S&P 500® - Die Last der runden Kursmarke
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Erwähnte Instrumente
Die Last der runden Kursmarke
Nach der Analyse der Marktbreite möchten wir im nächsten Schritt den Halbjahresausblick um konkrete Chartmarken ergänzen. Wir starten mit dem Blick in die USA. Trotz jeweils neuer Rekordstände in jedem der letzten drei Monate lässt der S&P 500® bisher Anschlusskäufe vermissen. Ein Erklärungsansatz stellt die runde Kursmarke von 3.000 Zählern dar. Aus technischer Sicht besitzen solche runden Kursniveaus eine besondere Anziehungskraft. Regelmäßig halten Auswahlindizes im Dunstkreis solcher Schlüsselmarken jedoch inne. Das ist genau das Verhaltensmuster, welches der S&P 500® seit dem alten Allzeithoch vom Herbst 2018 (2.941 Punkten) an den Tag legt (siehe Chart 1). Letztlich führt diese Entwicklung erneut zu unserem Mantra der negativen Divergenzen. Schließlich bestätigen weder RSI noch der MACD die neuen Rekordhochs im eigentlichen Chartverlauf vom Herbst 2018 und von 2019 durch entsprechende Indikatorenpendants. Zwischen Kurs- und Indikatorverlauf ergibt sich also eine deutliche Diskrepanz. Vor dem Hintergrund der Vielzahl an negativer Divergenzen sowie der schwierigen saisonalen Phase während der Sommermonate sehen wir derzeit kein gutes CRV, um den Widerstand in Form der runden Kursmarke von 3.000 Punkten nachhaltig zu überspringen.
S&P 500® (Monthly)Monatstiefs als Schlüsselniveau
Die aktuell vorliegende Folge steigender Hoch- und fallender Tiefpunkte spiegelt eine gewisse Marktzerrissenheit wider. Ein solches Marktverhalten ist typisch für eine Distributionsphase. Deshalb betonen wir auf der Unterseite die relativ dicht beieinander liegenden Tiefs der letzten beiden Monate (2.751 bzw. 2.729 Punkte) als Schlüsselgrößen. Ein Abgleiten unter diese Zone wäre gleichbedeutend mit dem erneuten Rückfall in den seit März 2009 bestehenden Basisaufwärtstrendkanal, dessen obere Begrenzung aktuell bei 2.802 Punkten verläuft. Auf Tagesbasis würde diese Weichenstellung zudem für den Abschluss eines klassischen Doppeltopps sorgen, dessen rechnerisches Abschlagspotential sich auf gut 200 Punkte taxieren ließe. Ein Rückfall in den o. g. Trendkanal – verbunden mit einer abgeschlossenen oberen Umkehr – impliziert vor diesem Hintergrund einen Test des Tiefs von Anfang 2018 bei 2.533 Punkten. Im Zusammenspiel mit dem gleitenden Durchschnitt der letzten 38 Monate (akt. bei 2.544 Punkten) entsteht auf diesem Niveau eine wichtige Unterstützungszone. Als Bremsklotz könnte sich dabei zusätzlich der Faktor „Saisonalität“ erweisen.
Zyklik (Daily)Zäsur zum Dekadenende?
Wissenschaftlich gut erforscht ist die saisonale Anomalie, dass die Aktienkursentwicklung im Winterhalbjahr oftmals besser ausfällt als im Sommerhalbjahr. Dieser sog. „Halloween-Effekt“ lässt sich für eine Vielzahl von internationalen Aktienmärkten feststellen. Beim DAX® sind vor allem der August und der September aufgrund ihrer negativen Monatsperformance und einer Wahrscheinlichkeit für steigende Notierungen von kleiner 50 % herausfordernd. Aktuell „lohnt“ darüber hinaus ein Blick auf den Dekaden- bzw. den US-Präsidentschaftszyklus. Die beiden bekanntesten Zyklen überhaupt geben ebenfalls keinen Anlass zur Euphorie. Während die Bäume – gemessen am durchschnittlichen Verlauf des Dow Jones in US-Vorwahljahren – von nun an nicht mehr in den Himmel wachsen (siehe Chart 2), läuft der zyklische Rückenwind des typischen „9er-Jahres“ nun zusehends aus. Dessen durchschnittlicher Verlauf legt sogar eine Zäsur zum Ende der Dekade nahe. Im Zuge eines möglichen Neubewertungsprozesses ist die Phase von Ende August bis Anfang November besonders korrekturanfällig (siehe Chart 3). Als Schnittmenge aus den beiden zyklischen Betrachtungen sollten Anleger – analog zum vergangenen Jahr – keine allzu große Erwartungshaltung hinsichtlich einer möglichen Jahresendrally 2019 mitbringen.
