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20:11 Uhr, 30.12.2002

Standard & Poor´s Ausblick auf 2003

S&P Ausblick 2003: Die Top-Favoriten

Die Analysten von Standard & Poor's empfehlen trotz einer fundamentalen Erholung den Technologiesektor relativ zu anderen Segmenten unterzugewichten, da die Erholung voraussichtlich nur langsam voranschreiten wird.

Die jüngsten Dezember-Ausblicke der Tech Bellwether wie Intel, Texas Instruments, IBM, Novellus Systems, Flextronics und Cisco Systems deuten darauf hin, dass sich die Geschäftslage im IT-Sektor stabilisiert haben könnte. Doch sieht der Umsatzausblick für das Jahr 2003 gemischt aus. Viele Techunternehmen geben keine Ausblick über das aktuelle Quartal hinaus.

S&P bewertet eine Reihe von Unternehmen mit Top-Ratings, da diese von einer Erholung der Investitionen im Sektor besonders profitieren werden. Zu diesen Unternehmen gehört der Softwaregigant Microsoft, der Security-Softwareanbieter Symantec, der Netzwerk Ausrüster Cisco Systems und der Mobilfunkausrüster Nokia. Weitere mit Buy bewertete Unternehmen sind die Chiphersteller Analog Devices und Microchip Technology, der IT-Dienstleister Affiliated Computer Services, der Vertragshersteller Flextronics und der Internet Suchdienstleister Overture Services.

Halbleiter

Standard & Poor's rechnet im Jahr 2003 mit einem moderaten Wachstum in der Halbleiterindustrie. Nach dem Boom im Jahr 2000 und dem Zusammenbruch im Jahr 2001 haben sich die Umsätze im Jahr 2002 stabilisiert und sind voraussichtlich um 1.8% gewachsen, so Thomas Smith, Halbleiter Analyst bei S&P.

Die Semiconductor Industry Association (SIA) rechne damit, dass das Dollar Umsatzvolumen in der globalen Halbleiterindustrie im Jahr 2003 um 19.8% und 2004 um 21.7% wachsen wird. S&P rechnet im Chipsektor mit einem Wachstum im Jahr 2003 von 18% und 2004 von 23%. Der Sektor solle laut S&P mit dem Markt gleichgewichtet werden.

Die Fundamentaldaten hätten laut S&P im Sommer und Herbst 2001 einen Boden gebildet. Bis Ende 2002 sei die Industrie große Schritte bei dem Abbau der Lagerbestände und bei der Anpassung der Kostenbasis an niedrigere Umsatzströme gegangen.

Die Endmärkte Computer und Mobiltelefone wachsen moderat und sollten bis 2004 um 8% bis 10% wachsen. Der Endmarkt Festnetz Kommunikation hinke hinter den anderen Bereichen hinterher, und S&P rechnet mit einer schwachen Investitionsbereitschaft bis 2004.

Eine Reihe von Unternehmen, die Chips für Festnetz Kommunikation anbieten, seien von S&P mit "meiden" bewertet. Dazu gehören Applied Micro Circuits, Broadcom, Cypress Semiconductor, Integrated Device Technology und PMC-Sierra.

Im PC-Bereich sei Intel und Micron mit "meiden" und Nvidia und AMD mit "halten" bewertet. Chiphersteller mit einem breiteren Angebot wie Texas Instruments oder LSI Logic seien ebenfalls mit halten bewertet.

Die Favoriten der S&P Analysten sind für das Jahr 2003 jene Chiphersteller, die einen breiten Endmarkt wie bedienen. Analog Devices, ein Hersteller von digital-signal Prozessoren und hich-end analogen Chips, und Microchip Technology, ein Hersteller von eingebetteten Kontrollsystemen, die in einem weiten Anwendungsspektrum integriert werden können.

Jene Unternehmen, deren Produkte in ein breites Spektrum von Anwendungsbereichen (Automotoren, Heimelektronikgeräte, Digitalkameras etc.) integriert werden können, sollten laut S&P im Jahr 2003 besser performen, als jene Unternehmen, die nur einen Endmarkt bedienen.

