Kommentar
16:41 Uhr, 12.06.2023

S&P 500: Welches Kursziel darf es sein?

Während David Kostin von Goldman Sachs sein Ziel für den S&P 500 per Jahresende auf 4.500 Punkte angehoben hat, bleibt Morgan-Stanley-Analyst Mike Wilson bei seinem bärischen Kursziel von 3.900 Punkten.

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 4.309,96 Pkt (S&P) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 4.309,96 Pkt (S&P)

Der breite US-Aktienmarkt hat einer gebräuchlichen Definition zufolge in der vergangenen Woche seinen Bärenmarkt beendet und einen neuen Bullenmarkt begonnen. Doch die Analysten bei wichtigen US-Investmentbanken sind sich nicht einig, was das für den Gesamtmarkt bedeutet.

David Kostin, Analyst bei der Investmentbank Goldman Sachs, hob sein Kursziel für den S&P 500 per Jahresende nun von 4.000 auf 4.500 Punkte an. Dies würde einem Kursplus von rund 4 % gegenüber dem aktuellen Niveau entsprechen. Das vorherige Ziel wäre gleichbedeutend mit Kursverlusten von ca. 7 % im Vergleich zum aktuellen Kurs.

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Im Gegensatz zum Konsens der meisten Wall-Street-Banker rechnet Goldman Sachs im Basisszenario jetzt nicht mehr damit, dass die US-Wirtschaft in eine Rezession abrutscht. Die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession in den kommenden 12 Monaten taxiere man nun nur noch auf 25 %, schrieb Kostin in einem Kommentar an die Kunden der Bank. Der Konsens der Analysten sehe hingegen eine Wahrscheinlichkeit von 65 %. "Unsere unveränderte Prognose für den Gewinn je Aktie [der S&P-500-Unternehmen] von 224 US-Dollar für 2023 geht von einer sanften Landung aus und liegt über dem Top-Down-Konsens von 206 US-Dollar", schrieb Kostin.

Eine völlig andere Einschätzung der Situation hat hingegen Mike Wilson von Morgan Stanley, der in einem neuen Kommentar an die Kunden der Bank sein Kursziel für den S&P 500 von 3.900 Punkten per Jahresende bekräftigte. Die Gewinnrezession der Unternehmen sei noch nicht vorüber, so Wilson. Seiner Meinung zufolge könnte der Markt zwei Fehleinschätzungen unterliegen, die sich als kostspielig erweisen könnten: "Erstens, dass die Auswirkungen von Zinserhöhungen auf das Wachstum hinter uns liegen; und zweitens, dass mehrere Branchen, darunter zyklische Konsumgüter, Technologie und Kommunikationsdienstleistungen, im vergangenen Jahr ihre eigene Gewinnrezession erlebten und wahrscheinlich ein beschleunigtes Gewinnwachstum verzeichnen werden", so Wilson.

Mit Blick auf den jüngsten KI-Hype sind sich sowohl David Kostin als auch Mike Wilson nicht sicher, ob KI in naher Zukunft einen starken Einfluss auf den breiteren Markt haben wird. Kostin und sein Team sehen das potenzielle Gewinnwachstum durch KI als positiv, erwarten jedoch nicht, dass dieses Szenario kurzfristig vollständig eingepreist wird. Die Strategen von Goldman glauben, dass eine erhöhte Produktivität und ein realer Trendwachstum des BIP durch die weit verbreitete Einführung von KI die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate der S&P 500-Gewinne pro Aktie über 20 Jahre von 4,9 % auf 5,4 % erhöhen werden, wie bereits in der vergangenen Woche gemeldet wurde.

Wilson argumentiert, dass die Investitionen in KI die Margen weiter belasten könnten, insbesondere für Unternehmen, die sich trotz flacher oder rückläufiger Umsätze für Investitionen in KI entscheiden. Der KI-Hype werde die allgemeine Entwicklung des Gewinnzyklus der Unternehmen im S&P 500 nicht verändern, erwartet der Analyst.

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