Analyse
12:50 Uhr, 26.10.2022

SNP – Die Skandalnudel der deutschen Softwareszene

In einem umfangreichen Bericht hat das Manager Magazin erst kürzlich die Verstrickungen rund um eine „selbstherrliche Investorenclique“ aufgedeckt.

Erwähnte Instrumente

  • SNP Schnei.Neureith.&Partn.SE - WKN: 720370 - ISIN: DE0007203705 - Kurs: 15,340 € (XETRA)

Es geht um teure Autos, Immobilien in den USA und allen möglichen Geschäfte zum Nachteil der Aktionäre. Auch nach dem Tod des Firmengründers Schneider-Neureither kehrt keine Ruhe beim Softwarehersteller ein. Doch gerade jetzt braucht es die, steht mit der Umstellungswelle bei SAP doch massiv Geschäft ins Haus.

Geschäftsschädigendes Verhalten der Verantwortlichen

Wollen aber Unternehmen überhaupt die Software von SNP benutzen, wenn hinter dem Unternehmen gemauschelt wird, dass sich die Balken biegen? Ex-Siemens Vorstand Kleinfeld hatte im Verwaltungsrat sein Glück versucht und ist nach überschaubarer Dauer wieder gegangen. Es sei ihm nicht gelungen transparente und angemessene Compliance und Governance Strukturen zu etablieren.

Doch kommen wir zu den gestern veröffentlichten Zahlen. Die lassen leider wieder einmal tief blicken. Das Unternehmen muss den Ausblick insofern zusammenstutzen, als nur noch das untere Ende der Guidance erreichbar scheint. Wer ist schuld? SNP und seine Vorstände natürlich nicht! Das wirtschaftlich schwierige Umfeld führe zu kleinteiligen Auftragsvergaben, heißt es da. Zwar habe man im dritten Quartal über 7 Großaufträge berichtet, die ein Volumen von 1 Mio. EUR und mehr haben, doch das reiche eben nicht aus. Dabei betont SNP, dass die Aufträge auch international gewonnen worden seien. Es kommen Aufträge aus China, Japan und den USA.

SNP bietet mit seiner Software eine vereinfachte Umstellung älterer SAP-Systeme auf die moderne Cloudumgebung HANA. Partner wie All for One vertreiben diese Lösungen und garnieren sie mit eigenen Leistungen. Seit Jahren warten Anleger hier auf den Durchbruch. Doch interne Querelen und Vorteilsnahme verhindern ein Vorankommen.

Warburg passt in seinem Research von heute die Schätzungen an die derzeitige Realität an. Die Experten erwarten nunmehr Umsatzerlöse von 172 im Jahr 2022. Das EBIT wird bei 10 Mio. EUR gesehen. Da nach neun Monaten hier gerade einmal 1,9 Mio. EBIT erwirtschaftet worden sind, wird sich das Unternehmen erneut strecken müssen, dies auch zu erreichen. Eine erneute Gewinnwarnung scheint näher als das Erreichen dieser Prognosen. Für 2023 erwartet Warburg dann einen auf 192,6 Mio. EUR anziehenden Umsatz und ein Ergebnis pro Aktie von 1,22 EUR. Würde SNP auch nur in die Nähe dieser Zahlen kommen, dann würde der Kurs eher bei 25 EUR als bei den heutigen 15 EUR notieren.

Fazit: Auf dem Papier haben Anleger eine günstig bewertete Softwareaktie mit viel Wachstumsfantasie. In der Realität aber einen durch und durch zerstrittenen Laden der unter vielen Compliance Verstößen leidet. Was fehlt ist jemand der hier aufräumt. Solange bleibt SNP nur etwas für mutige Zocker.

Jahr 2021 2022e* 2023e*
Umsatz in Mio. EUR 167,00 172,00 192,00
Ergebnis je Aktie in EUR 0,13 0,50 1,22
Gewinnwachstum 284,62 % 144,00 %
KGV 117 30 12
KUV 0,7 0,6 0,6
PEG 0,1 0,1
*e = erwartet, Berechnungen basieren bei
US-Unternehmen auf Non-GAAP-Daten
SNP Schnei.Neureith.&Partn.SE
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