Netzwerk Equipment

Megan Graham-Hackett, Computer Hardware Analyst bei S&P, stellt seine Favoriten im Sektor vor und gibt einen Ausblick auf das Jahr 2003. Die Netzwerkindustrie sei inmitten eines Abschwungs. Daten der Dell'Oro Group zufolge wird der Umsatz in zwei Schlüsselsegmenten - Switches und Router - im Jahr 2002 um 7.5% respektive um 25% fallen. Obwohl es noch diese augenscheinlich großen Rückgänge gibt, sei das Schlimmste Vergangenheit, so Hackett.

Der Ethernet Switch Markt (Jahresumsatz: $12 Milliarden) wird 2002 um 1.5% und 2003 um 3.5% wachsen können. Das ist zwar nur moderates Wachstum, ist aber beeindruckend, betrachtet man den starken Preisdruck im Sektor, so S&P.

Langfristig rechnen Markforscher im Data-Networking Bereich für Unternehmen mit einer Wachstumsrate zwischen 10% und 15% - ein Rückgang von den Wachstum von 20% und 30%, das noch vor wenigen Jahren erwartet wurde. Gegenüber dem durchschnittlichen für den IT-Sektor erwarteten Wachstum von 8% bis 10% hebe sich dieses Segment jedoch weiterhin hervor, hieß es.

Der Top-Favorit von S&P im Netzwerk Equipment Markt ist Cisco Systems. Der Marktführer sei mit 5 Sternen (Buy) bewertet. Cisco habe den Abschwung genutzt, um weiter vorzurücken. Das Unternehmen konnte auf Kosten seiner Wettbewerber Marktanteile gewinnen und hat seine Kapitalposition auf $21 Milliarden vergrößert. Mit einem aktuellen Kurs von $13.49 habe die Aktie gegenüber dem intrinsischen Wert zwischen $17.50 und $18 Aufwärtspotential, so S&P. Die Aktie sei attraktiv.

Software

Trotz des gemischten Ausblickes für den gesamten IT-Sektor im Jahr 2003 erkennt Jonathan Rudy, Software Analyst von S&P, eine Reihe von Unternehmen, die profitieren könnten.

Der Top-Favorit des Analysten ist das mit 5 Sternen (Buy) bewertete Softwarehaus Microsoft. Das Vorzeigeunternehmen zeichne sich durch seine Dominanz im Markt, die starke Kapitalposition und die Qualität der Earnings aus. Was aber positiv für Microsoft ist, muss nicht zwangsweise auch gut für alle anderen Unternehmen in der S&P Systems Software Group sein, so Rudy.

Im Jahr 2003 rechnet S&P mit einer weiterhin positiven Entwicklung des Bereiches Internet Security. Treibende Kraft hinter den Investitionen könnte die wachsende Angst vor Cyberterrorismus sein. Der Top-Favorit von S&P in diesem Bereich ist Symantec, ein Marktführer im Bereich Antiviren-Software für den Verbrauchermarkt.

S&P rät im Videospielesektor nach der dramatischen Wachstumsverlangsamung Ende 2002 zur Vorsicht. Die Bilanzzahlen der Videospielehersteller THQ und Activision würden darauf hindeuten, dass das starke Wachstum seit Jahresanfang im nächsten Jahr nicht anhalten könnte.

Internet Software/Services

Scott H. Kessler, Internet Software and Services Analyst bei S&P, gibt einen Ausblick auf das Jahr 2003. Er rechnet mit einem Gleichlauf der Aktien in diesem Sektor und dem S&P 500 Index im Jahr 2003. Trotz der volatilen Entwicklungen in den vergangenen Jahren konnten sich einige Unternemen durchsetzen und haben ihre Marktführerschaft ausbauen können. Mit einer geringeren Zahl von Wettbewerbern und der Fokussierung auf Gewinne konnten die Marktführer Marktanteile gewinnen, überschüssige Kosten abbauen, Assets außerhalb des Kerngeschäfts abstoßen und ihre Profitabilität erhöhen.

Viele Investoren im Internetsektor scheinen laut Kessler aber zu viel zu erwarten. Viele Unternehmen seien bereits ausreichend bewertet, besonders hinsichtlich des Kurs-Gewinn-Verhältnisses.

Im Jahr 2003 könnten Internetunternehmen an der positiveren Ausgangslage und an der stärkeren Weltwirtschaft profitieren. Die Zuwächse bei der Zahl der Internetnutzer spreche ebenfalls für eine weitere Expansion des Sektors. Der Bereich eCommerce hebe sich innerhalb des Internetsektors hervor, da er die Erwartungen stetig übertreffen könne, so S&P. Diese Trends sollten durch die zunehmende Nutzung von mobilen Internetzugangsapplikationen (z.B. Wi-Fi) unterstützt werden.

