte. Damit sind die Gewinnperspektiven für die Unternehmen besser als zuvor befürchtet, weshalb Investoren an den Aktienmärkten den Kaufen-Knopf drücken. Allerdings belastet der kräftige US-Zinsanstieg die hochbewerteten Tech-Aktien, wie Tesla und Nvidia, kurzfristig, das sollte niemanden überraschen.
Ich bin hingegen völlig anderer Meinung. Der richtige Indikator für die Konjunkturlage ist eben nicht die Unternehmensumfrage, sondern vielmehr die Haushaltsumfrage, demnach die Zahl der Beschäftigten seit März stagniert. Ich bleibe daher der festen Überzeugung, dass die US-Wirtschaft bereits in einer Rezession ist.
Allerdings könnte ein kurzfristig weitergehender US-Zinsanstieg den Goldpreis belasten, zumal wenn der US-Zinsanstieg den Dollar mit nach oben ziehen sollte.
Insgesamt sollte damit die Party an den Aktienmärkten erst einmal weitergehen, wodurch die Finanzbedingungen allerdings immer weiter gelockert werden, was zwangsläufig die Inflation ankurbelt. Das könnte der Fed den nötigen Vorwand liefern, um möglicherweise im September einen größeren Zinsschritt nach oben zu machen, als Investoren erwarten, womit die Fed erneut zum Spielverderber an den Aktienmärkten werden könnte. Mit derartigen Gedanken beschäftigen sich Investoren aber nicht heute, sondern erst an einem anderen Tag.
In meiner Sendung "Euer Egmond" analysiere ich wöchentlich die Märkte!
Sehr gerne, mach ich.
Echt tolle und informative Artikel von Ihnen! Weiter so 👍 Vielen Dank!