Kommentar
16:05 Uhr, 25.08.2020

Sind die großen Metropolen bald alle "tot"?

Pandemie, Massenproteste, gesellschaftlicher Zusammenbruch: Menschen verlassen in Panik die großen Städte und kommen nicht wieder zurück.

James Altucher hat schon alles gemacht: Er hat zahlreiche erfolgreiche Unternehmen gegründet und verkauft, 20 Bücher geschrieben und war außerdem als Hedgefondsmanager erfolgreich. Die Basis seines Erfolgs war eine Stadt: New York City, wo Altucher auch geboren wurde. Doch jetzt hat der optimistische und umtriebige Unternehmer mit einem pessimistischen Text für Aufsehen gesorgt. "New York City ist tot und wird nicht wieder zurückkommen." So lässt sich das zusammenfassen, was Altucher in New York derzeit beobachtet.

"Ich liebe New York City. Als ich zum ersten Mal nach New York City zog, wurde ein Traum wahr. (...) Jede Subkultur, die ich liebte, war in NYC. Ich konnte den ganzen Tag und die ganze Nacht Schach spielen. Ich konnte in Comedy-Clubs gehen. Ich konnte jede Art von Unternehmen starten. Ich konnte Leute treffen. Ich hatte Familie, Freunde, Möglichkeiten. Egal was mit mir passierte, NYC war ein Netz, auf das ich zurückgreifen konnte und das mir wieder auf die Beine half.

Jetzt ist es völlig tot. 'Aber NYC kommt immer wieder zurück.' Nein, diesmal nicht. 'Aber NYC ist das Zentrum des Finanzuniversums. Hier werden sich wieder Chancen ergeben.' Dieses Mal nicht", ist sich Altucher sicher.

In der Beschreibung Altuchers wirkt New York heute wie ein Kriegsschauplatz, aus dem die Menschenmassen geflohen sind. Im "Time Life building" einem großen Wolkenkratzer, ist die Zahl der Beschäftigten von 8.000 auf vielleicht 500 gesunken, schätzt Altucher. Der Rest arbeitet aus dem Home-Office und hat Gefallen daran gefunden.

Seine Freunde und Bekannten haben New York verlassen, so Altucher. Sie wollten ursprünglich nach der Pandemie zurückkommen, aber die meisten bleiben New York jetzt wohl dauerhaft fern. Altucher selbst ist weggezogen, weil er angesichts von Unruhen Angst um die Sicherheit seiner Familie hatte. Seine vier Lieblingsrestaurants in New York haben alle geschlossen, und zwar nicht vorübergehend, sondern dauerhaft, schreibt Altucher. Die Pandemie dürfte dafür sorgen, dass 60 Prozent aller Restaurants in den USA nicht wieder öffnen, schätzt die Internetplattform Yelp. In New York dürften es noch mehr sein, befürchtet Altucher.

Auch im Kulturbetrieb sieht es katastrophal aus. Die Museen und Broadway-Theater haben alle geschlossen, und zwar bis ins kommende Jahr. Ob sie dann wieder öffnen werden, steht in den Sternen. Die Open-Air-Veranstaltung eines Comedy-Clubs, an dem Altucher beteiligt ist, wurde von der Polizei aufgelöst, obwohl sich alle an den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand hielten.

James Altucher liebt sein Leben in New York, wie er mehrfach schreibt. Oder besser gesagt: Er liebte es vor der Pandemie. Er will sein New York City zurück, schreibt Altucher. Nicht das heutige, sondern das aus dem Jahr 2019. Als die Chancen sprichwörtlich auf der Straße zu finden waren. Heute sind die Straßen ausgestorben.

Wirtschaftlich ist der Exodus aus der großen Stadt eine Katastrophe. Die Immobilienpreise und Mieten sind bereits um 30 bis 50 Prozent gefallen, schätzt Altucher. Erst verließen die Menschen die Stadt wegen der Pandemie. Dann kamen die Plünderungen. Und wer jetzt die Stadt noch verlassen will, ist wahrscheinlich schon zu spät dran, schreibt Altucher.

Der Todesstoß für New York City ist das Breitband-Internet. Irgendwann, wahrscheinlich bald, wird man alles online erledigen können. Es wird dann keinen Grund mehr geben, dort zu leben, wo auch andere Menschen leben. Für New York bedeutet das den Todesstoß, sagt James Altucher. Wo früher alle leben wollten, will in Zukunft keiner mehr leben.

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7 Kommentare

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  • angola_murksel
    angola_murksel

    Kann sein, daß es das NY des Herrn Altucher nicht merh geben wird. Es wird dann eben anders sein und andere anziehen. Die Lücken werden wieder gefüllt werden, weil mikrosekündlich Menschen zur Welt kommen, die auch in Zukunft urban leben wollen. Und wenn ein Bürotower nicht mehr mit Gewerbemietern gefüllt werden kann, dann werden halt Wohnungen daraus. Lieblingsrestaurants machen nicht nur in den Metropolen zu und Theater spielen auch in der Provinz nicht mehr. Andererseits ist es ja auch mal nicht schlecht, wenn die abgehobenen urbanen Eliten wieder mal ordentlich geerdet werden und ihre Traumwelt verlassen müssen, die nur auf Kosten des Landes realisiert werden konnte.

    23:39 Uhr, 25.08.2020
  • TitusvonBuch
    TitusvonBuch

    Supereiferyeti das stammt von Luther!!!!!

    17:43 Uhr, 25.08.2020
  • Supereifelyeti
    Supereifelyeti

    und wenn ich wüsste, das morgen die Welt zugrunde geht, würde ich heute noch ein Bäumchen pflanzen... Göthe

    16:14 Uhr, 25.08.2020
  • Sascha Huber
    Sascha Huber Experte für Kryptowährungen
    16:14 Uhr, 25.08.2020
  • Simon Hauser
    Simon Hauser Redakteur

    Sehe ich auch so. Gilt nicht nur für NYC, sondern alle großen Metropolen. Habe kürzlich mit einem Realtor gesprochen. Die Nachfrage außerhalb der Großstädte steigt stark an. Ich selbst erlebe die Transformation in Realtime mit.

    16:14 Uhr, 25.08.2020
  • Sascha Huber
    Sascha Huber Experte für Kryptowährungen

    Da halte ich mit Frank Sinatra dagegen:

    16:11 Uhr, 25.08.2020
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
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Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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