Kommentar
08:23 Uhr, 23.11.2018

So hat sich das Trump nicht vorgestellt

Die Erwartung an die Steuersenkung war klar. Genauso klar war, dass daraus nichts wird. Das wird immer offensichtlicher.

Die US-Wirtschaft kommt so langsam aus ihrem Zuckerhoch heraus, welches durch die Steuersenkung geradezu erzwungen wurde. Auf die Konsumenten war Verlass. Sie profitierten zwar am wenigsten von niedrigeren Steuern, gaben dafür aber umso mehr aus.

Bei den Konsumenten lässt der Kaufrausch so langsam nach. An anderer Stelle kam es nie wirklich zu einem Rausch, obwohl genau der erwartet wurde. Unternehmen wurden massiv entlastet. Der Steuersatz sank von 35 % auf 21 %. Das sollte ein Investitionsfeuerwerk entfachen.

Genau dieses ist aus mehreren Gründen notwendig. Einerseits fließt bei Investitionen Geld in die Wirtschaft. Die Wirtschaft wird angekurbelt. Andererseits braucht man auch Arbeitnehmer, die das alles ausführen. Ein Beschäftigungsboom sollte einem Investitionsboom folgen. Die Steuersenkung versagte allerdings schon beim Investitionsboom. Er kam einfach nicht.

Seit September 2016 steigen die Investitionen insgesamt wieder an (Grafik 1). Das hat nichts mit Trump zu tun. Er war damals noch nicht einmal gewählt. Es war auch nicht die Vorfreude auf ihn. Es war der Ölpreis. Der war es auch, der zu den sinkenden Investitionen von Ende 2014 bis Spätsommer 2016 beitrug.

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Die tatsächlichen Investitionen werden jedes Quartal erhoben. Es ist also ein langsamer Indikator. Dafür gibt es aber Umfragen, die gezielt nach den Investitionsplänen fragen. Hier konnte der entsprechende Wert von Anfang 2018 bis zum Sommer ansteigen. Die Investitionsbereitschaft war so hoch wie seit 2011 nicht mehr.

Inzwischen ist der Wert wieder deutlich gefallen. Unternehmen erwarten nur noch höhere Investitionsausgaben von 5 % in den nächsten 12 Monaten. Die Pläne gehen den tatsächlichen Investitionen voraus. Der negative Trend war vor der letzten Rezession schon ab Frühjahr 2006 erkennbar. Der Abschwung kam ein Jahr später.

Bereits jetzt stagniert der Auftragseingang für Investitionsgüter (Grafik 2). Gemessen an den Ausgabenplänen der Unternehmen werden auch die tatsächlichen Investitionen im nächsten Jahr kaum noch steigen. Mit etwas Glück stagnieren sie.

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Das hat mehrere Gründe. Der offensichtlichste: die Steuerreform ermuntert einfach nicht. Anstatt das Geld zu investieren, was bei der Steuer gespart wird, fließt es in Dividenden und Aktienrückkäufe. Das war bereits vor der Steuersenkung klar.

Der damalige Wirtschaftsberater Gary Cohn fragte einmal Unternehmen, ob sie jetzt höhere Investitionen planen. Kaum eine Hand ging nach oben. Cohn fragte verdutzt, weshalb nicht mehr Hände nach oben gegangen sind. Dieser Frage folgte eine unangenehme Stille.

Steuersenkungen allein entfachen kein Investitionsfeuerwerk. Dazu müssen Unternehmen auch daran glauben, dass die Wirtschaft auch in den kommenden Jahren rund läuft. Dieser Glaube schwindet so langsam. Vielmehr versuchen Unternehmen jetzt ihr Geld beisammenzuhalten, um selbst bei langsameren Wachstum Aktionäre noch beschenken zu können.

Die Behauptung, dass sich die Steuersenkung von alleine finanziert, weil investiert wird und die Produktivität steigt, stellt sich wieder einmal als irrsinnig heraus. Das einzige, was die Wirtschaft wirklich ankurbelt, sind Einkommenssteuersenkungen. Aber wer weiß, vielleicht kommt hier ja noch eine.

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10 Kommentare

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  • Bigdogg
    Bigdogg

    Ganz einfach - Eigene Aktien kaufen sollte verboten werden und gut ist. Wenn zuviel Kohle da ist mit der man nix anfangen kann, dann eben Sonderdividende an Aktionäre, wenn dem Management tatsächlich nichts strategisches einfällt.

    11:17 Uhr, 23.11. 2018
    1 Antwort anzeigen
  • Mason1873
    Mason1873

    Wirtschaftswachstum USA: 3,5% Wirtschaftswachstum Deutschland: 1,1%, im letzten Quartal sogar geschrumpft.

    Aber wir lästern ja lieber über Trump.

    10:10 Uhr, 23.11. 2018
    3 Antworten anzeigen
  • tschak
    tschak

    Trump hat wenig Ahnung von Economics. Hütchenspieler, der mit Mieteinnahmen einfach immer neue HYPO-Kredite abbezahlt hat...(nicht besonders hochintelligentes Wirtschaften...). Man kann nur hoffen, dass wir bald diese Trumponomics-Kurzsichtigkeit schnleunigst hinter uns lassen und intelligenteres "Schuldenmachen" kultivieren.

    09:27 Uhr, 23.11. 2018
  • tourguide
    tourguide

    Das ist auch logisch, wenn die FED die Politik von Trump interveniert!

    09:01 Uhr, 23.11. 2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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