Solltest du deine Währungsrisiken absichern?
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Es ist aktuell chaotisch in der Welt, und am Aktienmarkt sowieso. Inflation, Rezessionsängste und besonders geopolitische Spannungen – kaum ein Tag vergeht, ohne dass neue Schlagzeilen die Welt und die Märkte in Unruhe versetzen. Wer als Anleger unterwegs ist, hat vor allem eines im Blick: das Risiko, dass der Wert der eigenen Aktien oder ETFs plötzlich einbricht. Das sogenannte Equity-Risiko ist jedem klar, der an der Börse investiert.
Doch es gibt noch eine andere Baustelle, die oft übersehen wird: Währungsrisiken. Wer Geld in US-Aktien, britische Anleihen, asiatische Tech-Werte oder sonst wo auf der Welt steckt, investiert nicht nur in Unternehmen oder Staaten, sondern eben auch in eine Fremdwährung. Und diese kann gegenüber dem Euro schwanken – manchmal heftig. Gerade jetzt, wo der US-Dollar gegenüber dem Euro nach Jahren der Stärke an Boden verliert, fragen sich viele: Sollte ich mein Währungsrisiko absichern? Oder ist das am Ende nur teuer und unnötig?
Wir nehmen die gängigsten Währungspaare unter die Lupe, zeigen an einem Beispiel, wie Hedging funktioniert, und klären, ob es sich für Privatanleger überhaupt lohnt.
Was bedeutet Währungshedging?
Währungshedging heißt nichts anderes, als sich gegen Wechselkursschwankungen abzusichern. Wer US-Aktien hält, hängt eben nicht nur vom Aktienkurs ab, sondern auch davon, wie sich der Dollar zum Euro entwickelt. Steigt der Euro, sinkt der Wert der Dollar-Investments – das kann die Rendite schnell drücken.
Hedgen kann man über mehrere Möglichkeiten:
- Derivate auf Währungspaare: Z.B. KO-Zertifikate auf EUR/USD oder andere Währungsoptionen. Solche Produkte lassen sich sogar bei Neobrokern handeln, fast so einfach wie Aktien.
- Fremdwährungen direkt halten: Bei Brokern wie Interactive Brokers kannst du einfach Dollar, Franken oder Pfund im Konto halten und so Währungsrisiken steuern.
- Währungs-gesicherte ETFs/Fonds: Es gibt ETFs, die das Hedging gleich mitbringen, etwa S&P 500-ETFs mit Euro-Absicherung – diese haben aber immer höhere Kosten, also die TER ist höher als bei Fonds ohne Hedge.
Die wichtigsten Währungspaare für deutsche Investoren
Für deutsche Anleger ist EUR/USD das entscheidende Währungspaar. Wer US-Aktien oder -ETFs hält, hat automatisch ein Dollar-Risiko. Derzeit schwächelt der Dollar gegenüber dem Euro – das drückt die Rendite trotz guter US-Märkte:
Wichtig ist auch EUR/CHF: Der Franken gilt als sehr starke Wärhung und sicherer Hafen und wertet in Krisen oft auf. Das Währungspaar EUR/CHF weist einen langfristigen Abwärtstrend auf. Das heißt Schweizer Aktien gewinnen in EUR zusätzlich an Wert durch die Forex-Bewegungen:
Andere Paare sind meist weniger relevant:
- EUR/HKD: Durch die enge Kopplung des Hongkong-Dollars an den US-Dollar deckt ein EUR/USD-Hedging das Risiko gleich mit ab.
- EUR/DKK: Die dänische Krone bewegt sich kaum, weil die Zentralbank sie eng an den Euro bindet – Hedging überflüssig.
- EUR/GBP, EUR/JPY: Nur bei hohem Exposure oder kurzen Laufzeiten ein Thema.
In den meisten Fällen geht es also nur um den Dollar – alles andere ist entweder stabil oder indirekt abgedeckt.
Was bewegt die Währungskurse?
Währungen schwanken nicht ohne Grund. Es gibt eine Reihe von Faktoren, die dazu führen, dass eine Währung auf- oder abwertet:
- Zinsunterschiede: Höhere Zinsen in einem Land locken Kapital an und stützen die Währung.
- Inflation: Steigende Preise schwächen meist die Kaufkraft und damit die Währung.
- Wirtschaftsdaten: Starke oder schwache Konjunktur beeinflusst die Nachfrage nach der Währung.
- Notenbankpolitik: Zinssenkungen, Anleihekäufe oder andere Maßnahmen drücken oft auf den Kurs.
- Politische Stabilität: Unsicherheit (z.B. durch Wahlen, Krisen) kann eine Währung schwächen.
- Rohstoffpreise: Bei Rohstoffwährungen (z.B. kanadischer Dollar, norwegische Krone) spielen Öl- oder Gaspreise eine Rolle.
Diese Faktoren wirken oft zusammen – und machen Währungsbewegungen schwer vorhersehbar.
Wie berechnet sich der Fair Value einer Währung?
Der Fair Value eines Währungspaars beschreibt, wo der Wechselkurs eigentlich stehen sollte – aus fundamentaler Sicht. Eine verbreitete Methode dafür ist die Kaufkraftparität (KKP). Sie geht davon aus, dass ein identischer Warenkorb in verschiedenen Ländern langfristig gleich viel kosten sollte. Ist er z. B. in den USA teurer als im Euroraum, müsste sich der Euro gegenüber dem Dollar aufwerten, um das auszugleichen.
