Kommentar
12:06 Uhr, 14.12.2017

Sind Rohstoffe das Schnäppchen des Jahrhunderts?

Anleger wissen gar nicht mehr so recht, wohin mit ihrem Geld. Soll man jetzt noch bei den Allzeithochs in Aktien einsteigen oder dem Bitcoin-Trend hinterherlaufen?

Mit voller Überzeugung jetzt noch all-in zu gehen, fällt den meisten Anlageklassen schwer. Aktienindizes rund um den Globus bewegen sich an oder knapp unter ihren Allzeithochs. Das bedeutet nicht, dass die Indizes nicht noch einmal 50 % steigen können, doch die Wahrscheinlichkeit dafür ist nicht sonderlich hoch.

Aktien sind nicht die einzige Anlageklasse. Noch relativ jung sind Kryptowährungen. Auch hier ist schwer abschätzbar, was als nächstes geschieht. Nachdem viele Währungen allein in diesem Jahr über 1.000 % gestiegen sind und die Volatilität enorm ist, ist das Risiko extrem groß.

Auch bei Anleihen lässt sich kaum etwas holen. Anleihenkurse sind wegen der niedrigen Zinsen sehr hoch. Das gilt insbesondere für Anleihen mit langer Laufzeit. Intuitiv gibt es in einem Umfeld, in dem Notenbanken tendenziell aus QE aussteigen und die Zinsen anheben, nur einen Weg: nach unten.

Bleiben noch Rohstoffe, in die man investieren kann. DoubleLine Funds, vom Bondkönig Jeffrey Gundlach, sieht in Rohstoffen ein Schnäppchen. Die Überlegung ist in der Grafik von DoubleLine zusammengefasst. Dargestellt ist das Verhältnis von Rohstoffen gegenüber dem S&P 500. Rohstoffe werden dabei durch den GSCI (Goldman Sachs Commodity Index) repräsentiert.

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Man sieht auf den ersten Blick, dass Rohstoffe im Verhältnis recht günstig bewertet sind. Zuletzt gab es Ende der 90er Jahre eine ähnliche Chance. Aktien waren im Zuge der Dotcom-Blase überproportional hoch bewertet und Rohstoffe wollte niemand haben.

Den umgekehrten Fall gab es ebenfalls mehrfach. Als der Golfkrieg den Ölpreis in die Höhe schnellen ließ, waren Aktien im Verhältnis günstig. Das galt auch in den 70er Jahren, als das Öl Embargo für explodierende Kosten sorgte. Aktien wollte zu dieser Zeit niemand haben.

Die Logik erschließt sich relativ schnell. Der Teufel steckt allerdings im Detail. Der GSCI ist ein gewichteter Rohstoffindex. Die Gewichte der Komponenten ändern sich regelmäßig und beruhen auf der Wichtigkeit im globalen Kontext. Wie wichtig ein Rohstoff ist bemisst sich anhand der Produktionsmenge.

Das Gewicht von Öl ist heute ein ganz anderes als z.B. vor der Finanzkrise. Der GSCI spiegelt immer die aktuelle Relevanz der Rohstoffe wider. An dieser Stelle können bereits Diskussionen entstehen. Kaffee ist mit einem Prozent gewichtet. Ist Kaffee wirklich so wichtig?

Ein anderer Punkt ist noch viel relevanter. Da sich die Gewichtung der Rohstoffe regelmäßig ändert, wissen wir aufgrund des GSCI nur wie günstig oder teuer Rohstoffe in früheren Jahren waren. Da die Gewichte andere waren als heute, vergleicht man bis zu einem gewissen Grad Äpfel mit Birnen.

Wendet man eine konstante Gewichtung an (Grafik 2), kommt man zu anderen Schlussfolgerungen. Rohstoffe sind günstig, aber kein ganz großes Schnäppchen. Zudem scheint der Trend derzeit noch nach unten gerichtet zu sein. Aktien outperformen Rohstoffe.

Sind-Rohstoffe-das-Schnäppchen-des-Jahrhunderts-Kommentar-Clemens-Schmale-GodmodeTrader.de-2

So günstig wie Rohstoffe teils angepriesen werden, sind sie nicht. Ebenso kann das Verhältnis auch steigen, wenn Rohstoffpreise konstant bleiben, Aktienkurse aber fallen. Es muss nicht zustande kommen, weil Rohstoffpreise steigen.

Rohstoffe als Assetklasse sind langfristig vielversprechender als Aktien. Das Timing ist dabei jedoch schwierig. Aktuell gibt es keinen Grund anzunehmen, dass Rohstoffe gleich morgen die Outperformer sein werden.

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2 Kommentare

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  • Sheldon35
    Sheldon35

    Komische Schlussfolgerung...Warum sollte eine solche Anpassung jetzt schlecht sein, wenn es auch damals so war und funktioniert hat?...

    10:45 Uhr, 15.12. 2017
  • Thomas Spornraft
    Thomas Spornraft

    Ich bin der Meinung, dass der Starke Dollar einen guten Teil zu niedrigen Rohstoffpreisen beiträgt.
    Wenn z.b. Russland Öl oder Gas exportiert bekommt es Dollar. Wenn der Rubel schwach ist
    USD/RUB : 2008 : ca. 1:25
    USD/RUB : 2015 : ca. 1:80
    USD/RUB : 2017 : ca. 1:60
    kann man für 1 Fass Öl mehr als doppelt soviele Dinge haben, die in Rubel gehandelt werden (Löhne, Nahrung, Häuser)
    Wäre ich also im Besitz einer russischen Ölquelle, wäre ich im Binnenmarkt fein raus und könnte mir für meine harten Öl-Dollars auch noch preiswerte, weil in EUR gehandelte Premiumautos kaufen.
    also das würde mich schon motivieren soviel von meinem Wirtschaftsgut in den Markt zu drücken wie geht.
    Mit dem Rial der Saudis oder den Bolivar der Venezuelaner verhält es sich wohl ähnlich.

    14:48 Uhr, 14.12. 2017

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Clemens Schmale
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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