Stagflationsgefahr: Ex-Chef der Fed sieht schwarz
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Greenspan ist ĂŒber zwei Dinge besonders besorgt: Anleihen und Stagflation. Vor 20 Jahren prognostizierte er, dass sich Aktien in einem gefĂ€hrlichen AufwĂ€rtstrend befĂ€nden und der Markt kollabieren wĂŒrde. Seine Prognose âIrrational Exuberanceâ hallt bis heute nach.
Als er die irrationale Ăbertreibung im Jahr 1996 prognostizierte, dauerte es noch mehrere Jahre bis der Markt, vor allem Technologiewerte, zusammenbrach. Heute sieht er die Gefahr nicht auf dem Aktienmarkt, sondern dem Anleihemarkt.
Global sind Anleihen trotz des Zinsanstiegs der letzten Wochen nach wie vor extrem hoch bewertet. Die Zinsen sind nach wie vor historisch niedrig. Das geht auf Dauer nicht gut, denn Zinsen sind letztlich von der Inflation abhĂ€ngig. Steigt diese unerwartet stark an, dann dĂŒrfte der Anleihemarkt kollabieren.
Notenbanken sehen derzeit keine reale Gefahr, dass die Inflation rasch ansteigt. Auf Jahre hinaus sehen sie die Möglichkeit ihr 2âŻ% Ziel gerade so zu erreichen. Dass das Ziel ĂŒberschritten wird, ist derzeit kein Thema. Greenspan sieht das anders, auch wenn er es so direkt nicht ausdrĂŒckt.
Er sieht die Gefahr von Stagflation auf uns zukommen. Sie wird nicht heute und nicht morgen um sich greifen. Die Chancen, dass es dazu kommt, stehen allerdings schon fast bei 50âŻ%. Eine Wiederholung der 70er Jahre deutet sich an.
Lesen Sie dazu auch: Stagflation droht - So reagieren die AktienmÀrkte
Wer das fĂŒr weit hergeholt hĂ€lt, kennt Greenspans Argumentation nicht. Sie ist absolut bestechend und lĂ€sst sich in einer Grafik zusammenfassen. Die Darstellung zeigt Greenspans ultimativen Indikator fĂŒr das Sentiment der Unternehmen. Es handelt sich dabei um das VerhĂ€ltnis von dem Geld, welches Unternehmen verdienen und den Ausgaben fĂŒr langfristige GĂŒter.
Letztlich ist das VerhĂ€ltnis eine Art Sparquote. Liegt es ĂŒber 1, dann horten Unternehmen Cash, anstatt es zu investieren. Liegt es unterhalb von 1, dann wird deutlich mehr investiert. Unternehmen nehmen Schulden auf, um Investitionen zu finanzieren.
Diese Quote zeigt einen recht klaren Zusammenhang zum Aktienmarkt. Unternehmen tendieren zu höheren Sparquoten, wenn die Wirtschaft nicht so recht lÀuft. Das spiegelt sich auch in Aktienkursen wider.
Im Laufe der letzten 55 Jahre war die Sparquote selten so hoch wie jetzt. FĂŒr einen Aufschwung, wie wir ihn seit Ende 2009 sehen, ist die Quote beschĂ€mend hoch. Die meiste Zeit liegt die Quote unterhalb von 1. Unternehmen investieren. Inzwischen ist das seit Jahren nicht mehr der Fall. Seit 2009 befindet sich die Quote ĂŒber 1 und sie steigt seit einem Jahr wieder an.
Je mehr Unternehmen sparen, desto weniger zuversichtlich sind sie. Wer glaubt, durch Investitionen in Zukunft mehr verdienen zu können, tÀtigt diese Investitionen. Wer nicht daran glaubt, spart das Geld lieber. Genau das ist der Fall und es ist kein temporÀres PhÀnomen, sondern ein systematisches.
Einerseits liegt dieses PhÀnomen an den tatsÀchlichen Perspektiven, die Unternehmen haben. Die Welt leidet unter dem demographischen Wandel und stagnierender ProduktivitÀt. Das ist praktisch die Definition systematischer Stagnation (sÀkulare Stagnation).
Das Problem verschĂ€rft sich noch durch die bereits bestehende Schuldenlast und einer zunehmenden Verschuldung. Dies gilt vor allem fĂŒr Staaten. Staaten haben so hohe Verpflichtungen (Renten, Gesundheit), dass die Verschuldung in Zukunft zwangslĂ€ufig ansteigen wird. Nun gilt fĂŒr eine Volkswirtschaft jedoch die einfache Faustformel: was gespart wird, wird auch investiert.
Ist die volkswirtschaftliche Sparquote gering, weil Staaten ihre Defizite nicht in den Griff bekommen, dann wird auch weniger investiert. Dieser Zusammenhang gilt seit eh und je und auch die sonderbaren Zeiten, in denen wir uns gerade befinden, haben daran nichts geÀndert.
Um zukĂŒnftige Inflation zu verhindern und höheres Wachstum zu erzielen, mĂŒsste sehr viel mehr investiert werden. Dazu kommt es nicht. Die Zuversicht fehlt und die exzessiven Schulden in Teilen der Wirtschaft grĂ€bt den Spielraum fĂŒr Investitionen ab. Als es zum letzten Mal dazu kam, traten wir in die 70er Jahre ein und Stagflation griff um sich. Es brauchte damals ungefĂ€hr 10 Jahre, bis die hohen Sparquoten der Unternehmen zu erhöhter Inflation fĂŒhrten. Ein paar Jahre Zeit haben wir also noch. Danach sieht es dĂŒster aus, nicht nur fĂŒr die Wirtschaft und den Aktienmarkt, sondern auch fĂŒr den Anleihemarkt. Mit steigender Inflation geht fĂŒr gewöhnlich ein massiver Selloff von Anleihen einher.
Clemens Schmale
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die selbsterfĂŒllende Funktion wirkt noch verstĂ€rkend.
Stagflation haben bereits sehr viele auf dem Radar.