Dow Jones Industrial Average (Daily)Ultimativer Deckel bei gut 400 Punkten
In Europa halten wir den Kursverlauf des Stoxx Europe 600® für einen der Schlüsselcharts. Seit 20 Jahren tendieren die europäischen Standardwerte seitwärts. In schöner Regelmäßigkeit verließ die Marktteilnehmer dabei bei gut 400 Punkten der Mut. Mit anderen Worten: Dieses Niveau markiert den ultimativen charttechnischen Deckel (siehe Chart 4). Wann immer es dem Stoxx Europe 600® gelingt die Hürden bei 404/408/415 Punkten zu überspringen, entsteht ein neues prozyklisches Investmentkaufsignal. Vor dem Hintergrund der bestehenden negativen Divergenzen sowie der schwachen Saisonalität fehlt uns aktuell allerdings die Phantasie, warum dieser Widerstand gerade jetzt genommen werden sollte. Diese Einschätzung wird durch die Charttechnik untermauert. Schließlich muss die Erholungsbewegung seit Dezember 2018 letztlich als lehrbuchmäßiger Pullback an den ehemaligen Aufwärtstrend seit Herbst 2011 (akt. bei 403 Punkten) interpretiert werden. Damit wird der Trendbruch bestätigt. Deshalb sollten Anleger die Kumulationsunterstützung aus der 38-Monats-Linie (akt. bei 371 Punkten), einem Fibonacci-Level (367 Punkte) sowie den Hochs und Tiefs bei rund 366 Punkten beachten. Ein Abgleiten unter diese Bastion manifestiert ein Scheitern an dem entscheidenden Widerstand bei 400 Punkten.
Stoxx Europe 600® (Monthly)Nahezu identische Monatstiefs und -hochs
Beim DAX® fallen auf Monatsebene die letzten drei Kerzen ins Auge: Während die letzten drei Monate jeweils Hochs bei rund 12.400 Punkten brachten, hat das Aktienbarometer gleichzeitig nahezu deckungsgleiche Monatstiefs bei gut 11.600 Punkten ausgeprägt (siehe Chart 5). Diese Marken besitzen aus Investorensicht durchaus Signalcharakter. Die Bedeutung der oberen Schlüsselmarke wird dabei durch den Point & Figure-Chart untermauert, denn dank des Spurts über dieses Level entsteht auch bei dieser Chartdarstellungsform ein neues Kaufsignal. Andererseits unterstreicht die 200-Tages-Linie (akt. bei 11.606 Punkten) den unteren Signalgeber. Während Investoren hier also auf einen erfolgreichen Ausbruch hoffen können, zeigt der Kursindex der deutschen Standardwerte noch ein deutlich vorsichtigeres Bild. Ohne Berücksichtigung der Dividenden ist die Erholung seit Ende vergangenen Jahres zuletzt im Bereich des entscheidenden Widerstandsgürtels ins Stocken geraten. Gemeint ist die Kombination aus der Nackenlinie der 2018 vervollständigten Schulter-Kopf-Schulter-Formation bei rund 5.600 Punkten, der 38-Monats-Linie (akt. bei 5.597 Punkten) sowie dem ehemaligen Basisaufwärtstrend seit März 2009 (akt. bei 5.627 Punkten; siehe Chart 6).
DAX® (Monthly)Lediglich ein Pullback
Gemessen am Kursindex der deutschen Standardwerte muss die gesamte Erholungsbewegung seit Ende Dezember vergangenen Jahres bisher als Pullback an den alten Basisaufwärtstrend bzw. an die Nackenlinie der im letzten Jahr vervollständigten oberen Umkehr eingestuft werden. Um es klar zu sagen: Unterhalb der Schlüsselgröße von gut 5.600 Punkten besitzt der Chartverlauf des DAX®-Kursindex einen „bearishen“ Grundton. Erst ein nachhaltiger Sprung über diese Hürde würde für einen großen charttechnischen Befreiungsschlag sorgen. Auf der Unterseite gilt es indes die jüngsten beiden Monatstiefs bei 5.200 Punkten zu beachten. Ein Abgleiten unter dieses Niveau würde ein Scheitern an den beschriebenen Barrieren bei 5.600 Punkten offen zu Tage treten lassen. [b]Fazit[/b]: Die internationalen Aktienmärkte haben ein überaus erfolgreiches 1. Halbjahr 2019 erlebt. Doch Anleger sollten die Kursentwicklung der ersten sechs Monate keinesfalls auf das Gesamtjahr hochrechnen. Vor allem die negativen Divergenzen stellen einen Belastungsfaktor dar und sorgen für ein schlechteres Chance-Risiko-Verhältnis als zu Jahresbeginn. Deshalb steht für uns weniger die Jagd nach weiteren Renditepotentialen auf der Oberseite, als vielmehr der Kapitalerhalt in den nächsten Monaten im Vordergrund.
DAX® Kursindex (Monthly)Interesse an einer täglichen Zustellung unseres Newsletters?
Wichtige Hinweise auf mögliche Interessenkonflikte
Rechtliche Hinweise
HSBC Trinkaus & Burkhardt AG
Derivatives Public Distribution
Königsallee 21-23
40212 Düsseldorf
kostenlose Infoline: 0800/4000 910
Aus dem Ausland: 00800/4000 9100 (kostenlos)
Hotline für Berater: 0211/910-4722
Fax: 0211/910-91936
Homepage: www.hsbc-zertifikate.de
E-Mail: zertifikate@hsbc.de
Autor: Jörg Scherer