Kommentar
18:59 Uhr, 26.03.2020

So teuer wird Corona!

Die G20-Staaten wollen der Weltwirtschaft mit fünf Billionen US-Dollar, also 5.000 Milliarden Dollar (oder fünf Millionen Millionen), unter die Arme greifen. Doch reicht das auch?

Die Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) wollen gemeinsam die Corona-Krise bekämpfen und insgesamt fünf Billionen Dollar, also 5.000 Milliarden Dollar zur Stützung der Weltwirtschaft zur Verfügung stellen.

"Wir injizieren mehr als 5 Billionen US-Dollar in die Weltwirtschaft in Form einer gezielten Finanzpolitik, wirtschaftlichen Maßnahmen und Garantiesystemen, um den sozialen, wirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen der Pandemie entgegenzuwirken", heißt es in einer Abschlusserklärung nach einer Videokonferenz der Staats- und Regierungschefs am Donnerstag. Zur Stützung der Wirtschaft habe man sofortige und ehrgeizige Maßnahmen eingeleitet um Arbeitnehmer und kleine und mittlere Unternehmen zu schützen. "Wir bekennen uns nachdrücklich dazu, dieser gemeinsamen Bedrohung geeint entgegenzutreten."

5.000 Milliarden Dollar oder 5.000 Millionen Millionen Dollar hört sich nach sehr viel Geld an, doch reicht das auch wirklich, um die Folgen der Krise abzufedern? Die Ausgangsbeschränkungen, die Regierungen in vielen Ländern verhängt haben, führen zu Verlusten und Einnahmeausfällen nicht nur bei kleinen, mittleren und großen Unternehmen, sondern auch bei Arbeitnehmern, die unter Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit leiden. Allein in den USA ist die Zahl der Arbeitslosen in der vergangenen Woche bereits um mehr als drei Millionen Menschen gestiegen.

Wie groß die wirtschaftlichen Folgen tatsächlich ausfallen werden, kann aktuell niemand beurteilen. Aber eine Studie des ifo-Instituts kann dabei helfen, sich zumindest die Größenordnungen vor Augen zu führen. Allein für Deutschland rechnen die Experten dabei mit Kosten in dreistelliger Milliardenhöhe. "Die Kosten werden voraussichtlich alles übersteigen, was aus Wirtschaftskrisen oder Naturkatastrophen der letzten Jahrzehnte in Deutschland bekannt ist", sagte ifo-Präsident Clemens Fuest. "Je nach Szenario schrumpft die Wirtschaft um 7,2 bis 20,6 Prozentpunkte. Das entspricht Kosten von 255 bis 729 Milliarden Euro."

Bei zwei Monaten Teilschließung der deutschen Wirtschaft rechnet das ifo-Institut damit, dass das Bruttoinlandsprodukt im Gesamtjahr um 7,2 bis 11,2 Prozentpunkte geringer ausfallen könnte. Bei drei Monaten dürfte die Wirtschaftsleistung im Gesamtjahr sogar um 10,0 bis 20,6 Prozent sinken.

Das Bruttoweltprodukt (Welt-BIP), also der Wert aller auf der Welt in einem Jahr hergestellten Waren und Dienstleistungen, betrug 2019 rund 86,6 Billionen Dollar. Überträgt man die Annahmen des ifo-Institut für die deutsche Wirtschaft auf die Weltwirtschaft und nimmt an, dass durch die Krise auch das Welt-BIP um 7,2 bis 20,6 Prozent einbrechen wird, so würde dies weltweit Verlusten von 6,2 bis 17,8 Billionen US-Dollar entsprechen. Die bisher von den G20-Staaten angekündigten Maßnahmen zur Bekämpfung der Krise sind also schlimmstenfalls nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.

Politiker und Wirtschaftsführer tun derzeit so, als ließe sich die Wirtschaft einfach wie eine Maschine ausschalten und später wieder einschalten. Frühere Krisen haben aber gezeigt, dass dies eine naive Vorstellung ist. Denn hält die Durststrecke für längere Zeit an, dann gehen unweigerlich auch wirtschaftliche Strukturen verloren, so dass man nach einem Ende der Krise nicht einfach dort weitermachen kann, wo man zuvor aufgehört hat. Nicht vergessen darf man außerdem, dass die außergewöhnlichen Maßnahmen alle mit impliziten oder expliziten Schulden finanziert werden. Auch diese Schulden werden Bürger und Unternehmen in Zukunft abarbeiten müssen, mit einer unter Umständen deutlich geschwächten Wirtschaftsstruktur.

Der Welt droht eine wirtschaftliche Depression riesigen Ausmaßes. Leider dürften wie immer arme Menschen am stärksten unter der Wirtschaftskrise leiden. Die Entscheidungsträger in aller Welt müssen gut aufpassen, dass die von ihnen ausgelöste Wirtschaftskrise nicht mehr Menschenleben kostet als die Virus-Epidemie.


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124 Kommentare

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  • Bären_Karle_
    Bären_Karle_

    ja ja so ne 4 h lb ist schon lang...

    15:42 Uhr, 30.03.2020
  • Bären_Karle_
    Bären_Karle_

    die 4 stundenkerze hben wir geschafft....

    10:52 Uhr, 30.03.2020
    1 Antwort anzeigen
  • While E. Coyote
    While E. Coyote

    Gibts das auch zum mitnehmen ?

    18:50 Uhr, 29.03.2020
  • Bären_Karle_
    Bären_Karle_

    go

    21:30 Uhr, 27.03.2020
  • Bären_Karle_
    Bären_Karle_

    5 min

    21:26 Uhr, 27.03.2020
  • Bären_Karle_
    Bären_Karle_

    22.00 kommt keine angst...

    21:15 Uhr, 27.03.2020
  • Bären_Karle_
    Bären_Karle_

    ding ding....9569

    21:04 Uhr, 27.03.2020
    2 Antworten anzeigen
  • Bären_Karle_
    Bären_Karle_

    coyote komm sofort raus....trau dich...

    20:58 Uhr, 27.03.2020
    1 Antwort anzeigen
  • 1 Antwort anzeigen
  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    aber Oil wird scho recht günstig

    19:59 Uhr, 27.03.2020
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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