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17:36 Uhr, 04.05.2009

Seltene Metalle- ein Nischenmarkt vor dem Comeback?

Die Preisentwicklung der börsennotierten Rohstoffe stand in den vergangenen Monaten im Zeichen der Rezession. Seit den Höchstständen im vergangenen Sommer haben sich viele Notierungen mehr als halbiert. Der Preisverfall führt bei einer ganzen Reihe von Produzenten zu Kapazitätskürzungen, viele Investitionsvorhaben werden aufgeschoben oder gleich ganz gestrichen. Die Auswirkungen dieser Sparmaßnahmen auf das zukünftige Angebot könnten drastisch ausfallen. Vor allem die Energieversorgung sei durch unzureichende Investitionen gefährdet, warnte etwa kürzlich die Internationale Energie Agentur (IEA).

Von den Kürzungen sind im Grunde alle Rohstoffklassen betroffen. Vom Agrarsektor bis zur Zinkproduktion bestimmen Kostensenkungen das Bild. Dennoch gibt es große Unterschiede im Grad der öffentlichen Wahrnehmung und Berichterstattung. Im allgemeinen steht das individuelle Interesse eines Konsumenten an einem Rohstoff in direkter Beziehung zu den Berührungspunkten im täglichen Leben. Nimmt der Konsument die Berührung mit einem Rohstoff nicht wahr, wird das Interesse allenfalls nur noch durch Zufall geweckt. Ein gutes Beispiel dafür bietet nicht nur ein einzelner Rohstoff, sondern eine ganze Gruppe davon: Die seltenen Metalle.

Bei den seltenen Metallen handelt es sich um eine heterogene Gruppe verschiedener Metalle und Mineralien, die größtenteils noch nicht an den Warenterminbörsen gehandelt werden. Das Attribut „selten“ bezieht sich zum einen auf die Häufigkeit des Vorkommens in der Erdkruste, zum anderen können eine Reihe weiterer Abgrenzungsmerkmale herangezogen werden. Bezogen auf das Vorkommen sind die „seltensten“ stabilen Metalle Tantal, Rhenium, Uran, Indium und Antimon mit Anteilen von 10 hoch minus 7 % bis 10 hoch minus 8 %. Danach folgen Beryllium, Bor, Rhodium, Silber, Cäsium, Hafnium, Wolfram, Gold, Quecksilber, Thallium, Wismut, Niob, Palladium, Cadmium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Zinn mit Anteilen von 10 hoch minus 6 % bis 10 hoch minus 7 %. Neben der Seltenheit machen aber gerade die weiteren Abgrenzungsmerkmale diese Metalle für Investoren sehr interessant. Eine aus dem Jahr 2007 stammende Studie im Auftrag des Bundesumweltamtes nennt drei Definitionsansätze:

Definition 1: Seltene Metalle sind Metalle mit hohen oder sehr stark gestiegenen Preisen

Definition 2: Seltene Metalle sind Metalle mit geringer Reichweite der Reserven

Definition 3: Seltene Metalle sind Metalle, die nur in wenigen Ländern abgebaut werden

Hohe oder stark steigende Preise, eine geringe Reichweite der Reserven und geographische Konzentration auf wenige Förderländer: Spätestens hier werden die meisten Rohstoffanleger hellhörig, eine Kombination dieser Faktoren scheint hohe Renditen zu ermöglichen. Allerdings lassen sich seltene Metalle nicht ohne weiteres mit anderen gängigen Rohstoffen vergleichen. Sowohl bei der Marktanalyse als auch bei der Anlage selbst muss den Besonderheiten der Gruppe Rechnung getragen werden.

Hier gelangen Sie zum Teil 2 der Analyse

Zunächst sticht hier vor allem die Heterogenität der verschiedenen Metalle ins Auge, die ein Beispiel verdeutlichen soll: Gemäß der obigen Definition können sowohl Blei als auch Gold als seltene Metalle bezeichnet werden. Obwohl historisch betrachtet viele Versuche unternommen wurden, um eine größere Nähe zwischen den beiden Elementen herzustellen, werden fundamentale Unterschiede sofort ersichtlich. Preisentwicklung, Reserven und Ressourcen sowie die Nutzungsfelder sind augenscheinlich sehr unterschiedlich (Reserven sind die Vorräte der erfassten Lagerstätten, die unter derzeitigen Bedingungen technisch und wirtschaftlich abbaubar sind. Ressourcen sind die Lagerstätten, deren technische und wirtschaftliche Abbaubarkeit beim Fortschreiten der Bergbautechnologie und steigenden Preise möglich sein wird).