Neben der KKP gibt es komplexere Modelle, etwa:
- makroökonomische Modelle (wie BEER oder FEER), die Handelsbilanz, Zinsen oder Terms of Trade einbeziehen
- marktbasierte Modelle, die Kapitalflüsse und Anlegerverhalten berücksichtigen
- und vereinfachte Ansätze wie der Big Mac Index, der grob auf Preisvergleichen basiert
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Fair Value von EUR/USD
Aktuell zeigen mehrere Berechnungen, dass der Euro gegenüber dem US-Dollar auch nach der jüngsten Aufwertung immer noch um 5-10 % unterbewertet ist – je nach Quelle. Dennoch: Solche Modelle sind langfristig gedacht. Kurzfristig dominieren meist andere Faktoren wie Geldpolitik, Zinsen oder Marktstimmung.
Konkretes Beispiel 2025
Ein Blick auf das laufende Jahr zeigt, wie stark sich Währungsbewegungen auf die Rendite auswirken können. Seit dem erneuten Zoll-Chaos rund um Trump im Frühjahr 2025 hat der S&P 500 (blau) zunächst deutlich korrigiert, sich in US-Dollar aber inzwischen komplett erholt – und notiert YTD sogar leicht im Plus. Ganz anders in Euro: Der iShares Core S&P 500 ETF (gelb) liegt über 10 % zurück.
Der Grund: Der Euro hat seit Jahresbeginn spürbar gegenüber dem US-Dollar aufgewertet. Für Euro-Anleger heißt das: Obwohl der US-Markt gut läuft, bleibt in heimischer Währung deutlich weniger übrig.
Wer solche Schwankungen nicht hinnehmen will, kann sie absichern – zum Beispiel mit einem Long-Zertifikat auf EUR/USD wie dem Knock-out-Zertifikat mit WKN HG5ND3 (Hebel: 6,75x). Hast du in deinem Depot zum Beispiel etwa 40.000 Euro USD-Exposure, reicht ein Einsatz von rund 5.900 EUR (40.000/6,75) im Zertifikat, um die Wechselkursbewegung weitgehend zu neutralisieren.
Das zeigt: Hedging ist machbar – aber nicht immer nötig. Entscheidend ist, ob man das Währungsrisiko wirklich aktiv steuern will.
Lohnt sich das Ganze überhaupt?
Hedging kann in bestimmten Fällen sinnvoll sein – aber das gilt eher für Ausnahmen als für die Regel. Zum Beispiel:
- Du hast ein kurzfristiges Investment in einer volatilen Fremdwährung.
- Du musst zu einem bestimmten Zeitpunkt eine größere Summe zurück in Euro tauschen.
- Du willst dich bewusst vor politischen Risiken oder Extrembewegungen schützen (z.B. bei Wahlen oder Krisen).
Aber in den meisten Fällen lohnt sich das Hedging nicht – und zwar aus mehreren Gründen:
- Kosten: Hedging ist nie gratis. Ob über Derivate, Spreads oder Fonds mit Währungsschutz – es frisst immer Rendite.
- Komplexität: Du brauchst ein gutes Verständnis von Märkten, Produkten und Währungszusammenhängen.
- Timing-Problematik: Währungsbewegungen sind schwer vorhersehbar. Häufig liegt man mit dem Timing daneben – und das Hedging schadet mehr, als es nützt.
- Langfristige Wirkung: Über viele Jahre gleichen sich viele Währungsschwankungen statistisch aus – und sind oft kaum relevant im Vergleich zur Aktienmarktperformance.
Gerade für langfristige Privatanleger überwiegen daher meist die Nachteile. In vielen Fällen ist es besser, das Währungsrisiko einfach „auszusitzen“, anstatt sich teuer dagegen zu versichern, allerdings wenn man wirklich kein Risiko eingehen möchte oder kann, ist es nicht verwerflich, sich dagegen abzusichern.
Fazit
Währungshedging ist ein Thema, das viele Privatanleger lange ignoriert haben – oft zu Recht. Denn wer langfristig investiert, breit streut und nicht regelmäßig zwischen Euro und Fremdwährungen hin- und herwechselt, kann Wechselkursschwankungen meist einfach aussitzen.
Kurzfristig aber – wie etwa 2025 beim starken Euro – kann das Währungsrisiko spürbar auf die Rendite drücken, selbst wenn die eigentlichen Investments gut laufen. In solchen Phasen kann gezieltes Hedging sinnvoll sein, vor allem bei großen Fremdwährungspositionen oder konkretem Kapitalbedarf in Euro.
Trotzdem: Hedging ist kein Selbstläufer. Es kostet Geld, erfordert Marktverständnis und läuft oft dem eigentlichen Investmentansatz – langfristig, einfach, kosteneffizient – entgegen. Für die meisten Anleger lohnt es sich daher nicht. Wer in starke Unternehmen oder Märkte investiert, sollte Währungsschwankungen eher als Begleiterscheinung akzeptieren – nicht als Problem, das man teuer „wegversichern“ muss.
Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte
Transparenzhinweis: Die im Artikel vorgestellten Derivate werden durch die Redaktion ausgesucht. Wir arbeiten aber mit ausgewählten Emittenten zusammen, die mit der Goldesel Trading & Investing GmbH in einer Geschäftsbeziehung stehen. Bitte beachten Sie: Der Handel mit Derivaten ist mit einem erheblichen Risiko verbunden und kann unter Umständen zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen.