Kommentar
08:46 Uhr, 11.04.2022

Sentix-Einschätzung so negativ wie noch nie

Selbst in der Finanzkrise und während des Corona-Crashs waren die mittelfristigen Aussichten für die Aktienmärkte laut wöchentlicher Sentix-Umfrage nicht so negativ wie aktuell.

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Das Grundvertrauen der Anleger für die Aktienmärkte hat sich dramatisch eingetrübt. Der sogenannte strategische Bias ist laut wöchentlicher Sentix-Umfrage auf den tiefsten jemals gemessenen Stand gefallen, wie Sentix am Sonntag mitteilte. Selbst in der Finanzkrise und während des Corona-Crashs war die mittelfristigen Einschätzung der Anleger für die Aktienmärkte nicht so negativ wie aktuell.

Als "strategischen Bias" bezeichnet Sentix die mittelfristigen Markterwartungen auf Sicht von sechs Monaten. Laut Sentix sollte der "strategische Bias" anders als die meisten Sentimentindikatoren nicht antizyklisch interpretiert werden. "In der Regel läuft der Indikator stattdessen oftmals mehrere Wochen dem Gesamtmarkt voraus", heißt es bei Sentix.

Nach Einschätzung der Sentix-Experten ist es "bemerkenswert", wie stark sich das strategische Grundvertrauen der Anleger seit dem März-Tief nach dem Kriegsbeginn in der Ukraine weiter eingetrübt hat, obwohl sich die Kurse in der Zwischenzeit erholt haben. "Das riecht nach neuem Verkaufsdruck!", schreibt Sentix.

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Die US-Aktienmärkte zeichnen sich nach dem strategischen Bias zwar noch durch eine gewisse relative Stärke gegenüber den anderen Börsen aus, allerdings wurde hier immerhin ein 52-Wochen-Tief beim strategischen Bias erreicht und auch das Corona-Tief beim Sentiment aus dem April 2020 ist nicht mehr weit entfernt.

Während das Vertrauen in die Aktienmärkte schwindet, setzen Anleger zunehmend auf den "sicheren Hafen" der US-Staatsanleihen. So wird bei US-Bonds der höchste strategische Bias seit Oktober 2020 verzeichnet, schreibt Sentix. Der US-Bondmarkt werde angesichts der gestiegenen Renditen zu einer echten Alternative zum Aktienmarkt.

Die Geschichte zeigt allerdings, dass ein Allzeittief beim strategischen Sentiment durchaus auch antizyklisch interpretiert werden kann und manchmal auch ein längerfristiges Kaufsignal darstellt. So erreichte das strategische Sentiment für die Eurozone im April 2020 ebenfalls ein Allzeittief. Die Erholung vom Corona-Crash hatte da allerdings erst begonnen und auf Sicht der folgenden Monate erholten sich die Aktienmärkte weiter deutlich.

Nicht nur der strategische Bias, sondern auch das kurzfristige Sentiment auf Sicht von vier Wochen befindet sich laut aktueller Sentix-Umfrage für die meisten Aktienmärkte auf einem sehr niedrigen Niveau. Anders als der strategische Bias kann das kurzfristige Sentiment laut Sentix durchaus antizyklisch interpretiert werden: Ist die Stimmung schlecht, so spricht das zumindest kurzfristig dafür, dass sie sich bald wieder aufhellt und die Kurse vielleicht wieder steigen.

An den sentix-Umfragen können auch Privatanleger teilnehmen und erhalten dafür im Gegenzug die aktuellen Studienergebnisse zugesandt. Weitere Informationen und eine Anmeldemöglichkeit finden Sie unter www.sentix.de.


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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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