Schwergewichte schieben den Dow an
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Das Plus der vergangenen Woche verdanken die Aktienmärkte einem starken Montag und Dienstag, als der so in etwa erwartete Wahlausgang in den USA und freundliche Unternehmensmeldungen für eine ausgelassene Stimmung unter den Marktteilnehmern sorgten. In der zweiten Wochenhälfte tendierten die Kurse indes nur seitwärts. Der Nikkei scherte aus diesem Reigen mit spürbaren Verlusten aus.
USA: Schwergewichte schieben den Dow an
Politische Börsen haben kurze Beine. Davon einmal ganz abgesehen, hatte die Kongresswahl mit einer neuen Machtbalance zwischen republikanischem Präsidenten einerseits und dem demokratischem Senat sowie dem Repräsentantenhaus andererseits auch sonst keinen nennenswerten Einfluss auf amerikanische Aktien. Mit 12.177 Punkten markierte der Dow Jones am Mittwoch sogar ein neues Allzeithoch. Auch bei den Branchen hielten sich die Ausschläge in Grenzen. Energie und Pharma, die möglicherweise unter der neuen Konstellation leiden könnten, gaben leicht nach.
Ansonsten wurden die Anleger in der abgelaufenen Woche mit überwiegend erfreulichen Meldungen konfrontiert, wobei sich zwei Schwergewichte des Dow Jones Index hervortaten. Der Versicherer AIG verzeichnete im dritten Quartal einen äußerst günstigen Schadensverlaufs und verbuchte so ein dickes Gewinnplus. Boeing wurde indes von einem Milliardenauftrag des US-Militärs beflügelt, der Kaufpreiszahlungen in Höhe von 15 Mrd. USD bis 2019 einbringt. Hinzu kommen noch Einnahmen aus der Nachsorge für die Fluggeräte. Außerdem profitierte Boeing von den Problemen bei Airbus. FedEx stornierte dort nämlich einen Auftrag und gab ihn stattdessen an Boeing.
Weitere positive Impulse kamen von der High Tech-Schmiede Cisco Systems und der Veröffentlichung der US- Handelsbilanz. Diese lässt bei genauem Lesen eine Aufwärtsrevision des BIP-Wachstums im dritten Quartal erwarten. Die Erstschätzung lag bei enttäuschenden plus 1,6 Prozent und dürfte nun in Richtung zwei Prozent korrigiert werden.
Zum Wochenende hin kehrte dann allerdings wieder etwas Ernüchterung ein. Das von der Universität Michigan ermittelte Verbrauchervertrauen war stärker zurückgegangen als es die professionellen Marktbeobachter erwartet hatten.
Europa: Weiterhin überzeugende Quartalsberichte
Europa erhielt in der zweiten Wochenhälfte ebenfalls einen Konjunkturdämpfer: Die französische Konjunktur stagnierte im dritten Quartal. Nach den kontinuierlich höheren Zuwachsraten in den drei Quartalen zuvor, wurde zwar ein niedrigeres Plus erwartet, mit einer Null hatte aber keiner gerechnet. Die Gründe der Schwäche sind vielfältig: schwächerer Konsum, teurer Euro, Abbau der Lager, Probleme in der Automobilindustrie. Dazu passte die Nachricht von Renault, die Produktion in Europa zurückzufahren und stattdessen ein Werk in Indien zu bauen. In Europa sei der Absatz rückläufig, in Indien nehme er dagegen zu, hieß es zur Begründung.
Zuvor hatten die europäischen Aktienkurse allerdings mächtig Auftrieb erhalten. Die größte Kraft ging dabei von der weiterhin freundlichen Berichtssaison aus. Positive Beispiele waren Aegon, E.ON, Generali, Henkel, Lafarge und Siemens. Allerdings waren auch Enttäuschungen wie zum Beispiel von der Deutschen Post, Total und Adidas zu vernehmen. Beim Sportartikelhersteller sind nun die von den Analysten befürchteten Durchführungsrisiken einer Megafusion Realität geworden. Wegen höherer Aufwendungen für die Flottmachung von Reebok wird das Ergebnis künftig weniger stark steigen als es Adidas bislang erwartet hatte. Die Aktionäre quittierten diese Gewinnwarnung mit massiven Verkäufen und einem Kursverlust von rund zehn Prozent auf 37 Euro. Als Adidas Anfang August 2005 die 3,1 Mrd. Euro teure Übernahme ankündigte, stand die Aktie bei 39 Euro.
Viel Aufmerksamkeit zogen auch die Wechsel an der Spitze von Volkswagen und der Deutschen Telekom auf sich. Dabei ist die Ähnlichkeit beider Vorgänge frappierend. Jeweils auf Betreiben der Großaktionäre wurden Bernd Pischetsrieder und Kai-Uwe Ricke nach rund fünfjähriger Amtszeit kurzfristig abberufen. Die Nachfolger kommen in beiden Fällen aus dem Unternehmen und haben einen überzeugenden Track Record als Chef ihrer jeweiligen Sparten, die noch dazu die Perlen des Konzerns sind. Auch ist der Wechsel hier wie dort eine Reaktion auf schwache Unternehmensperformance, die zum einen auf ein schwieriges Marktumfeld zurückzuführen ist. Zum anderen aber auch damit zu tun hat, dass der Standort Deutschland für beide Aktiengesellschaften höhere Bedeutung hat als bei Branchenkonkurrenten. VW ächzt unter den hohen deutschen Produktionskosten. Bei der Telekom kommt noch der intensive Wettbewerb als Belastung obendrauf. Unterschiedlich waren lediglich die Reaktionen der Aktionäre. Bei VW gab es Verunsicherung und leichten Kursdruck. Bei der Telekom sprang der Kurs am heutigen Montag an. Allerdings war die Aufbruchstimmung nicht mehr ganz so groß wie damals im Juli 2002, als der Abgang von Ron Sommer ein knapp zweistelliges Tagesplus nach sich zog.
Ausblick: BIP-Wachstum in der Eurozone
Die Welle der Quartalsberichte hatte in der vergangenen Woche ihren Scheitelpunkt erreicht. In den kommenden Tagen kommen zwar noch Resultate wichtiger Konzerne, die Masse stammt aber aus der zweiten Reihe. Die Konjunkturtermine sind wohldosiert. Im Blickpunkt steht am Dienstag das BIP-Wachstum in der Eurozone im dritten Quartal. Nach plus 0,9 Prozent in der Vorperiode werden plus 0,7 Prozent erwartet. Nach der französischen Nullnummer steht dahinter nun aber ein dickes Fragezeichen. Wichtig sind außerdem am Donnerstag die Inflationsentwicklung und die Industrieproduktion in den USA im Oktober.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 140,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende November 2005. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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