Kommentar
18:01 Uhr, 02.09.2019

Sind die USA ein absolut hoffnungsloser Fall?

Die USA begehen gerade den wohl größten finanzpolitischen Fehler ihrer Geschichte. Aber hat das auch negative Folgen?

Es ist schon eine Weile her, dass man von Billionen-Defiziten sprechen konnte. Nun ist es zum ersten Mal seit 2012 wieder soweit. Damals erholte sich die US-Wirtschaft gerade noch von der Finanzkrise. Diese hatte ein enormes Loch in den Staatshaushalt gerissen.

Noch 2007 war der Haushalt im Vergleich fast ausgeglichen. Das Defizit lag bei bescheidenen 180 Mrd. Dollar. Mit der Krise wurden aber Steuersenkungen und Konjunkturprogramme notwendig. Das Defizit stieg im Jahr 2008 auf fast 700 Mrd. und im Jahr 2009 auf 1,47 Billionen (Grafik 1).

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Dieser Anstieg war absolut richtig. Ohne die Intervention des Staates hätte es eine Neuauflage der Großen Depression der 30er Jahre gegeben. Hohe Defizite sind zur Krisenbekämpfung vernünftig. Will man sie bei der nächsten Krise wieder einsetzen, muss der Staat in guten Zeiten allerdings konsolidieren. Das geschah auch, zumindest bis 2015. 2015 erreichte das Defizit wieder einen Wert von weniger als 500 Mrd. Dollar.


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Theoretisch hätte die Verringerung des Defizits weitergehen sollen. Da sich Politiker beider Parteien seit 2011 nicht mehr einigen können, werden die Ausgaben allerdings immer weiter erhöht. Der kleinste gemeinsame Nenner in den Budgetverhandlungen ist eine Erhöhung aller Ausgaben.

So stiegen die Defizite ab 2016 wieder an (Grafik 2). Dann kam Trump und drückte mit den Republikanern Steuersenkungen und noch höhere Ausgaben durch, obwohl sich Republikaner eigentlich der Haushaltsdisziplin verschreiben. Das gilt vermutlich nur, wenn man in der Opposition ist...

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So kommt es, dass die USA bei weiterhin solidem Wachstum in den vergangenen Jahren ihr Defizit wieder von 450 Mrd. auf 960 Mrd. erhöht haben (Grafik 3).

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Eine solche Ausweitung des Defizits in guten Zeiten ist absolut ungewöhnlich (Grafik 4). Selbst in Kriegszeiten wie Anfang des Jahrhunderts gingen fallende Defizite (als Maßstab für Wachstum) mit fallender Arbeitslosigkeit einher.

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Die USA weichen zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg davon ab. Das führt zu einem Schuldenüberhang. Wenn man schon in guten Zeiten nicht sparen kann, wann dann?

Die niedrigen Zinsen weltweit erwecken den Eindruck, dass Schulden nicht mehr relevant sind. Wenn man für Schulden praktisch nichts mehr zahlt, wieso sollte man überhaupt sparen?

Ein Grund ist wirksame Fiskalpolitik. Die USA drücken seit zwei Jahren fiskalisch aufs Gas. Sie legen ein Konjunkturprogramm nach dem nächsten auf. Wenn der Fuß immer das Gaspedal durchdrückt, was macht man dann, wenn man plötzlich beschleunigen muss, z.B. im nächsten Abschwung?

Nun, wir werden es wohl bald sehen. Der Abschwung naht. Dann wird sich zeigen, ob die USA a) noch in der Lage sind nachzulegen und b) ob es wirkt wie gehofft. Der Schuldenrausch der letzten Jahre könnte sich durchaus als größter finanzpolitischer Fehler der Landesgeschichte erweisen.


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75 Kommentare

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  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    besuchste Mal die angeblichen Trump-Hotels die ihm gar nicht gehören und machste ne Rückmeldung wenn du nen Ami gesehen hast - ne da arbeiten Sklaven und keine Amerikaner

    21:09 Uhr, 03.09.2019
  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    und falls es hier noch tatsächlich Trader gibt kleiner Hinweis im 4 H LB - entweder ne grüne über der 11986 oder ne rote unter der 11839,50 - zwischendrin gibts im LB nix - nice evening

    19:32 Uhr, 03.09.2019
  • trend-x
    trend-x

    Das Haushaltsdefizit der Vereinigten Staaten hat sich innerhalb der ersten fünf Jahre unter Obama gegenüber seinen Vorgängern halbiert.

    19:26 Uhr, 03.09.2019
    1 Antwort anzeigen
  • Gänseblümchen
    19:14 Uhr, 03.09.2019
  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    Herr Schmale nicht verzagen - wir bekommen ihren Artikel auf 100 Kommentare - hat ja beim

    Herrn Hoose auch funktioniert

    18:37 Uhr, 03.09.2019
  • lussien
    lussien

    "Wasserschaden" haben auch anderen Präsidenten bei Ihren Einzug ins Weiße Haus, z.B. Reagan.

    Und? Wie viele Schulden hat Reagan hinterlassen? Ca. 1 Billion, Obama - mehr als 10faches!

    16:24 Uhr, 03.09.2019
    2 Antworten anzeigen
  • conexant
    conexant

    wenn ich den aktuellen schlechten Wechselkurs des Euro sehe kann die USA währungspolitisch nicht viel falsch gemacht haben

    22:14 Uhr, 02.09.2019
  • Chamäleon
    Chamäleon

    ach wären doch die Saurier net so versteinert worden....es könnte alles so schön sein....🙈😀

    21:18 Uhr, 02.09.2019
  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    sorry - war gerade noch auf dem S...haus - jetzt verstanden - der Bimbohaeuptling ist schuld und nicht der Irre - ja Greta meine Generation ist schuld am Weltuntergang und nicht eure Generation - manche Antworten können so einfach sein und man findet sie trotzdem nicht

    20:57 Uhr, 02.09.2019
    1 Antwort anzeigen
  • lussien
    lussien

    Die amerikanische Schulden vor Obama waren ca. 8 bis 9 Billionen Dollar, nach seiner Amtszeit waren es bereits 20 Billionen. Nun sind es 22 Billionen.
    Wer ist also der mit Abstand größte Schuldenmacher der Welt?

    20:26 Uhr, 02.09.2019
    3 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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