Kommentar
20:34 Uhr, 23.10.2024

Die Zinsen dürften nur langsam sinken

Die US-Notenbank hat am Abend ihren regionalen Konjunkturbericht veröffentlicht. Im Beige Book wird über den Zustand der Wirtschaft in den einzelnen Notenbankdistriken berichtet.

Insgesamt habe sich die wirtschaftliche Aktivität in fast allen Notenbankdistrikten seit Anfang September, dem Stichtag des letzten Beige Books, kaum verändert, so die US-Notenbank. Zwei Distrikte meldeten ein moderates Wachstum, ein Distrikt ein leichtes Wachstum, sechs Distrikte sprachen von einer stagnierenden wirtschaftlichen Entwicklung und drei Distrikte von einem leichten Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität.

Im Verarbeitenden Gewerbe kühlte sich die Aktivität in den meisten Distrikten ab, während im Bankensektor die Aktivität stabil bis leicht steigend war. Bei der Kreditnachfrage führte der Zinsrückgang bereits zu einer Verbesserung der Aussichten in einigen Distrikten. „Die Berichte über die Verbraucherausgaben waren gemischt, wobei einige Distrikte eine Veränderung in der Zusammensetzung der Käufe verzeichneten, hauptsächlich hin zu günstigeren Alternativen“, heißt es. Der kurzlebige Streik der Hafenarbeiter habe nur geringfügige Störungen verursacht. Hurrikanschäden beeinträchtigten allerdings die Ernten und führten zu Unterbrechungen der Geschäftstätigkeit und des Tourismus im Südosten des Landes, wie die Fed erläuterte.

Der Arbeitsmarkt blieb insgesamt in einer robusten Verfassung. „Insgesamt stieg die Beschäftigung während dieses Berichtszeitraums leicht an, wobei mehr als die Hälfte der Distrikte von einem leichten oder moderaten Wachstum berichteten, während die übrigen Distrikte von keiner oder nur geringfügigen Veränderungen sprachen“, heißt es im Beige Book. „Viele Distrikte berichteten von einer geringen Mitarbeiterfluktuation, und Entlassungen blieben Berichten zufolge begrenzt. Die Nachfrage nach Arbeitskräften ließ etwas nach, wobei die Einstellungen hauptsächlich auf Ersatz statt auf Wachstum ausgerichtet waren. Die Verfügbarkeit von Arbeitskräften verbesserte sich (...). Die Löhne stiegen generell weiterhin in einem moderaten bis mittleren Tempo. Mit der verbesserten Verfügbarkeit von Arbeitskräften deuteten Kontakte in mehreren Distrikten auf eine Verlangsamung des Lohnwachstums hin.“

Die Inflation verlangsamte sich laut US-Notenbank weiter. So sei in den meisten Distrikten nur ein leichter oder moderater Preisanstieg verzeichnet worden. „Dennoch wurde berichtet, dass die Preise für einige Lebensmittelprodukte wie Eier und Milchprodukte stärker angestiegen seien. Die Immobilienpreise stiegen in vielen Distrikten leicht an, während die Mieten als stabil oder leicht rückläufig gemeldet wurden. Viele Distrikte stellten eine zunehmende Preissensibilität der Verbraucher fest. Die Inputpreise stiegen generell moderat. Kontakte in mehreren Branchen berichteten von stärkeren Druck durch steigende Versicherungs- und Gesundheitskosten. Mehrere Distrikte meldeten, dass die Inputpreise im Allgemeinen schneller stiegen als die Verkaufspreise, was die Gewinnmargen der Unternehmen schmälerte.“

Fazit: Das Beige Book zeichnet das Bild einer insgesamt stagnierenden US-Wirtschaft, bei der sich bisher allerdings keine deutliche Abkühlung des Arbeitsmarktes abzeichnet, während sich die Inflation weiter verlangsamt. Angesichts der weiter recht stabilen US-Konjunktur dürften die Zinsen in den kommenden Monaten und Quartalen eher gemächlich sinken und nicht so schnell, wie das die US-Märkte vor einigen Wochen noch eingepreist hatten. Auch einige Fed-Vertreter hatten zuletzt von der Angemessenheit eines eher moderaten Tempos bei weiteren Zinssenkungen gesprochen, was durch die Beschreibungen im Beige Book gut untermauert wird. Das Beige Book könnte damit dem jüngsten Renditeanstieg an den Anleihemärkten und der Abschwächung bei den Zinssenkungserwartungen noch einmal neue Nahrung liefern.

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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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