Der Top-Favorit von S&P im Internetsektor ist das mit 5 Sternen (Buy) bewertete Overture Services. Overture ist der Marktführer im Bereich Pay-For-Performance Sucheinträgen und habe langjährige Verträge mit Microsoft und Yahoo. Darüber hinaus expandiere Overture auf internationaler Ebene.

Gegenüber dem aktuellen Kurs von $28.84 seien die Aktien mit einem von S&P ermittelten intrinsischen Wert von $40 günstig bewertet. S&P rechnet mit einer merklichen Outperformance der Overture Aktie gegenüber dem Marktdurchschnitt.

EMS/Storage/Imaging

S&P rechnet im Bereich EMS (elektronische Fertigungsdienste) mit einer steigenden Nachfrage, da sich Unternehmen zunehmend mit der Idee anfreunden, Teile des Unternehmens auszulagern. Der Trend der EMS Unternehmen, ihre Fabriken an Standorte zu verlegen, wo die Produktion günstiger ist (wie Asien, Osteuropa, Lateinamerika) sollte anhalten, so Richard Stice, S&P Analyst für die Bereiche Electronic Manufacturing Services, Data Storage und Photo/Imaging.

Der Top-Favorit im EMS-Sektor ist das mit 5 Sternen (Buy) bewertete Flextronics. Das Unternehmen gewinne laut S&P Marktanteile und entwickle sich hinsichtlich der Einsparung von Kosten durch die Nutzung von low-cost Fabriken schneller als die Konkurrenz und generiere bereits rund 2/3 des Gesamtumsatzes in diesem Bereich.

Der Bereich Datenlagerung (data-storage) bleibe durch die ausbleibende Investitionsbereitschaft der Unternehmen unter Druck. Trotzdem rechnet Stice mit einer Erholung im Jahr 2003, da sich die Profitabilität der Unternehmen verbessert, die zu verwaltende Datenmenge sich erhöht und die Priorität der Datenlagerungsprodukte sich gesteigert habe.

S&P bevorzugt aktuell jene Unternehmen, die tragbare Datenlagerungsmedien (wie Bandlaufwerke oder Disketten) anbieten. Diese seien die kostengünstigere und damit aktuell attraktivere Alternative. In diesem Sektor hebt Stice Imation und Storage Technology hervor, die mit 4 Sternen (Akkumulieren) bewertet seien.

Der IT-Dienstleistungssektor sei durch die mangelnde Investitionsbereitschaft der Unternehmen und durch die ständige Aufschiebung bereits erwarteter Aufträge unter Druck. Doch sollten sich die Aussichten für die Unternehmen im Sektor im Jahr 2003 verbessern, da es einen Trend zur Auslagerung von Geschäftsbereichen gebe, der auch anhalten soll, so S&P.

Der Top-Favorit im IT-Dienstleistungssektor ist das mit 5 Sternen (Buy) bewertete Affiliated Computer Services. Es hebe sich durch das diversifizierte Produktportfolio, die periodisch wiederkehrende Umsatzbasis und die hohe Summe ($1 Milliarde) an potentiellen Auftragseingängen hervor.

Im Bereich Photo/Imaging und Büroausstattung gebe es weiterhin mangelnde Nachfrage und erhöhten Preisdruck. Weitere Kosteneinsparmaßnahmen seien wahrscheinlich, da sich die Betriebe im Sektor an einen schwachen Ausblick anpassen müssen.

Halbleiter Equipment

Der Sektor Halbleiter Equipment hat ein schweres Jahr 2002 hinter sich. Die Erwartungen einer Erholung in der zweiten Jahreshälfte blieb fast gänzlich unerfüllt, da die Nachfrage nach elektronischen Waren - wie PCs, Mobiltelefone und Kommunikations Equipment - schwach blieb. Bis Oktober haben die Aktien im Sektor seit Jahresanfang um rund 50% an Wert verloren. Seither lief an eine neue Rallye an, und dieses Mal erwarteten die Anleger eine Erholung Anfang 2003, so Richard Tortoriello, Semiconductor Equipment Analyst bei S&P.

