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10:29 Uhr, 19.10.2018

Soziale und nachhaltige Anleihen folgen in den Fußstapfen von Green Bonds

Soziale Anleihen werden NN-Investment-Partners-Anleihenexperte Bram Bos zufolge zur Finanzierung von Einrichtungen der sozialen Wohlfahrt genutzt, nachhaltige Anleihen kombinierten grüne und soziale Finanzierungen.

Den Haag (GodmodeTrader.de) - Der grüne Anleihemarkt wächst schnell: Nach 73 Milliarden Euro im Jahr 2016 kam es 2017 zu Neuemissionen in Höhe von 112 Milliarden Euro. Die wesentlichen Faktoren, die zu diesem Anstieg führten, sind verbesserte Richtlinien und Klassifikationen, politische Unterstützung und eine stark steigende Anlegernachfrage, wie Bram Bos, leitender Portfoliomanager für grüne Anleihen bei NN Investment Partners, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Zudem sei der Markt durch neue Impact-Investing-Produkte in Form sozialer und nachhaltiger Anleihen erweitert worden. Soziale Anleihen würden zur Finanzierung von Einrichtungen der sozialen Wohlfahrt genutzt, während nachhaltige Anleihen eine Kombination grüner und sozialer Verbesserungen böten. Solche Produkte kämen Investoren und der Gesellschaft insgesamt zugute und lieferten Emittenten ein innovatives Finanzierungsmodell, das die Transparenz am Markt erhöhe, heißt es weiter.

„Seit dem Pariser Klimaabkommen und der Veröffentlichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen hat sich der grüne Anleihemarkt wesentlicher schneller entwickelt als soziale und nachhaltige Anleihen. 2017 war das Emissionsvolumen grüner Anleihen sieben Mal so hoch wie das sozialer und nachhaltiger Anleihen zusammen. Für 2018 erwarten wir Neumissionen von grünen Anleihen in Höhe von 120 Milliarden Euro“, so Bos.

Im Vergleich dazu seien soziale und nachhaltige Anleihen noch kein breit etabliertes Produkt. Dennoch habe man auch bei ihnen einen raschen Anstieg gesehen – wenn auch von einem relativ niedrigen Niveau –, der durch den Markteintritt einer größeren Anzahl an multinationalen Emittenten weitere Unterstützung erfahren könnte. Aktuelle Beispiele seien Starbucks und Danone, heißt es weiter.

„Wir sind zuversichtlich, dass das Interesse an sozialen und nachhaltigen Anleihen weiter zunehmen wird. Wie am grünen Anleihemarkt bereits geschehen als die International Capital Markets Association 2014 die Green Bond Principles einführte, gehen wir davon aus, dass auch mehr Standardisierung kommen wird, die den Markt für soziale und nachhaltige Anleihen anheizt. Mit der Einführung der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen beobachten wir bereits eine steigende Nachfrage nach Anleihen, die sich auf diejenigen Ziele konzentrieren, die nicht von grünen Anleihen abgedeckt werden“, so Bos.

In den vergangenen Jahren habe die zunehmende Beliebtheit grüner Anleihen zu einer erheblichen Diversifizierung am Markt geführt. Das Pariser Klimaabkommen habe dazu geführt, dass mehr Länder und Unternehmen an den Markt gegangen seien. In Ländern wie Frankreich, China und den USA seien Green Bonds in beträchtlicher Höhe ausgegeben worden. Obwohl grüne Anleihen immer noch vorwiegend in Euro denominiert seien, seien andere Währungen hinzugekommen, um mehr Auslandsinvestitionen anzulocken. Aktuell lauteten 61 Prozent der Emissionen im Bloomberg Barclays MSCI Global Green Bond Index auf Euro. Grüne Anleihen böten zudem ein relativ vielfältiges Ratingspektrum, von Papieren mit Investment Grade (69 Prozent) bis hin zu Anleihen ohne Investment Grade (fünf Prozent). Rund ein Viertel aller grünen Anleihen hätten kein Rating. Anleihen mit einem AAA-Rating machten 21 Prozent des gesamten Universums aus, heißt es weiter.

Was die Emittenten anbelange, würden die Märkte für grüne, soziale und nachhaltige Anleihen bislang von staatlichen oder staatsnahen Emittenten dominiert. Die Regierungen zahlreicher Länder hätten Ziele zur Förderung von Investitionen in nachhaltige Projekte und finanzierten sie durch die Emission grüner, sozialer oder nachhaltiger Anleihen. Staatliche Emittenten hätten derartige Anleihen für über 150 Milliarden Euro ausgegeben, darunter vor allem grüne Anleihen. Dieser Trend verändere sich jedoch allmählich: Die Finanzbranche repräsentiere mittlerweile den zweitgrößten Sektor am Markt für grüne, soziale und nachhaltige Anleihen und sei für 32 Prozent der Emissionen grüner Anleihen und jeweils für 19 Prozent der ausgegebenen sozialen und nachhaltigen Anleihen verantwortlich, heißt es weiter.

„Hinsichtlich der Emittenten dürfte der Markt für grüne Anleihen einen Wandel vollziehen: In der ersten Jahreshälfte 2018 haben wir eine zunehmende Beteiligung von Finanzinstituten und Unternehmen beobachtet, vor allem aus den Branchen Versorgung und Industrie. Im Gegensatz zu grünen Anleihen sind soziale und nachhaltige Anleihen in Bezug auf Länder, Branchen, Währungen und Bonität nicht so diversifiziert und werden Zeit benötigen, um diese Diversifizierung zu erreichen. Wir gehen davon aus, dass soziale und nachhaltige Anleihen in erster Linie von Regierungen vorangetrieben werden. Insgesamt erwarten wir für grüne, soziale und nachhaltige Anleihen jedoch, dass die Bandbreite an Ländern, Branchen, Währungen und Bonitätsratings zunehmen wird. Für Investoren, die eine nachhaltigere Ausrichtung ihrer Anlagen anstreben, eröffnet das mehr Möglichkeiten, in soziale Verbesserungen und Umweltschutz zu investieren, ohne ihre Strategie zu verändern oder auf Rendite zu verzichten“, so Bos.

1 Kommentar

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  • Prekal
    Prekal

    Grüne Themen sind inzwischen alles andere als Nische und als Geldanlage sicher nicht nur für Idealisten gedacht, da stimme ich völlig zu. Wenn man mit dem in Anleihen investieren Erfahrungen gemacht hat, ist man die letzten Jahre ja schon auf einige vielversprechende Vertreter gestoßen (bin selbst auch bei einer Anleihe der Deutschen Lichtmiete Invest und bei einer für Solarenergie beteiligt und mit beiden sehr zufrieden) - wichtig ist halt, egal ob es um LED-Leuchtmittel, Solaranlagen oder Anderes geht, das man sich genauso informiert, wie man das bei jeder anderen Direktinvestition tun würde. Jede gewünschte Rendite benötigt eben auch Sicherheit und um ein geringes Risiko sicher zu stellen, muss man Angebote schon ausreichend (etwa bezüglich Bilanz und Ratings) analysieren.

    00:00 Uhr, 29.10. 2018

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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