Kommentar
09:33 Uhr, 09.01.2023

Riesenverluste mit Apple, Tesla & Co.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat sich in den vergangenen Jahren von einer normalen Notenbank zu einer Art Hedgefonds entwickelt. Jetzt kommt ein Teil der Rechnung: 132 Milliarden Franken Verlust im Jahr 2022.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) wird für das Geschäftsjahr 2022 einen Verlust von rund 132 Milliarden Franken ausweisen, wie die SNB am Montagmorgen auf vorläufiger Basis mitteilte. Ganz überwiegend war das auf die Devisenreserven der SNB zurückzuführen, bei denen ein Verlust von 131 Milliarden Franken anfiel.

Wie jede Notenbank hält die SNB Devisenreserven, legt also die von ihr selbst geschaffene Währung (in diesem Fall Franken) auch im Ausland an. Während die meisten Notenbanken bei der Anlage ihrer Devisenreserven vollständig oder fast vollständig auf als sicher geltende Staatsanleihen setzen, hält die SNB nur rund zwei Drittel ihrer Devisenreserven in Staatsanleihen. Zum Ende des dritten Quartals hielt die SNB 25 % ihrer Devisenreserven in Aktien und 11 % in Anleihen, die keine Staatsanleihen sind.

Zudem hat die SNB die Höhe ihrer Devisenreserven in den vergangenen Jahren stark aufgebläht, um so eine zu starke Aufwertung des Franken zu verhindern. Durch die jüngsten Verluste an den Aktien- und Anleihemärkten sind die Devisenreserven allerdings 2022 wieder geschrumpft. Insgesamt beliefen sich die Devisenreserven am Ende des dritten Quartals noch auf 808 Milliarden Franken, nach 966 Milliarden Franken Ende 2021.

Knapp 140 Milliarden Dollar hielt die SNB per Ende des dritten Quartals alleine in US-Aktien, wie aus den 13-F-Filings zum Ende des Quartals hervorgeht. Davon entfielen rund 9,7 Milliarden Dollar auf Apple-Aktien und 3,0 Milliarden Dollar auf Tesla-Papiere. Die folgende Tabelle zeigt die zehn größten US-Aktienpositionen der SNB zum Ende des dritten Quartals, die rund ein Viertel ihrer gesamten US-Aktienpositionen ausmachten.

Aktien Positionsgröße der SNB Ende Q3
Apple 9,7 Mrd. USD
Microsoft 7,2 Mrd. USD
Amazon 4,5 Mrd. USD
Tesla 3,0 Mrd. USD
Alphabet (Class A) 2,5 Mrd. USD
Alphabet (Class C) 2,4 Mrd. USD
UnitedHealth 2,1 Mrd. USD
Johnson & Johnson 1,9 Mrd. USD
ExxonMobil 1,6 Mrd. USD
Meta 1,3 Mrd. USD

Die SNB trifft bei ihren Aktieninvestments keine aktiven Anlageentscheidungen, sondern bildet einfach Indizes nach. Auf der SNB-Website heißt es dazu: "Die Nationalbank betreibt in ihrem Aktienportfolio keine Titelselektion, sondern investiert ausschließlich indexnah. Die Aktien werden passiv und regelgebunden auf der Basis einer strategischen Benchmark bewirtschaftet, die aus einer Kombination von Aktienindizes in verschiedenen Märkten und Währungen besteht." Doch durch die passive Auswahl von Aktien sinkt das Risiko kaum, wie die riesigen Verluste im Jahr 2022 zeigen.

Wegen der horrenden Verluste gibt es nun keine Dividende für die Aktionäre der Bank und auch keine Gewinnausschüttung an Bund und Kantone, an die normalerweise der größte Teil der Gewinne fließt.

1 Kommentar

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  • WTGun
    WTGun

    vielen Dank Oliver für diese Information. Ein Hinweis zum prozentualen Verlust im Verhältnis zum schweizer BIP wäre hilfreich um das Ausmass der Assetspekulation zu verdeutlichen. Würde mich freuen, wenn es auch eine Information zum vorraussichtlichen Verlust der EZB bei ihren diversen Staats und Hilfsfonds Finanzeirungen geben wird. Werden die deutschen Medien die Ergebnisse dann auch objektiv Veröffendlichen ? Bin mir da leider nicht so sicher !!

    15:10 Uhr, 09.01. 2023

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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