Kommentar
18:49 Uhr, 11.09.2019

Soll die Notenbank Trump stürzen?

Trump greift die Notenbank fast täglich an und bezeichnet deren Chef auch mal als Feind des Volkes. Sollte sich die Notenbank wehren?

Sowohl der Notenbankchef Jerome Powell als auch die anderen Notenbanker lassen die Angriffe des Präsidenten über sich ergehen. Sie halten mit Schweigen dagegen. Ein ehemaliger Notenbanker hielt es aber nicht mehr aus und hielt dagegen. William Dudley kritisierte nicht einfach nur Trump, sondern empfahl ganz klar, Trumps Forderungen nicht zu folgen.

Eigentlich ist das kaum eine Meldung wert. Wir leben in einer Demokratie und als ehemaliger Notenbanker und Privatperson kann Dudley sagen, was er will. Trotzdem hat die Meinung natürlich Sprengkraft. Die Notenbank legt immerhin die kurzfristigen Zinsen fest und kann die Wirtschaft damit beeinflussen.

Es ist kein Zufall, dass der Leitzins und Machtwechsel in den USA eine gewisse Korrelation aufweisen (Grafik 1). Die Korrelation besteht allerdings nicht darin, dass der Leitzins angehoben wird, um einen Machtwechsel herbeizuführen.

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Die Zinsen steigen, wenn die Wirtschaft besonders schnell wächst und Inflation entsteht. Preisstabilität ist ein Mandat der Notenbank. In der Vergangenheit hat die Inflationsbekämpfung allerdings dazu geführt, dass sich die Wirtschaft zu sehr abkühlte und in eine Rezession rutschte.

Schwaches oder negatives Wachstum rund um das Wahljahr haben mit hoher Zuverlässigkeit für einen Farbwechsel im Weißen Haus gesorgt (Grafik 2). In der Erfüllung ihres Mandats kann die Notenbank politisches Gewicht entwickeln.

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Bewusst hat sie das nie getan. Sie hält sich an die Erfüllung ihres Mandats. Auch Dudley hat das nicht hinterfragt. Er denkt allerdings nicht, dass die Notenbank die Zinsen senken sollte, nur weil Trump einen hoffnungslosen Handelskrieg gegen China führt.

Rutscht die US-Wirtschaft wegen des Handelskrieges in eine Rezession, muss die Notenbank handeln, ob sie will oder nicht. Das ist ihr Mandat. Es ging Dudley vor allem darum, dass die Notenbank nicht vorsorglich die Zinsen senkt und dadurch Trump ermuntert, noch aggressiver vorzugehen.

Trump will ja genau das. Er will, dass die Fed aus allen Kanonen feuert und die Wirtschaft anschiebt, damit er seinen Handelskrieg führen kann, ohne die Wirtschaft in eine Rezession zu schüren. Es ist nicht Aufgabe der Notenbank, die Handelspolitik des Präsidenten zu unterstützen oder zu untergraben.

Sowohl Trump als auch Dudley stellen Forderungen, die die Unabhängigkeit der Notenbank untergraben. Beides ist falsch. Die Notenbank selbst reagiert derzeit also absolut korrekt. Sie beobachtet die Entwicklung und wenn der Handelskrieg die Wirtschaft zu sehr beeinträchtigt, muss sie handeln. Sie hat ein Mandat zu erfüllen. Dabei kommt es nicht darauf an, wer oder aus welchen Beweggründen die Wirtschaft schwächelt. Bis es aber soweit ist, sind die Forderungen von Trump ebenso unangebracht wie die, dass die Notenbank gegenhalten sollte.

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21 Kommentare

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  • lussien
    lussien

    S&P steht übrigens direkt unter dem Allzeithoch, trotz bösen, bösen Trump und im krassen Gegensatz zu allen Kassandrarufen der GMT-Koryphäen der letzten 2,5 Jahre...

    20:27 Uhr, 12.09. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • lussien
    lussien

    "Schwarzer Tag für deutsche Sparer", titelt die Bild-Zeitung.
    Und Herr Schmale? Der interessiert sich nicht für deutsche Sparer, der interessiert sich nur für Trump-Bashing.

    19:50 Uhr, 12.09. 2019
  • lussien
    lussien

    Dragi treibt die europäischen Banken in den Ruin, er hat mit seiner rücksichtslosen und verbrecherischen Politik den deutschen Sparern 400 Milliarden Euro gestohlen und er macht genau das von was Schmale Powell abrät: vorsorglich die Zinsen senkt, um bei der Bankenkrise komplett nackt und ohne Feuerlöscher da zu stehen!! Auslöffeln wird die Kriminelle Lagarde, aber es ist nur ein Detail.

    Und noch ein Detail: Dragi kam mit Hilfe von PD zu seinem Posten, der neue italienische EU-Komissar ist von PD und der Europaparlament-Präsident Sassoli kommt ebenfalls von PD. Dabei ist PD nur eine Looser-Partei mit 15%, und die Lega mit 38% ist nirgendwo vertreten und mit Merkels Hilfe geputscht wurde...

    Wie heißt also nun die italienische Mafia??

    19:38 Uhr, 12.09. 2019
  • lussien
    lussien

    Zum Vergleich: FED-Leitzins liegt bei 2,25%, in der Eurozone bei MINUS 0,5%, in Schweden bei MINUS 0,5%, in Japan bei MINUS 0,1%, in der Schweiz bei MINUS 1,25 bis 0,25%!

    19:22 Uhr, 12.09. 2019
  • lussien
    lussien

    Dieser neue Quatsch ist besonders lächerlich hinsichtlich der heutigen Entscheidung von Dragi Zinsen noch weiter in Negativbereich zu drücken und wieder alle Geldschleusen zu öffnen.

    Wer muss Dragi erhängen Herr Antitrump-Propagandist Schmale?

    19:19 Uhr, 12.09. 2019
  • Dragoslav
    Dragoslav

    Und wenn dem tatsächlich so sein sollte, dass diese Clique die Macht hat, durch ihre Aktionen politisch Einfluss zu nehmen, sollte sich besser das Volk gegen die Notenbank wehren.

    13:16 Uhr, 12.09. 2019
  • Dragoslav
    Dragoslav

    Und die suggestive Fragestellung, ob ein gewählter Präsident eines Landes durch eine kleine Bankiersclique gestürzt werden sollte, ist eben so unangemessen.

    13:13 Uhr, 12.09. 2019
  • netzadler
    netzadler

    die notenbanker sind tatsächlich dumme würste, keine Ahnung von Geld

    Piketty hat übrigens ein neues buch draussen, bin schon gespannt, was dem argumentativ entgegenzusetzen ist, ich glaube nicht viel

    13:13 Uhr, 12.09. 2019
  • JürgneDax
    JürgneDax

    Hallloooo

    12:25 Uhr, 12.09. 2019
  • tschak
    tschak

    Trump ist leider dumm. Das ist das große Problem. Und seine große Klappe ist vielleicht das noch größere Problem. Dummheit bellt laut...

    11:22 Uhr, 12.09. 2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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