Aus diesen Gründen muss eine Abgrenzung zwischen seltenen Metallen im weiteren und engeren Sinn getroffen werden. Als seltene Metalle im engeren Sinn verstehen wir Metalle und Mineralien, die einem der drei Definitionsansätzen gerecht werden, und für die bisher kein regulierter Terminkontrakthandel stattfindet. Um das Spektrum weiter einzuengen, kommt darüber hinaus noch ein Relevanzkriterium hinzu: Seltene Metalle im engeren Sinn müssen über relevante industrielle Anwendungsfelder verfügen. Diese stehen in der Regel entweder in Zusammenhang mit Eisenerzprodukten, oder betreffen elektrotechnische Erzeugisse der Informations- und Kommunikationsindustrie (IuK).

Obwohl die Bedeutung dieser Metalle für viele High-Tech Produkte wie Mobiltelefone, Solarzellen oder Flachbildschirme überraschend hoch ist, ist der Markt im Vergleich zu anderen Rohstoffen noch immer sehr intransparent. Da der Spotmarkt häufig unterentwickelt und ein regulierter Terminmarkt nicht vorhanden ist, bleiben Investitionen in seltene Metalle bisher vor allem Hedgefonds und Herstellern überlassen. Einen ersten Schritt zur Besserung unternimmt nun die London Metal Exchange (LME), die Anfang April die Etablierung eines neuen Spot- und Futuremarktes für Cobalt und Molybdän ankündigte. Bereits im vergangenen Jahr wurde ein Uran-Future an der New York Mercantile Exchange (NYMEX) eingeführt. Diese Schritte spiegeln die zunehmende Bedeutung dieser Rohstoffe für die Verbraucher, und werden Produzenten wie Abnehmern endlich mehr Kalkulationssicherheit ermöglichen.

Gerade der Aspekt der Kalkulationssicherheit bestimmt derzeit das Denken vieler Unternehmen. Nachdem viele seltene Metalle Nebenprodukte der “gewöhnlichen” Erzförderung sind, wirken sich die Förderkürzungen auch auf diesen Nischenmarkt aus. Da der Markt häufig sehr eng ist, können schon kleinere Angebotsdellen für hohe Preisausschläge sorgen. Sorgen bereitet dies vor allem Unternehmen, die auf einen bestimmten Rohstoff angewiesen sind, wie beispielsweise die Solarindustrie auf das rare und teure Indium. Was den Chefs der Solarindustrie Sorgen bereitet, lässt dagegen das Herz manchen Anlegers höher schlagen: Ein enger Markt mit sehr begrenztem Angebot, auf dem eine dynamische Wachstumsindustrie mit geringen Substituierungsmöglichkeiten immer mehr Nachfrage erzeugt. Eine Investitionsentscheidung auf einem solchen Markt erscheint auf den ersten Blick sehr attraktiv. Die Frage scheint hier nicht in erster Linie das ob zu sein, sondern viel mehr das wie.

Für den Anleger bedeutet eine potentielle Weiterentwicklung des Marktes mehr Transparenz und neue Investitionsmöglichkeiten. Bisher waren Investitionen in seltene Metalle nur über ein begrenztes Zertifikateangebot möglich, beispielsweise durch das im Rohstoffreport Ausgabe 05/2008 (http://data.boerse-go.de/rr/rohstoffreport_nr0308.pdf) vorgestellte ABN AMRO Rare&Strategy Metalls Open-End Basketzertifikat mit der WKN AA0R3X.

Zukünftig werden dem Anleger immer mehr Produkte zur Verfügung stehen, der Informationsbedarf steigt. Der Rohstoffreport wird sie auch weiter auf dem laufenden halten, egal ob es sich um Veränderungen der Märkte oder die Entwicklung neuer, interessanter Anlageprodukte handelt.

Quelle: Rohstoff-Report

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