So rechnen sich Statistiker die Inflation schön!
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Wenn Statistiker Inflationsdaten vorlegen, fragt man sich manchmal, ob die Zahlen wirklich stimmen können. Wer einkaufen geht, hat häufig den Eindruck, dass die Preise deutlicher gestiegen sind, als es die Inflationszahlen vermuten lassen. Das ist nicht nur ein Eindruck. Die offiziellen Inflationszahlen unterschätzen die Teuerung systematisch.
Wie das funktioniert, zeigt ein Beispiel. Wegen der Chipkrise sind momentan Neuwagen Mangelware und Gebrauchtwagen kosten aufgrund des Mangels fast so viel wie Neuwagen. Der Preisanstieg liegt bei Neuwagen in den USA bei 11 % und bei Gebrauchtwagen sogar bei mehr als 30 % auf Jahressicht.
Ob Auto oder andere Güter, mit der Zeit werden sie teurer, z.B. weil die Materialkosten steigen. Betrachtet man die Entwicklung von Neuwagenpreisen über einen längeren Zeitraum, wirkt die Preisentwicklung so, als ob sie weitaus mehr beinhaltet als nur gestiegene Inputkosten. Modelle, die bereits vor Jahrzehnten hergestellt wurden und immer noch verkauft wurden, haben sich in ihren Preisen in den letzten 50 Jahren mehr als verzehnfacht (Grafik 1).
Der Verbraucherpreisindex für alle Güter und auch der Preisindex für Neuwagen hat sich seit den 60er Jahren nicht verzehnfacht (Grafik 2). Traut man dem Preisindex für Neuwagen, wie er von Statistikern berechnet wird, haben sich die Preise seit vielen Jahren eigentlich gar nicht verändert.
2021 kommt es zum ersten Mal seit 30 Jahren zu einem Anstieg. Bis 2020 lag der Index noch auf dem Niveau aus dem Jahr 1994. Trotzdem ist der effektive Kaufpreis für Neuwagen gestiegen. Wie kann es sein, dass man mehr zahlt, es aber keine Inflation geben soll?
Dahinter steckt eine Anpassung der Preisdaten. Inflation soll ein neutrales Maß für Preisveränderungen sein, in der weder Mengen- noch Qualitätsveränderungen eine Rolle spielen. Bis zu einem gewissen Grad macht das Sinn. Ändert sich die Packungsgröße einer Ware und wird sie deswegen teurer, zahlt man pro Gramm nicht unbedingt mehr. Eine Bereinigung für die Veränderung der Packungsgröße ist angebracht.
Qualitätsveränderungen werden ebenfalls bereinigt. Wird ein Auto teurer, weil es ein neues oder besseres Fahrerassistenzsystem hat, ist das ein Qualitätsunterschied. Das gleiche Modell mit gleicher Ausstattung ist nicht teurer geworden.
Die Inflation spiegelt vergleichbare Produkte wider. Theoretisch ist das nachvollziehbar. In der Praxis zahlt man für den Neuwagen trotzdem mehr. Es ist unbestritten teurer geworden. So kommt es, dass etwa in den USA ein Durchschnittsbürger für den Kauf eines Neuwagens (z.B. Ford F-Series) im Jahr 2021 so lange arbeiten muss wie noch nie (Grafik 3). Die reale Kaufkraft des Einkommens in Bezug auf ein Auto ist über die Jahrzehnte nicht gestiegen, sondern gesunken, obwohl der Verbraucherpreisindex für Neuwagen etwas ganz anderes sagt.
Qualitätsanpassungen gibt es für viele Güter und Dienstleistungen. In den USA wird fast die Hälfte aller Waren und Dienstleistungen um Qualitätsveränderungen bereinigt. Das macht kurzfristig nur einen kleinen Unterschied. Langfristig sind die Unterschiede jedoch enorm, wie der Vergleich vom Verbraucherpreisindex für Neuwagen mit dem tatsächlichen Neuwagenpreis zeigt.
Lernen, traden, gewinnen
– bei Deutschlands größtem edukativen Börsenspiel Trading Masters kannst du dein Börsenwissen spielerisch ausbauen, von professionellen Tradern lernen und ganz nebenbei zahlreiche Preise gewinnen. Stelle deine Trading-Fähigkeiten unter Beweis und sichere dir die Chance auf über 400 exklusive Gewinne!
Würde die Inflation nach dem gleichen Schlüssel wie vor 1980 berechnet, läge sie heute bei 15!%.
Bei Computerhardware ist der Effekt noch größer, weil die Qualitätsgewinne größer sind.