Kommentar
10:00 Uhr, 18.11.2016

So sieht also Panik aus

Der überraschende, globale Zinsanstieg sorgt inzwischen für entsetzte Gesichter. In Japan ist das Entsetzen nun so groß, dass die Notenbank in einer Panikreaktion eingreift.

Die Grafik zeigt wie Panik aussieht. Panik bekam die japanische Notenbank in den letzten Tagen. Seitdem Trump die Wahl gewonnen hat, schnellen die Inflationserwartungen nach oben. Wenn es in Zukunft mehr Inflation gibt, dann steigen auch die Zinsen. Für Investoren ist die Sache ganz klar und eine einfache Gleichung.

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Die Bank of Japan (BoJ) sieht das anders. Notenbankchef Kuroda konnte nicht still auf seinem Stuhl sitzen und kündigte heute mehr oder minder eine Adjustierung der Geldpolitik an. Dabei wurde mal so eben das QE Programm, welches bisher ein jährliches Limit von ca. 800 Mrd. Dollar hatte, komplett geöffnet. Die Notenbank sieht sich an keine Obergrenzen mehr gebunden. Wenn es sein muss, dann kauft sie auch Anleihen um 1,6 Billionen Dollar.

Dies will die Notenbank nicht unbedingt für alle Anleihen gelten lassen. Es geht vor allem um Anleihen mit Laufzeiten von 2 bis 4 Jahren. Insofern ist dem als unlimitiert geltendem Programm doch eine Grenze gesetzt. Derzeit gibt es 1,9 Billionen Dollar an Staatsanleihen mit dieser Laufzeit. Ein Großteil davon befindet sich bereits im Besitz der BoJ.

Ob bei dem QE Programm nun 800 Mrd. stehen oder unlimitiert - in der Praxis ist das irrelevant. Viele aufregender als die Summe der möglichen Anleihekäufe ist vielmehr das Ziel dahinter. Bereits für eine Laufzeit von 10 Jahren hat die BoJ einen Zielzinssatz ausgegeben. Dieser liegt bei ca. 0 %. Nun hat die Notenbank effektiv auch Zielzinsen für die Laufzeiten von 2 bis 5 Jahren ausgegeben. Die Zinsen sollen demnach nicht viel höher steigen als bis heute. 2 jährige Anleihen sollten demnach nicht höher steigen als -0,1 % und 5 jährige nicht höher als -0,05 %.

Ob die Ausdehnung der Zinskurvenkontrolle wirklich notwendig war, sei dahingestellt. Wie die Entwicklung der Zinskurven im Jahresverlauf zeigt, sind die Renditen für Anleihen zuletzt nicht gerade durch die Decke gegangen. In den USA und Europa sah das ganz anders aus. Pikant an der Sache ist Notenbankchef Kurodas Interpretation: Japan lässt sich aufgrund der globalen Ereignisse nicht vom Markt die Zinsen diktieren.

Was soll man dazu sagen. Wäre ja noch schöner, wenn der Markt plötzlich die Zinsen bestimmen würde...

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3 Kommentare

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  • plungeboy
    plungeboy

    Wie wollen die jemals aus dieser Nummer rauskommen - bei den nochmals gestiegenen Staatsschulden weltweit, ist ein Schuldendienst zu normalem Zinsniveau eigentlich gar nicht mehr zu bewerkstelligen.

    11:28 Uhr, 18.11.2016
    1 Antwort anzeigen
  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Wenn Panik und Wahnsinn aufeinandertreffen, dürfte das zu interessanten Ergebnissen führen. Kleiner Scherz am Rande...

    11:17 Uhr, 18.11.2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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