Sparkassen fordern deutlichen Investitionsschub für Klimaziele
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Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones) - Die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe haben deutlich mehr Investitionen verlangt, um die deutschen Klimaziele zu erreichen. Eine langfristige und nachhaltige Emissionsreduktion könne nur durch erhebliche Investitionen in grüne Technologien und Infrastrukturen erreicht werden, betonten sie. So sei zum Beispiel die Elektrifizierung im Verkehrssektor zu langsam, was unter anderem auf das Preis-Leistungs-Verhältnis der Elektrofahrzeuge und die unzureichende Ladeinfrastruktur zurückzuführen sei.
"Für die Erreichung der Klimaziele 2030 und der Klimaneutralität bis 2045 ist ein umfassender Investitionsboom erforderlich", sagte der Chefvolkswirt der Sparkasse Hannover, Timo Plaga. Es bestehe hoher Handlungsdruck, denn die verstärkten Investitionen in den Klimaschutz müssten vorwiegend in den kommenden zehn Jahren erfolgen. Deutschland sei seinen Klimazielen für 2030 zwar nähergekommen, die Treibhausgasemissionen seien 2023 um 10,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken. "Allerdings ist dieser Fortschritt teuer erkauft", betonten die Chefvolkswirte.
Die gesunkenen Emissionen seien vor allem auf einen kräftigen Rückgang in der Energiewirtschaft sowie in der Industrie zurückzuführen. "Die Emissionen der Energiewirtschaft wurden ins Ausland verlagert, indem Deutschland netto Energie importiert. Mit dem Produktionsrückgang zum Beispiel in der Chemieindustrie drohen Deutschland Einbuße in einem Schlüsselbereich unserer Volkswirtschaft. Das sind keine wünschenswerten Szenarien", sagte der Chefvolkswirt des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), Reinhold Rickes.
Das wichtigste Instrument der europäischen Klimapolitik, die CO2-Zertifikate, spiele eine zentrale Rolle bei der Steuerung der Emissionsreduktionen. Allerdings verschlechterten sich durch die steigenden CO2-Preise die Wettbewerbsbedingungen der europäischen und deutschen Industrie. Die Chefvolkswirte prognostizierten einen wachstumsdämpfenden Effekt von etwa 0,2 Prozentpunkten pro Jahr in den nächsten fünf Jahren. Technologien, die für höhere Effizienz in Produktionsprozessen sorgten, sollten deshalb stärker gefördert werden. Zusätzlich sollten einkommensschwache Haushalte unterstützt werden, da sie überproportional von steigenden CO2-Preisen betroffen seien.
Zur Erreichung der Klimaziele müssten auch Technologien zur Abscheidung und Speicherung von CO2 (CCS) und zur Nutzung von CO2 (CCU) gefördert werden. Die Einführung einer symmetrischen CO2-Steuer, bei der sowohl CO2-Emissionen besteuert als auch CO2-Absorptionen subventioniert würden, könne eine wichtige Maßnahme sein, um die Menschen und Unternehmen bei der grünen Transformation mitzunehmen und die Klimagase schneller zu vermindern. Dabei sollte nach Dafürhalten der Ökonomen ein staatlicher Zuschussdeckel eingeführt werden, um das Budget der öffentlichen Haushalte nicht zu überdehnen.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
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