Kommentar
11:01 Uhr, 27.01.2021

So feiern sich die Amateur-Trader selbst

Sie haben es dem Wall-Street-Establishment mal so richtig gezeigt: Die geballte Kraft der unerfahrenen Amateur-Trader hat Wall-Street-Firmen an den Rand des Ruins gebracht. Und jetzt wird so richtig gefeiert...

Erwähnte Instrumente

  • Gamestop Corp.
    ISIN: US36467W1099Kopiert
    Kursstand: 147,980 $ (NYSE) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Gamestop Corp. - WKN: A0HGDX - ISIN: US36467W1099 - Kurs: 147,980 $ (NYSE)

Wie konnte das nur passieren? So mancher Wall-Street-Profi dürfte die Welt nicht mehr verstehen. Eine wilde Horde von unerfahrenen Amateur-Tradern hat es geschafft, erfolgreiche Hedgefonds an den Rand des Ruins zu treiben. Alles, was die professionellen Short-Seller leerverkauft hatten, steigt auf einmal, als gebe es kein Morgen mehr.

Das Epizentrum des Börsenbebens ist weiter die GameStop-Aktie. Am Dienstagabend twitterte Tesla-Chef Elon Musk ein einziges Wort ("Gamestonk!!") und signalisierte damit seine Verbundenheit mit der Internet-Community. Die dankte es Musk und beförderte die GameStop-Aktie nachbörslich gleich auf ein weiteres Allzeithoch. Im deutschen Handel kann die Aktie am Mittwoch weiter zulegen. Inzwischen beläuft sich das Plus seit Anfang des Jahres bereits auf mehr als 1.500 Prozent. (Achtung: Wer jetzt noch auf den fahrenden Zug aufspringt, dürfte große Gefahr laufen, am Ende einen riesigen Verlust zu verbuchen.)

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Ein Amateur-Trader (und offenkundiger Katzenfan) schaffte es offenbar, zwischen 2019 und vergangenem Montag rund 54.000 Dollar in ganze 13,9 Millionen Dollar zu verwandeln, durch Käufe der GameStop-Aktie und Call-Optionen. Der Trader feierte sich bereits am vergangenen Freitag selbst auf Youtube.

Andere User in dem Diskussionsforum setzten ihre neu gewonnene finanzielle Freiheit schon für sinnvolle Dinge ein. So zeigte ein User in einem Screenshot, wie er seinen Studienkredit komplett abbezahlte. Andere berichteten davon, dass die Corona-Krise ihr bisheriges wirtschaftliches Leben zerstört habe, sie nun aber wieder finanziell abgesichert seien.

Wer die Amateur-Trader als ahnungslose Idioten abtut, wird ihnen nicht gerecht. Zwar mag es viele Trader geben, die über wenig Erfahrung verfügen und einfach auf den fahrenden Zug aufgesprungen sind. Doch wer etwas mehr Zeit in dem Internetforum verbringt wird feststellen, dass einige User sehr tiefgründige Überlegungen zum Markt, der GameStop-Aktie und dem Verhalten der Wall-Street-Profis angestellt haben und auf dieser Basis ihre Entscheidungen getroffen haben.

Der starke Anstieg bei GameStop und ähnlichen anderen Aktien hat nämlich nicht nur damit zu tun, dass sich professionelle Shortseller verspekuliert haben und nun in einem Short-Squeeze ihre Short-Positionen liquidieren müssen, indem sie die Aktie kaufen.

Neben dem Short Squeeze hat sich parallel auch noch ein sogenannter Gamma Squeeze entwickelt. Viele der Trader spekulieren nämlich nicht nur mit der Aktie selbst, sondern auch mit hochgehebelten Optionen, deren Basispreis zum Kaufzeitpunkt weit über dem damaligen Kurs lag. Nähert sich der Kurs der GameStop-Aktie nun dem Basispreis der Optionen an bzw. übersteigt ihn, so müssen sich die Stillhalter der Optionsgeschäfte ("die Verkäufer der Option") mit immer größeren Summen gegen einen weiteren Kursanstieg absichern, indem sie ihrerseits die GameStop-Aktie kaufen. Solche Gamma Squeezes waren im vergangenen Jahr bereits bei anderen Aktien zu beobachten, bei denen mit Call-Optionen, die sich weit "aus dem Geld" befinden (und damit keinen inneren Wert besitzen), spekuliert wurde.

Kritiker mögen einwenden, dass die Börse durch die jüngsten Ereignisse endgültig zu einem Spielcasino verkommen ist, in dem der fundamentale Wert von Firmen zumindest kurzfristig keinerlei Rolle mehr spielt und Aktien allein deshalb explodieren, weil sich eine Meute auf sie stürzt. Doch für diese Entwicklung sind sicher nicht die spekulierenden Amateur-Trader verantwortlich, denn diese haben die Marktinfrastruktur nicht geschaffen. Die Internet-Meute hat nur gelernt, auf der Klaviatur der Finanzmärkte besser zu spielen als so mancher Profi.

Achtung: Der Handel mit Optionen und anderen Hebelprodukten ist hochriskant. Die meisten privaten Trader verlieren mit solchen Produkten viel Geld. Ebenso ist es sehr riskant, bei Aktien mit starken Kursgewinnen auf weitere Gewinne zu spekulieren. Die in diesem Artikel geschilderten, einzelnen Erfolgsgeschichten, sollten nicht darüber hinwegtäuschen.

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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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