Nachricht
15:36 Uhr, 03.03.2010

Schwellenländer-Anleihen auf dem Vormarsch

Kronberg (BoerseGo.de) - Viele Investoren schätzen eine Anlage in Schwellenländer-Anleihen als riskant ein. Doch die Schuldpapiere aus Schwellenmärkten sind - entgegen der landläufigen Meinung - keine qualitativ minderwertigen Papiere. Dies stellt John Carlson, Fondsmanager des Fidelity Emerging Market Debt Fund, in einem aktuellen Marktkommentar klar. Der Index bestehe mittlerweile fast zu 60 Prozent aus Anleihen mit hoher Kreditnehmer-Bonität und sei selbst mit der Note Ba1/BB+ bewertet. Der Emerging Markets-Debt-Index könnte 2010 sogar ein Investment-Grade-Rating erhalten, so der Anlagestratege. In den vergangenen zehn Jahren habe man mit Schwellenländer-Anleihen ähnlich hohe Renditen erzielen können wie mit Emerging-Markets-Aktien - aber bei einem deutlich geringeren Risiko.

Viele Schwellenländer hätten in den vergangenen 25 Jahren grundlegende Reformen durchgeführt, um ihre Finanzsysteme zu stärken. "Länder, die früher als besonders riskant galten, haben heute unabhängige Zentralbanken, Wechselkursregelungen und eine restriktivere Fiskalpolitik. Das Verhältnis von Staatsverschuldung zu Bruttoinlandsprodukt dürfte in den Schwellenländern vergleichsweise stabil bleiben, während es in den Industrieländern drastisch ansteigt", so Carlson. Das Risiko der Schwellenländer sei zudem angemessen eingepreist, bei den sich verschlechternden Fundamentaldaten der Industrieländer sei das noch nicht der Fall.

Das historisch niedrige Zinsniveau weltweit habe es für Schwellenländer deutlich günstiger gemacht, neue Anleihen zu emittieren. "Dank des schwachen US-Dollar konnten sie ihre auf den Greenback lautenden Schulden leichter zurückzahlen und dies durch Emissionen in Lokalwährung refinanzieren. Sollte die Inflation weltweit anziehen, werden die Anleger auf Sachwerte wie etwa Rohstoffe als Schutz vor steigenden Preisen umsteigen. Dies würde die Wirtschaft der an Bodenschätzen reichen Emerging Markets weiter ankurbeln und ihre Währungsreserven stärken", so der Fondsmanager weiter.

Schwellenländer-Anleihen seien in der aktuellen weltwirtschaftlichen Situation also nicht nur als Beimischung fürs Portfolio attraktiv. Allerdings sollten Anleger die Risiken dabei nicht außer Acht lassen, rät Carlson. Trotz der verbesserten Kreditqualität der Schwellenländer seien viele der in Umlauf befindlichen Staatsanleihen am unteren Ende der Investment-Grade-Skala einzuordnen. Ein zusätzliches Risiko liege im Wechselkurs, wenn die Anleihen in Lokalwährung denominiert sind.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

Mehr Experten