Kommentar
11:12 Uhr, 22.02.2013

Silberjunge Schulte: Jetzt muss man Silber kaufen!

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  • Silber
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    Aktueller Kursstand:   (JFD Brokers)

Silber hat in dieser Woche die Unterstützung von 30 USD/Unze durchbrochen und viele Anleger fragen sich, wo das enden wird. Mein Kollege Helge Rehbein und ich sprachen mit dem Silberjungen, der in ganz Deutschland als Silberexperte bekannt ist und auf der gleichnamigen Webseite Silberjunge.de seine Leserschaft mit den neuesten Trends zu Silber versorgt. Was er zur Korrektur bei Silber denkt, erzählt er uns im Interview. Der Silberpreis betrug zum Zeitpunkt des Interviews ca. 28,75 USD.

Das erste Mal seit Januar 2002 durchbricht die DowJonesGold-Ratio die 200-Monats-Linie (SMA) von unten nach oben. Bedeutet das für die Anleger, dass möglicherweise ein wichtiger Wendepunkt des Anlagezyklus erreicht ist?

Lassen Sie mich erstens sagen, dass der DowJones für mich kein marktgewichteter Index ist und ich meine Exitstrategien für die kommenden Jahre nicht auf Ratios zum DowJones gründe. Aber lassen sie mich auf den Punkt bringen, dass derartige Ratios zu welchem Aktienindex auch immer, in keiner Weise ein Gradmesser für den Marktpessimismus sind. Als Antizykliker ist mir aber gerade die Messung des Marktpessimismus wichtig. Die Optimistenzahlen für die Edelmetalle sind nun deutlich zurückgegangen, das Put/Call-Ratio auf die Optionen auf den Silberfuture ist so hoch wie zuletzt im August 2012, die Leerverkäufe auf die Aktien von Silver Wheaton, einem meiner Lieblinge, sind recht niedrig etc.! Mich ereilte am Donnerstagmorgen aus einer der (!) deutschen Privatbanken eine Nachricht, wonach Mitarbeiter und Kunden fast im Panikmodus seien und an ihren Edelmetallinvestments zweifeln. Dann las ich gestern im Handelsblatt ein Interview von Jimmy Rogers, der Gold erst wieder kaufen würde, wenn es auf 1200 Dollar fällt. Die Überschrift des Interviews lautete: „Gold ist nicht das Beste im Moment“. Felix Zulauf sagt gegenwärtig: „Ich sitze auf Cash“. Mir wirft man als Silberinvestor oftmals vor, ich sei ein großer Spekulant. Aber was ist denn der, der auf Cash sitzt nach dem Motto Cash ist fesch? Er spekuliert darauf, dass alles fällt und nur das Papiergeld stabil ist. Angesichts der gigantischen Papiergeldblase ist gerade das doch eine ungeheure Spekulation. Die Fakten: In den 34 OECD-Staaten, den alten Industriestaaten, und den BRIICS (Brasilien, Russland, Indien, Indonesien, China und Südafrika) lag die Geldmenge Ende 2012 bei nahezu 66.000 Mrd. US-Dollar nach rund 57.800 Mrd. Ende 2010 und nur 21.300 Mrd. US-Dollar Ende 2000. Die oberirdischen Silberbestände in Form von Barren und Münzen kommen noch nicht einmal auf 100 Mrd. US-Dollar. Schon die Fed-Anleihenkäufe eines Monats sind derzeit höher. Selbst bei einem Silberpreis von 25 US-Dollar kann ich ruhig schlafen. Die unruhigen Nächte für Besitzer von Papiergeldansprüche kommen noch – so sicher wie das Amen in der Kirche.

Das US Mint meldet, dass die Silbermünznachfrage in den Vereinigten Staaten bis zum 20. Februar bereits das Volumen des gesamten Februars des Vormonats erreichte. Wie passt das mit fallenden Silberpreisen zusammen?

