Fundamentale Nachricht
09:59 Uhr, 19.09.2013

Sind Aktien jetzt noch kaufenswert?

Die globalen Aktienmärkte sind derzeit aufgrund von mehreren Faktoren unter Druck: Die mögliche Militärintervention in Syrien hat den Ölpreis schon kräftig steigen lassen. Dies wiederum sorgt für höhere Inflationsraten und ist damit eine Belastung für die Konjunktur.

Frankfurt (BoerseGo.de) - Die globalen Aktienmärkte sind derzeit aufgrund von mehreren Faktoren unter Druck: Die mögliche Militärintervention in Syrien hat den Ölpreis schon kräftig steigen lassen. Dies wiederum sorgt für höhere Inflationsraten und ist damit eine Belastung für die Konjunktur. Zwar scheint mittlerweile ein unmittelbarer Militärschlag zunächst wieder unwahrscheinlich, dies verlängert jedoch letztlich die Zeit der Ungewissheit über die weitere Vorgehensweise in der Syrien-Frage, wie Martin Kolrep, Senior Portfolio Manager bei Invesco Quantitative Strategies (IQS), in der aktuellen September-Ausgabe des „Invesco Snapshot“ schreibt.

Für die Eurozone sei zudem die Bundestagswahl am 22. September ein wichtiges Datum. Komme es zu einer Anpassung der Euro-Krisenpolitik durch die neue Bundesregierung? Zu guter Letzt werde erneut über die Schuldenobergrenze der Vereinigten Staaten von Amerika diskutiert. Mitte Oktober drohe ein ähnliches Szenario wie im Sommer 2011, als die Welt gefürchtet habe, dass den USA das Geld ausgeht, heißt es weiter.

„Anleger sollten diese Unsicherheitsfaktoren nicht überbewerten. Dass die Kursentwicklungen an der Börse durch solche Nachrichten zeitweise negativ beeinflusst werden ist normal. Langfristige Investoren sollten sich jedoch gerade auf die wesentlichen Faktoren zu fokussieren. Gemäß unserer Modelle erscheinen gerade europäische Aktien derzeit weiterhin attraktiv bewertet. Wir betrachten hierzu die aktuelle Dividendenrendite europäischer Aktien mit ihrer langfristigen durchschnittlichen Dividendenrendite und kommen zu dem Ergebnis, dass die aktuellen Werte im historischen Vergleich durchaus noch attraktiv sind. Sogar für US-Aktien und japanische Aktien, die gemäß unserem Modell derzeit „teuersten“ Märkte erhalten wir eine neutrale Bewertung. Die Bewertung alleine ist also im Moment kein Grund, sich nicht zu engagieren. Da Bewertung jedoch eher ein langfristiges Entscheidungskriterium ist, berücksichtigen wir in unseren taktischen Modellen daneben drei wesentliche Kriterien, die die kurzfristige Entwicklung aufgreifen und berücksichtigen: Welche Rückschlüsse lassen sich aus den aktuellen Kurstrends ziehen? Welche Bedeutung hat das aktuelle wirtschaftliche Umfeld für Aktien? Und wie groß ist aktuell die Bereitschaft der Anleger Risiko einzugehen?“, so Kolrep weiter.

Dass alle drei genannten kurzfristigen Kriterien auf einen positiven Ausblick schließen ließen komme relativ selten vor, aber genau das sei im Moment der Fall. Die Preistrends seien für europäische Aktien seit einigen Wochen wieder positiv. Das wirtschaftliche Umfeld werde wesentlich über Frühindikatoren zur Konjunkturentwicklung analysiert und sei insgesamt positiv für Aktien, da auf Basis der aktuellen Umfrageergebnisse das Rezessionsrisiko als relativ gering eingeschätzt werde. Nicht zuletzt sei aber auch die Risikoaversion an den Aktienmärkten, die anhand von Volatilitätsveränderungen gemessen werde, gering und damit positiv. Das bedeutee, dass trotz aller eingangs erwähnten Unsicherheiten Anleger bereit seien, das Risiko einer Aktienanlage einzugehen. Zusammengenommen ergebe sich so aktuell eine Übergewichtung von europäischen Aktien. Andere Regionen würden ebenso übergewichtet, aber nicht so positiv wie Europa eingeschätzt, heißt es weiter.

„Die Ankündigung der sukzessiven Rückführung der extrem lockeren Geldpolitik durch die US-Notenbank im zweiten Quartal hat die Anleger aufgeschreckt. Dies ist die Bestätigung dafür dass die Geldschwemme irgendwann aufhören wird. Für Anleger hat das die unmittelbare Konsequenz, dass die Aktienkurse irgendwann nicht mehr liquiditätsgetrieben, sondern fundamental durch entsprechende Unternehmensgewinne getrieben sein müssen. In einer derartigen Umbruchphase kommt es naturgemäß zu größeren Schwankungen, da Anleger verunsichert sind, ob die zukünftigen Unternehmensgewinne unter Berücksichtigung aller externen Faktoren ausreichen werden, um die Aktienkurse weiter zu stützen. Aus unserer Sicht deutet vieles darauf hin, dass ein weiterer Anstieg der Aktienmärkte auch fundamental begründet ist. Langfristige Anleger erhalten demnach aktuell und in den kommenden Wochen attraktive Einstiegsmöglichkeiten“, so Kolrep.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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