Fundamentale Nachricht
12:51 Uhr, 16.09.2020

Sparen für bessere Zeiten

Die Franklin Templeton-Gallup Economics of Recovery Study hat zahlreiche Erkenntnisse über die Einstellung und das Verhalten der US-amerikanischen Verbraucher im Umfeld von COVID-19 zutage gefördert.

Die zweite Runde unserer Franklin Templeton-Gallup Economics of Recovery Study, die sich mit der wirtschaftlichen Erholung befasst, bestätigt unsere ersten Ergebnisse und liefert einige wichtige neue Erkenntnisse:

• Die Haushalte scheinen ein gewisses Vertrauen zurückgewonnen zu haben, aber dennoch bleiben die Amerikaner vorsichtig: Drei Viertel derjenigen, die sparen können, planen, in den nächsten sechs Monaten weitere Ersparnisse zurückzulegen, und weniger als ein Drittel hat bereits jetzt die Absicht, mehr für Grundbedarfsgüter und -dienstleistungen auszugeben.

• Unsere zweite Runde zeigt auch, dass die Entwicklung eines wirksamen Impfstoffs oder einer wirksamen Therapie den größten Einfluss auf die Bereitschaft der Menschen hätte, ihr normales Ausgabeverhalten vollständig wieder aufzunehmen, während selbst ein deutli-cher Rückgang der lokalen Neuinfektionen und Todesfälle einen geringeren Einfluss auf das Vertrauen hätte.

• Die meisten Amerikaner befürworten parteiübergreifend eine neue Form finanzieller Unterstützung durch die Regierung; wir finden jedoch keine Anzeichen dafür, dass eine wesentliche Erhöhung der Arbeitslosenunterstützung die Menschen von der Arbeit abhalten würde, da eine Mehrheit der Bevölkerung eine größere langfristige Beschäftigungssicherheit vorziehen würde.

Unsere jüngsten Ergebnisse zeigen drei ermutigende Anzeichen dafür, dass die Haushalte zumindest ein gewisses Vertrauen zurückgewonnen haben:

• Die Bereitschaft der Amerikaner, sich an einer Reihe von Aktivitäten zu beteiligen, ist zwischen Juli und August stabil geblieben. Das Wiederaufflammen neuer Fälle im Juli scheint nicht zu einer anhaltenden Einschränkung der Tätigkeit geführt zu haben, was angesichts der Tatsache, dass die Zahl der Neuinfektionen im Laufe des August wieder zurückgegangen ist, ein gutes Zeichen ist.

• Das Tragen von Masken findet im ganzen Land immer mehr Akzeptanz und setzt einen Trend fort, den Gallup-Daten bereits seit April-Mai ermittelt haben. Dabei bestehen nur geringfügige Unterschiede zwischen Republikanern und Demokraten.

• Vielleicht hängt damit zusammen, dass ein steigender Anteil der Amerikaner zuversichtlich ist, sich in der Öffentlichkeit vor COVID-19 schützen zu können – obwohl der Anteil immer noch nicht höher als ein Drittel ist.

Gleichzeitig begrüßt eine starke Mehrheit der Amerikaner die fortgesetzte Hilfe der Regierung. Über 80 % der Demokraten sowie 64 % der Republikaner und 66 % der Unabhängigen sprechen sich für eine weitere einmalige Zahlung als „Economic Impact Payment“ zur Ankurbelung der Konjunktur aus, wobei eine parteiübergreifende Mehrheit eine Zahlung von 900 US-Dollar oder mehr befürwortet. Diese breite Unterstützung spiegelt wahrscheinlich die Erkenntnis wider, dass die Wirtschaft immer noch vor großen, aber vorübergehenden Schwierigkeiten steht.

Unsere Ergebnisse zeigen auch keine Anhaltspunkte dafür, dass eine fortgesetzte staatliche Hilfe in Form einer erhöhten Arbeitslosenunterstützung die Rückkehr der Menschen in die Arbeitswelt bremsen würde; die meisten Arbeitnehmer bevorzugen rational gesehen die größere langfristige Beschäftigungssicherheit gegenüber vorübergehender staatlicher Unterstützung, selbst wenn letztere ihr reguläres Lohneinkommen übersteigt.

Bei den Ausgaben zeigen sich die meisten Amerikaner eher zurückhaltend. Unter denjenigen, die derzeit in der Lage sind, Geld zu sparen, planen ganze drei Viertel, in den nächsten sechs Monaten weitere Ersparnisse zurückzulegen, während weniger als ein Drittel beabsichtigt, mehr für Grundbedarfsgüter und -dienstleistungen auszugeben. Noch weniger erwägen, Geld für unwichtigere Ausgaben wie Reisen oder Urlaub auszugeben (lediglich etwas mehr als einer von 10). Gleichzeitig plant nur einer von 10 Befragten, seine Schulden zu tilgen. Zusätzliche Einnahmen werden zumeist als Polster beiseite gelegt, vermutlich für den Zeitpunkt, an dem das Virus und die wirtschaftliche Unsicherheit abgeklungen sein werden; dies könnte einen wertvollen Puffer darstellen und einen schnelleren Wiederanstieg der Ausgaben ermöglichen. Die Amerikaner scheinen für bessere Zeiten zu sparen.

