Kommentar
08:26 Uhr, 21.05.2015

Solaraktie halbiert sich - crasht jetzt die Branche?

An der Solarenergie führt kein Weg mehr vorbei. Das heißt allerdings nicht, dass die Unternehmen automatisch Geld verdienen. Solarworld entging nur knapp der Pleite. Viele andere hat es erwischt und mussten die Insolvenz anmelden. Jetzt geht die nächste Pleitewelle um.

Erwähnte Instrumente

  • Hanergy Thin Film Power Gr.Ltd
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  • Yingli Green
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In Europa hat sich die Lage wieder beruhigt, dafür spitzt sie sich in China immer weiter zu. Die Aktie von Hanergy Thin Film wurde vom Handel ausgesetzt, nachdem sie 50% an Wert verloren hatte. Der erste Chart zeigt wie die Aktie abgestürzt ist. Einen offensichtlichen Grund gab es dafür nicht. Bekannt ist nur, dass die Aktie auf äußerst wundersame Weise in den vergangenen Monaten massiv gestiegen war. Die Börsenaufsicht hatte den Fall sogar untersucht. Festgestellt wurde bisher nichts.

Hanergy Thin Film Power GrLtd
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Der Eigentümer des Unternehmens galt bis gestern als der reichste Mann Chinas. Mit dem Kurssturz und dem Verlust von knapp 20 Mrd. USD Marktkapitalisierung ist das jetzt wohl nicht mehr der Fall.

Hanergy stellt Solarfilm her. Die Idee ist gut, da Solarfilm dünn und biegsam ist. Im Prinzip kann man den Film überall einsetzen. Der Haken: die Technologie ist noch nicht sonderlich ausgereift und Hanergy Thin Film machte fast 100% mit der Muttergesellschaft. Der Umsatz und auch der relativ stattliche Gewinn waren auf dem Papier real, allerdings zahlte die Muttergesellschaft bisher nur einen kleinen Teil der Rechnungen. Die Muttergesellschaft kaufte also bei der Tochter ein, die Umsatz und Gewinn ausweisen konnte. Gezahlt hat die Muttergesellschaft die Käufe bisher nur zu einem geringen Teil.

Diese Praxis wurde schon lange angeprangert. Bisher hat das Anleger nicht davor zurückgeschreckt,die Aktie weiter nach oben zu kaufen. Hanergy will heute noch ein Statement veröffentlichen, indem sie sich zum Kurssturz erklären. Ich bin sehr gespannt, was da drin steht. Vorstellbar wäre etwa eine massive Abschreibung auf die offenen Forderungen gegenüber der Muttergesellschaft.

Sieht man von Hanergy ab, dann geht es der restlichen chinesischen Solarindustrie auch nicht besser. Yingli Green Energy sah sich gezwungen nach einem Kurssturz von über 30% schnell eine öffentliche Erklärung abzugeben. Medien hatten berichtet, dass Yingli Bedenken über die eigene Überlebensfähigkeit geäußert hatte. Das haben sie tatsächlich - in ihrem Geschäftsbericht. Die Aussage stand im Zusammenhang mit der Refinanzierung von Schulden. Yingli muss dieses Jahr insgesamt ca. 400 Mio. USD an Schulden zurückzahlen. Weitere 200 Mio. folgen im kommenden Jahr.

Yingli Green En HLDG Co Ltd
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Grafik 1 zeigt die mittelfristigen Schulden, die Unternehmen zurückzahlen müssen. Mittelfristig heißt, dass ein Großteil der Schulden innerhalb der nächsten 12 Monate und der Rest innerhalb zusätzlicher 24 Monate zurückgezahlt werden muss. Viele Unternehmen haben weniger Cash als sie an Schulden zurückzahlen müssen. Ohne neue Schulden wären sie innerhalb der nächsten 12 bis 24 Monate insolvent.

Der operative Cash Flow ist meist noch positiv. Kommt es zum Free Cash Flow, dann ist er für gewöhnlich negativ. Braucht ein Unternehmen mehr Cash als es generiert, dann geht das nicht ewig gut. Hanergy steht auf dem Papier übrigens sehr gut da, allerdings nur auf dem Papier. Wie real die Zahlen sind kann man sich denken.

Mit den beeindruckenden Crashs innerhalb der letzten 2 Tage auf dem chinesischen Solarmarkt lassen sich die Probleme nicht mehr ignorieren. Nachdem die chinesischen Unternehmen hohen Preisdruck ausgeübt hatten und so auch europäische Unternehmen verdrängten und in den Bankrott schickten, scheint die Krise nun von Europa nach China zu wandern. Mich würde es stark wundern, wenn es nicht zu mehreren Insolvenzen käme.

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3 Kommentare

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  • Jarakoff
    Jarakoff

    Die Datenbasis für Yingli Green erscheint mit etwas fragwürdig. Yingli hat laut letztem QB über 1.500 Mio. USD "current portion of Long-term debt". Die Lage ist bei Yingli also noch dramatischer als hier dargestellt. Außerdem muss man hier schon auch die sonstigen (langfristigen) Schulden mitberücksichtigen. Bei Trina Solar z.B. sind diese nämlich mit "nur" rund 300 Mio. USD relativ gering. Daher wird Trina Solar wohl keine Probleme haben ihre demnächst fälligen Schulden zu refinanzieren.

    Die wohl einzigen Problemkinder sind m.E. nur Yingli und eben Hanergy (aufgrund der undurchsichtigen Bilanzierungsmethoden).

    10:44 Uhr, 21.05.2015
  • max01
    max01

    Wie sieht es mit JinkoSolar aus?

    09:45 Uhr, 21.05.2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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