Schwellenländeraktien profitieren von langfristigen Trends
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London (GodmodeTrader.de) – Schwellenländeraktien profitieren von langfristigen Trends wie steigenden Löhnen, jungen Konsumenten und einer niedrigen Arbeitslosenrate. In den meisten Schwellenländern sind zudem Zeichen für eine Schuldenreduzierung erkennbar. Außerdem haben sich die Rohstoffpreise stabilisiert und die Wechselkurse der lokalen Währungen sind auf ein attraktives Niveau gefallen. Rishikesh Patel, Portfoliomanager bei LGM Investments unter dem Dach von BMO Global Asset Management (BMO), erläutert in einem Interview, das GodmodeTrader.de freundlicherweise von BMO zur Verfügung gestellt wurde, die Aussichten für Emerging Markets angesichts Donald Trumps Wirtschaftspolitik, dem Brexit oder einem Zinsanstieg in den USA.
Herr Patel, angesichts der Politik Donald Trumps und des Brexits mehren sich die Zweifel am Aufwärtstrend an den Aktienmärkten. Könnten auch Schwellenländeraktien wieder in schwierigeres Fahrwasser geraten?
Rishikesh Patel: Aus fundamentaler Sicht hat sich nicht viel geändert. Um es anschaulich zu machen: Für die Frage, ob die asiatischen Konsumenten weiterhin ihre Zähne putzen, Bankkonten eröffnen, Snacks essen, Tee trinken oder Haaröl verwenden, spielt die Politik Donald Trumps oder der Austritt des Vereinigten Königreiches aus der Europäischen Union keine Rolle. Wenn wir in fünf bis zehn Jahren zurückblicken, werden sich diese Ereignisse kaum als die entscheidenden Renditetreiber im Portfolio erweisen. Aus unserer Sicht haben die zentralen Argumente für die Emerging Markets – die säkulare, also langfristige, Wachstumsgeschichte – weiter ohne Abstriche ihre Gültigkeit.
Welche langfristigen Trends prägen die Entwicklung in den Schwellenländern?
Rishikesh Patel: Der zentrale Treiber ist eindeutig das Wachstum der arbeitsfähigen Bevölkerung. Wenn man den Experten der UN folgt, ist zu erwarten, dass diese in den Schwellenländern außerhalb Chinas in den nächsten 15 Jahren auf rund 700 Millionen ansteigen wird. Das entspricht einem jährlichen Anstieg von zwei Prozent. Besonders deutlich wird die Entwicklung in den Städten: Die Boston Consulting Group etwa erwartet, dass die städtische Bevölkerung in den Schwellenländern zwischen 2010 und 2030 um 1,3 Milliarden anwachsen wird. Das ist mehr als heute in allen Städten der entwickelten Welt leben. Neben Demographie und Urbanisierung gehört auch der verstärkte Eintritt von Frauen in den Arbeitsmarkt zu diesen säkularen Treibern. All das schafft Voraussetzungen für wachsende Renditepotenziale, die wir anzapfen können.
Wie können Anleger von der langfristigen Wachstumsgeschichte profitieren?
Rishikesh Patel: Der Schlüssel dazu sind Positionen in Unternehmen, die Güter und Dienstleistungen für die entsprechenden Gesellschaftssegmente zur Verfügung stellen. Ein gutes Beispiel sind indonesische Banken. In Indonesien liegt die Kreditdurchdringung derzeit bei nur 30 Prozent. Weniger als 20 Prozent der Bevölkerung haben Zugang zu einem Bankkonto. Das bildet den langfristigen Investment Case für unsere Positionen in den indonesischen Banken Mandiri und Rakyat. Ein anderes Beispiel stammt aus den Philippinen: Hier liegt der Konsum trinkfertiger Teegetränke bei 2,1 Litern jährlich – im asiatischen Durchschnitt sind es mit 15,3 Litern viel mehr. Das ist ein starkes Argument für den philippinischen Konsumgüterhersteller URC, der dieses Marktsegment mit einem Anteil von 74 Prozent dominiert. In beiden Fällen profitieren die Unternehmen von langfristigen Entwicklungstrends. Doch noch wichtiger ist für uns, dass sie über starke Wettbewerbsvorteile wie etwa Markenstärke, Vertrieb oder Innovationskraft verfügen. Das erlaubt ihnen, in einem günstigen Marktumfeld hohe Margen und damit hohe Profite zu erzielen. Diese anhaltende Stärke und Dominanz der Geschäftsmodelle ist für uns der eigentliche strategische Grund, langfristig zu investieren.
Das Wachstum von Volkswirtschaften und Unternehmen in den Emerging Markets hat in der Vergangenheit von einem Umfeld niedriger Zinsen profitiert. Nun stehen die Zeichen in den USA jedoch in Richtung steigender Zinssätze. Ist das für Sie Anlass zur Sorge?
Rishikesh Patel: Darauf gibt es zwei Antworten. Die erste betrifft die allgemeine Entwicklung, die andere die Portfolios von Investoren. Es stimmt, dass wir uns in einen Zyklus der Zinsnormalisierung in den USA bewegen könnten – was auch immer das heutzutage bedeutet. Die Auswirkungen auf die Schwellenländer werden wahrscheinlich vor allem im Bereich der Währungen zu spüren sein. Sorgen um einige hochverschuldete Länder und Unternehmen wären die Folge, insbesondere wenn es sich um Schulden in US-Dollar handelt. Höhere Zinsen könnten etwa die Finanzierung von Unternehmensaktivitäten erschweren oder die Refinanzierungskosten in die Höhe treiben. Doch das zeigt schon, dass Investoren auf der Unternehmensebene differenzieren müssen. Dann fällt die Antwort viel positiver aus.
Wie können Investoren mit steigenden Zinsen und einem starken US-Dollar umgehen?
Rishikesh Patel: Wir fragen selbst immer nach den Folgen für die einzelnen Positionen in unserem Portfolio. Wir mögen keine Firmen, die hohe Schulden in ihren Bilanzen haben, es sei denn, diese sind sehr gut begründet, etwa durch vernünftige Expansionsaktivitäten oder Zukäufe. Im Ganzen gesehen ist unser Portfolio so gut wie gar nicht verschuldet – und viele Unternehmen verfügen unterm Strich über positive Eigenkapitalbestände. Wir sehen keinen Grund, warum Firmen, die so aufgestellt sind und über langfristige Wettbewerbsvorteile in wachsenden Marktsegmenten verfügen, aufgrund steigender Zinsen in den USA in Schwierigkeiten geraten sollten. Diese Unternehmen haben es uns in den vergangenen drei bis fünf Jahren ermöglicht, Überrenditen gegenüber dem Index zu erzielen. Das waren Zeiten, in denen Fremdfinanzierung günstig war. Daher sind wir zuversichtlich, dass sich die entsprechenden Firmen nun im Vergleich zum Gesamtmarkt sogar eher besser entwickeln werden.
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