Die in den Monaten Juni bis Juli beobachtete Erholung der Einzelhandelsausgaben zeigt, dass die Nachfrage der privaten Haushalte bei einer Lockerung der Beschränkungen der Geschäfts-tätigkeit immer noch das Potenzial hat, das Wirtschaftswachstum wieder anzukurbeln. Um das Ausgabenniveau wieder vollständig zu normalisieren, muss jedoch das Vertrauen der Amerikaner in die Beherrschung der Pandemie wiederhergestellt werden. Unsere jüngsten Ergebnisse zeigen, dass die Entwicklung eines wirksamen Impfstoffs bei 71 % der Amerikaner die Bereitschaft zur Rückkehr zu einem normalen Ausgabenverhalten beeinflussen würde; die entsprechende Zahl im Fall einer wirksamen Therapie ist mit 64 % ebenfalls sehr hoch. Im Vergleich dazu hätte eine wesentliche und anhaltende Verbesserung der lokalen COVID-19-Zahlen (weniger als 10 Neuinfektionen und 14 Tage lang keine neuen Todesfälle) nur für ein Viertel der Befragten eine größere Auswirkung.

Die Tatsache, dass die meisten Menschen selbst einer sehr überzeugenden lokalen Eindämmung der Ansteckung wenig Bedeutung beimessen würden, spiegelt unsere Erkenntnis wider, dass die lokalen Bedingungen nur einen sehr begrenzten Einfluss auf die Risikowahrnehmung haben – das Ausmaß, in dem die Befragten den Anteil junger Menschen an den gesamten COVID-19-Todesfällen überschätzen, variiert in den wichtigsten US-Regionen um weniger als zwei Prozentpunkte. Auch die Unterstützung für die Wiedereröffnung von Schulen, Restaurants, Geschäften und Gebetsstätten scheint in allen Regionen einheitlich schwach zu sein, wobei sie im Westen des Landes besonders gering ist.

Im Gegensatz dazu bestätigt unsere zweite Ergebnisrunde, dass die politische Zugehörigkeit weiterhin eine primäre Rolle bei der Wahrnehmung des COVID-19-Risikos spielt; individuelle Merkmale und sogar die Verbreitung des Virus in der eigenen Region sind weitaus weniger relevant. Unter den Demokraten äußerten sich 35 % sehr besorgt, dass sie sich mit COVID-19 infizieren könnten. Im Vergleich dazu fürchten nur 19 % der Republikaner und 23 % der Unabhän-gigen eine Infektion. Zudem sind 41 % der Demokraten sehr besorgt, dass sie ernsthafte gesund-heitliche Folgen erleiden würden, wenn sie sich mit COVID-19 infizieren würden, während im Vergleich dazu nur 22 % der Republikaner und 28 % der Unabhängigen diese Sorge hegen.

Und wie wir in unserer ersten Runde festgestellt hatten, neigen die Amerikaner immer noch dazu, das Sterberisiko durch COVID-19 für jüngere Menschen stark zu überschätzen, während sie das Risiko für ältere Jahrgänge unterschätzen. Diese Diskrepanz zwischen der Wahrnehmung des COVID-19-Risikos durch die Menschen und den tatsächlichen Sterblichkeitsstatistiken hat erhebliche wirtschaftliche Konsequenzen – diejenigen, die sich mehr Sorgen über eine Ansteckung machen, sind auch weniger geneigt, sich wirtschaftlich einzubringen und die Wiedereröffnung von Schulen und Unternehmen zu unterstützen. Unsere jüngste Umfrage zeigt, dass nur diejenigen Amerikaner, die glauben, dass die Pandemiesituation „viel besser wird“, deutlich eher bereit sind, sich auf nicht lebensnotwendige Aktivitäten einzulassen, wie öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, ein Hotel zu buchen oder ein Restaurant, Fitnessstudio oder einen Friseursalon zu besuchen.

Unsere zweite Ergebnisrunde bestätigt daher, dass eine bessere Aufklärung über die Risiken von COVID-19 den Menschen eine fundiertere Entscheidungsgrundlage bieten und die Zurückgewinnung des Vertrauens und Erholung der Wirtschaftstätigkeit erleichtern könnte.

Die Menschen sollten natürlich dazu angehalten werden, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen und verantwortungsbewusst zu handeln, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen – unsere Feststellung, dass das Tragen von Masken im ganzen Land weiter zunimmt und die Akzeptanz bereits über 90 % beträgt, ist in dieser Hinsicht ermutigend. Aber die Rückkehr zu normalem Ausgabenverhalten von der Wahrnehmung eines Nullrisikos abhängig zu machen, könnte eine übertriebene Vorsicht – und eine unrealistisch hohe Messlatte – darstellen. Bessere und sachliche Informationen könnten zusammen mit einem anhaltenden Rückgang der Neuinfektionen dazu beitragen, die vollständige Normalisierung der wirtschaftlichen Aktivität zu beschleunigen.

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