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10:22 Uhr, 29.08.2013

Schwellenländer: Konsumgüteraktien attraktiv

München (BoerseGo.de) - Sind Investitionen in die Schwellenländer-Märkte an einem Wendepunkt angekommen? Viele Fonds verzeichnen vor allem im Aktiensegment derzeit Abflüsse und auch der Optimismus einiger Fondsmanager ist gebremst. Doch nicht überall ist die Stimmung pessimistisch. „Vor allem im Bereich der Konsumgüter haben die Schwellenländer noch einiges zu bieten. Hier finden sich äußerst attraktive Anlagemöglichkeiten“, sagt Tassos Stassopoulos, Portfolio Manager für Global und Thematic Portfolios von ACMBernstein. Diese aufzudecken bedarf nach Ansicht des Experten jedoch einer genauen Analyse der lokalen Gegebenheiten sowie den Vergleich mit Vergangenheit, Gegenwart und Entwicklungen in Industrieländern. So lassen sich Trends ableiten und eine gute Rendite erwirtschaften.

Um den geeigneten Zeitpunkt für ein Investment zu finden, müssen Anleger den so genannten „Wendepunkt“ identifizieren, also den Moment kurz bevor der Boom startet. Nach Ansicht des Experten Stassopoulos können solche Trends am ehesten mit einer Strategie des „Dreifach-Ansatzes“ aufgedeckt werden, der Investitionschancen im Schnittpunkt von drei verschiedenen Entwicklungsgeraden analysiert. „Wir suchen nach Märkten die kurz vor einem Boom stehen. Also bis jetzt flach gewachsen sind und kurz vor dem Wendepunkt stehen, ab dem das Wachstum hochschnellen wird, bevor es sich wieder verlangsamt.“

Hierfür zieht der Experte es vor, drei Ebenen gleichzeitig zu analysieren. Die erste Analyse-Ebene des „Dreifach-Ansatzes“ von Stassopoulos betrachtet die Entwicklung verschiedener Emerging Markets und Industrienationen in der Vergangenheit. So lassen sich Parallelen ziehen, um Aufschluss über die zukünftigen Aussichten eines Marktes, Produktes oder einer Dienstleistung in einem anderen Land zu erhalten. Das Team um Stassopoulos hat dabei 30 Produkte und Dienstleistungen in über 50 Ländern über die letzten 20 Jahre analysiert. „Gerade der Automobilmarkt zeigt das ganz klar: Die Nachfrage steigt deutlich, wenn das Pro-Kopf-Bruttoinlandprodukt 6.000 US-Dollar übersteigt. Deshalb ist China gerade interessant“, sagt Stassopoulos.

Die Geschichte wiederholt sich jedoch nicht in jedem Fall, deshalb ist es von zentraler Bedeutung, sich nicht nur auf eine Analyse zu verlassen. Darum betrachten die Experten zweitens auch aktuelle Parallelen zwischen den Schwellenländern. 50 Länder auf verschiedenen Entwicklungsstufen werden dabei berücksichtigt und die Weiterentwicklung der Konsumausgaben analysiert. So ging der jährliche Anstieg bei den Automobilausgaben in China 2012 auf 18 Prozent zurück, und laut vielen Konsensprognosen dürfte dieser Trend weiter anhalten. Dazu Stassopoulos: „Unsere Analysten glauben jedoch, dass in China in den nächsten drei bis vier Jahren die Ausgaben für Autos wieder um 24 Prozent wachsen werden. Denn dann werden die Chinesen ebenso wohlhabend sein wie heute Südafrikaner, Malaysier oder Mexikaner.“

Die Ergebnisse werden in einer dritten Ebene durch die Analyse der Verbraucher in Industrienationen verifiziert. Dazu wird die Marktdurchdringung von Konsumgütern bei Verbrauchern mit entsprechenden Einkommensklassen in den USA, Großbritannien und Deutschland verglichen. „Wir wollen wissen, wie sich die Konsumgewohnheiten mit dem wachsendem Wohlstand ändern“, so Stassopoulos. Aus der Entwicklung in einer vergleichbaren Bevölkerungsschicht in einem der Industrieländer können die Experten Rückschlüsse auf die Entwicklung in einem ausgewählten Schwellenländer-Markt ziehen. Das unterstützt auch die oben gezeigten Annahmen über den chinesischen Automobilmarkt. Denn die Analyse aus der dritten Perspektive hat ergeben, dass zum Beispiel in Großbritannien die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung 17-mal mehr Geld für Autos ausgeben als die ärmsten zehn Prozent. „Überträgt man diese Mehrausgaben für Autos auf China, bedeutet das einen zusätzlichen Anschub von jährlich vier bis fünf Prozentpunkten – da ‚reicher werdende Konsumenten‘ mehr Geld für Autos ausgeben.“ Daraus resultiert ein erwartetes Marktwachstum von 23 bis 24 Prozent.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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