Nun ist die US Mint ja nicht der Nabel der Welt, auch wenn alle gerne auf diese leicht verfügbaren Daten schauen. Was sie über die Nachfrage nach Silbermünzen berichten, gilt auch für Gold. Am Donnerstag las ich auf Bloomberg noch eine Nachricht, wonach ein Sprecher der indischen Schmuckindustrie eine Erhöhung der Importsteuer auf Gold in Indien von aktuell 6 Prozent auf 8 Prozent befürchtet. Im 4. Quartal 2012 stiegen die indischen Goldimporte in Erwartung steigender Importzölle um 62 Prozent auf 255 Tonnen. Laut World Gold Council lag die indische Goldnachfrage im 4. Quartal 2012 bei 261,9 Tonnen nach 185,5 Tonnen im Vorjahresquartal. Gold leidet unter Befürchtungen einer Erhöhung indischer Importsteuern und Silber kann sich dem nicht entziehen. Hinzu kommt, dass derzeit unter Vermögensverwaltern und Meinungsbildnern die Aussage beliebt ist, dass Edelmetalle angesichts der entschärften Eurokrise „out“ und Aktien „in“ sind. Da wird dann von nicht wenigen ein Bild entworfen, dass eine schwache Weltwirtschaft Inflation nicht aufkeimen lässt, die Zinsen auch am Kapitalmarkt niedrig hält, weitere Liquiditätsspritzen der Notenbanken nötig macht und dieses Mehr an Geld zu steigenden Aktienkursen führt. Mich erinnert das an das Pippi-Langstrumpf-Syndrom: „Ich mach mir die Welt, widewide-wie sie mir gefällt“. Ich habe bei meiner laufenden Seminarreihe umfassende Untersuchungen vorgestellt, aus denen hervorgeht, dass Aktien beispielsweise bei hoher Inflation und Inflationsschocks kaufkraftbereinigt leiden. Edelmetalle und vor allem Silber stellen den besten Inflationsschutz dar. Aber die Berufsauguren sehen aufgrund von Überkapazitäten etc. bislang keinerlei Inflationsgefahren und so ist für sie ein Inflationsschutz in Form von Edelmetallen nicht nottuend. Ich sehe das anders und habe Geduld. Und ich füge zugegeben provozierend hinzu: Wer zuletzt lacht, lacht am besten. Ich mache aber seit Monaten kurzfristig nicht in Euphorie und sage in allen Interviews und meinen Lesern, dass ich die nächste große Silberhausse erst zwischen Ende 2013 und Ende 2015 erwarte. Seit der Austeritätspolitik der Eurozone habe ich meine 2009 noch für Ende 2012 erwarte Dreistelligkeit des Silberpreises deutlich nach hinten verschoben. Auch der Silberpreis ist kein Wunschkonzert. Die derzeitigen geldpolitischen Veränderungen in den USA, Großbritannien und Japan, die inflationsbereinigten Geldmengen M1 in vielen Ländern und eine Reihe von Frühindikatoren sollten die Märkte im 2. Halbjahr 2013 fundamental unterstützen. Schauen Sie sich doch einmal die Fed an: Die Bilanzsumme der Notenbank stieg jetzt auf 3.076 Milliarden Dollar und legt im Vergleich zum Vorjahr nunmehr um 4,6 Prozent zu. Dabei gehen die monatlichen Käufe der hypothekenbesicherten Wertpapiere mit einer Zeitverzögerung von 30 bis 180 Tagen in die Bilanz der Notenbank, was kaum jemand beachtet. Das Gebaren der Fed bei der Veröffentlichung von Protokollen erinnert mich an den Spruch: „Wasser predigen und Wein trinken“. Man tut so, als würde man sich mit den Wertpapierkäufen unglaublich schwer tun und doch kauft man. Die Öffentlichkeit soll eben glauben, dass die Wächter unserer Geldwertstabilität nichts leichtfertig tun, was die Kaufkraft unseres Papiergeldes gefährdet. Diese Vorstellung ist doch lächerlich. Seit Gründung der Fed, die ja in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag feiert, hat der Dollar nach der Regierungsstatistik 97 Prozent und laut Shadowstats.com 99 Prozent seiner Kaufkraft verloren. Bei Gold und Silber kann ich das nicht behaupten!

Wann werden Sie selbst wieder Silber kaufen? Gibt es wichtige Unterstützungen, auf die Sie besonders achten?

Ich habe am Donnerstag gekauft und dies meinen Lesern auch bei 28,40 US-Dollar mitgeteilt. Zwischen 26 und 28,28 US-Dollar liegen beim Silber ganz massive Unterstützungen. Ich wähle aber bewusst eine Produktpalette, die ich am 27. Dezember 2012 vorstellte und mir mit langlaufenden Derivaten die Zeit und Geduld verschafft, die ich anlässlich meiner Erwartung einer Silberhausse zwischen Ende 2013 und Ende 2015 benötige. Silber macht 80 Prozent des Kursgewinns in 20 Prozent der Zeit. Was will ich damit sagen? Mitte 2010 warb ich im Mainstream massiv für eine Silberhausse 2010/11. Im Sommer 2010 sagten mir viele Investmentbanker, dass bei dieser Prognose wohl eher der Wunsch der Vater des Gedankens ist. Für Edelmetallbesitzer gibt es eine Streckfolter. Im Februar 2010 stürzte das Silber noch binnen von 13 Handelstagen um 22 Prozent auf unter 15 Dollar ein. Genau unter 15 Dollar warb ich damals für antizyklische Käufe, so wie ich jetzt auch dazu rate. Wenn kaum noch jemand an Edelmetalle glaubt, also alle die Geduld verloren haben, kommt es oftmals zur überraschenden Wende und binnen weniger Monate zu den größten Anstiegen. Wenn die Nacht am Dunkelsten ist, ist das Morgengrauen nicht mehr fern. Ich bin beseelt von antizyklischem Handeln. Mehrheitsfähig bin ich somit kaum und wenn doch, dann werde ich deshalb schon vorsichtig. Einsam fühle ich mich aber dennoch nicht. Achten Sie auf die 28,25 US-Dollar am 22. Februar (fällt täglich um ca. 2 Cent). Es handelt sich um die Verbindung der Tiefs vom 07.09., 05.11. und 20.12.2012! Darunter liegt bei 26,98 ganz aktuell im logarithmischen Chart der alte Abwärtstrend über die Hochs vom April 2011 und Ende Februar 2012. Danach kommen die ganz massiven Unterstützungen knapp über 26 US-Dollar aufgrund der Tiefs am 26. September 2011, dem 29. Dezember 2011 und dem Sommer 2012. Käme es zu Rückgängen auf 26 bis 28 US-Dollar, werde ich sukzessive weiter kaufen. Silber steckt nicht in einer Blase anders als Anleihen und das Papiergeld. Gegenüber Aktien sind wir von Bewertungsniveaus von 1980, aber auch von 1974 bei der 1. Silberhausse auf damals 6,76 US-Dollar je Feinunze weit entfernt. Das Beste kommt erst noch war mein Leitspruch der letzten Jahre und dieses Motto gilt heute wie damals!

Herr Schulte, herzlichen Dank für das Gespräch!

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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