Der Analyst bewertet den Sektor mit Untergewichten. Obwohl sich die Chip Absatzmenge im Jahr 2003 weiter erhöhen sollte, verweist S&P auf den anhaltenden Preisdruck, die weiterhin überschüssigen Produktionskapazitäten, die schwache Investitionsbereitschaft der Unternehmen und auf allgemeine deflationäre Tendenzen. Der Preisdruck führe zu geringeren Gewinnen und damit zu geringeren Investitionen der Chiphersteller.

Darüber hinaus rechnet S&P mit einer Verlangsamung der Wachstumsraten im gesamten Elektroniksektor, da eine "Killer Applikation" fehle und die Industrie langsam einen gewissen Reifegrad erreicht habe, sodass starkes Wachstum nicht mehr zu erwarten sei. Die Bewertungen der Unternehmen im Chip Equipment Sektor seien ferner als hoch zu bezeichnen, so Tortoriello. Das mit einem Stern (Verkaufen) bewertete Applied Materials sei mit dem 4.8 fachen des Umsatzes bewertet, was deutlich über dem historischen Durchschnitt von 4.0 liege. Dieser Durchschnitt wurde aus den Jahren 1999 und 2000 bewertet, als eine allgemeine Übertreibungsphase im Markt vorherrschte.

Diese Überbewertung müsse sich abbauen, darüber hinaus sollte sich Nachfrage nach Chip Equipment steigen und auch das Absatzwachstum in den Endmärkten anziehen. Dann könne man Entwarnung geben, so S&P.

Sollten Anleger im Sektor anlegen wollen, könnten sie durch gezielte Investitionen von der Stabilisierung der Umsätze profitieren. Unternehmen, die am Wachstum der Chip Absatzmenge oder an dem wachsenden Bedarf nach Designapplikationen für integrierte Schaltkreise profitieren könnten, seien als geeignet zu betrachten. Tortoriello empfiehlt in diesen Bereichen die mit 4 Sternen (Akkumulieren) bewerteten Firmen Synopsys und Cadence Design.

Einen Blick könnten Anleger auch auf Photronics, einem Hersteller von Photomasken, werfen. Das Unternehmen biete Produkte an, die bei Produktionsbeginn neuer Chip Designs Anwendung finden. Amkor Technology, der führende Anbieter von Chip Verpackungsdiensten, könne an der wachsenden Chip Absatzmenge profitieren. Amkor ist mit Akkumulieren bewertet.

Kommunikations Equipment

Ari Bensinger, Analyst mit dem Fachgebiet Kommunkations Equipment von S&P, merkt an, dass sich der Sektor in einer schmerzlichen Korrektur befindet, da die größte Kundengruppe (Telekommunikationsunternehmen) an sinkenden Umsätzen und an Kapitalknappheit leiden. Nach einem 15 prozentigen Rückgang im Jahr 2001 erwartet die Industrie einen weiteren Umsatzrückgang um 60% in diesem Jahr. Die Umsatzentwicklung scheint sich aber zu stabilisieren, nachdem die Kommunikations Netzwerke in den Jahren 1999 und 2000 massiv ausgebaut wurden.

Die Equipment Lieferanten im Sektor arbeiten hart daran, ihre Kostenstruktur durch Entlassungen und Restrukturierungen an die schwächere Nachfragesituation anzupassen, so Bensinger. Die laufenden Restrukturierungsmaßnahmen werden ein flexibleres Umfeld schaffen, in dem sich die Unternehmen im Sektor zukünftig schneller an Veränderungen in der Industrie anpassen können. Investoren sollten Schlüsselentwicklungen wie eine verbesserte Auftragslage oder eine sequentielle (Quartal-zu-Quartal) Umsatzentwicklung im Auge behalten, um eine Erholung erkennen zu können.

Während der Festnetzmarkt weiter konsolidieren werde, spiele das Mobilfunkgeschäft eine Schlüsselrolle. Das mit 5 Sternen (Buy) bewertete Unternehmen Nokia sei der Favorit in diesem Bereich und zeichne sich durch seine Marktführerschaft in den Bereichen Profitabilität und Absatzmenge von Mobiltelefonen aus.

S&P hebt den bekannten Markennamen Nokia´s, die unerreichten Skalen und Effizienzwerte in der Fertigung, die hohe Profitabilität und die starken Cash Flow Ströme als Vorteile hervor. Die Nokia Aktie, die aktuell bei $15.56 gehandelt wird, habe gegenüber dem Fair Value bei $20 deutliches Aufwärtspotential.

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