Kommentar
08:26 Uhr, 18.11.2014

Schweizer Goldinitiative: Fluch oder Segen?

Gold ist in den letzten Jahren unter die Räder gekommen. Die Beliebtheit unter Investoren nimmt ab. Einen Fan hat Gold aber noch: die Schweiz.

Konkret wird sich zeigen, ob die Schweiz Gold wieder eine neue Bedeutung beimessen wird. Am 30.11. wird abgestimmt. Abgestimmt wird darüber, ob die Notenbank SNB 20% ihrer Assets in Gold halten muss. Momentan sind 7,5% der Assets Goldbestände. Bei insgesamt 522 Mrd. an Assets wäre die Notenbank gezwungen Gold im Wert von 67 Mrd. CHF zu erwerben. Das ist eine gewaltige Menge. Der größte und beliebteste Gold ETF ist der SPDR Gold Trust, dessen Wert mit physischem Gold gedeckt ist. Selbst in den besten Zeiten des Goldes und der größten Beliebtheit lagen die Total Assets bei 80 Mrd. USD. Geht die Initiative durch, dann müsste die SNB nach derzeitigem Wert des Trusts diesen mehr als 2x kaufen.

Ob das nun gut oder schlecht ist, seit dahingestellt. Es bringt jedenfalls einige praktische Probleme mit sich. Die SNB verteidigt den Mindestkurs EUR/CHF notfalls mit großen Interventionen. Die Interventionen haben es in sich. Grafik 2 zeigt die Assets der SNB. Seit Ausbruch der Krise sind die Devisenreserven (FX) von 50 auf 470 Mrd. gestiegen. Seit fast zwei Jahren ist die Bilanz relativ stabil. Das kann sich aber auch wieder ändern. Insgesamt ist die Bilanz über lange Zeiträume alles andere als stabil. Die SNB hält 16% der Fremdwährungswerte in Aktien. Per Definition ist diese Position schwankungsanfällig. 73% der Reserven stecken in Staatsanleihen. Auch deren Wert ändert sich täglich. Um zu jedem beliebigen Zeitpunkt 20% der Assets in Gold halten zu können, muss die SNB ein sehr aktiver Akteur auf dem Markt sein. Bei den permanenten Schwankungen auf der Assetseite wäre die Bedingung andernfalls kaum einzuhalten.

Ebenso ergibt sich eine große Schwankungsbreite aus den Wechselkursen zu anderen Währungen selbst. Der Großteil wird in Euro gehalten. Es sind aber auch 150 Mrd. USD unter den Gesamt FX Reserven. Die jährlichen Schwankungen können 15% betragen. Würde der Dollar stark aufwerten, z.B. 20%, dann würde der Wert der Assets in CHF entsprechend steigen. Es müsste Gold nachgekauft werden. Steigt der Wert der USD Reserven von 150 auf 180 Mrd., dann muss die SNB ungefähr 20% des Wertzuwachs mit Gold decken. Das sind 6 Mrd. an Gold, die gekauft werden müssten.

Grundsätzlich ist der Gedanke nicht schlecht das Vermögen mit Gold zu besichern. Mit insgesamt knapp 40 Mrd. an Gold in der Bilanz ist die Schweiz da deutlich weiter als andere Länder. Der Anteil an der Gesamtbilanz sinkt seit Jahren, was vor allem am steigenden FX Anteil liegt. Der absolute Bestand in Tonnen hat sich kaum verändert. Das Hauptproblem der Initiative ist sicherlich nicht die Grundidee. Es ist vielmehr ein recht starres Reglement. Theoretisch dürften einmal erworbene Goldbestände nicht wieder veräußert werden. Geht man nun davon aus, dass sich die Situation auf dem Währungsmarkt irgendwann wieder normalisiert, dann würden die Goldbestände im Verhältnis rapide ansteigen.

Würde die Bilanz irgendwann wieder auf das Vorkrisenniveau zurückgehen (80 Mrd. exkl. Gold), dann hätte die SNB einen Goldbestand von 110 Mrd. Die 110 Mrd. ist der aktuelle Wert von 20% der Assets. Diese dürften nicht reduziert werden. Die SNB hätte dann eine Bilanz von 190 Mrd. mit einem Goldanteil von knapp 60%. Das muss nicht schlecht sein, kann es aber. Nehmen wir an, Gold würde zu einem Durchschnittspreis von 1.250 USD erworben und verlöre dann irgendwann 400 USD pro Unze an Wert, dann bedeutet das einen Verlust von über 35 Mrd., den die Notenbank ausweisen müsste. Jetzt kann man sich die Frage stellen wie glaubwürdig eine Notenbank ist, die 35 Mrd. Verlust ausweist.
Der Notenbank wird natürlich nicht verboten, sich abzusichern. Tut sie das, geht bei einem so hohen Goldbestand wahrscheinlich der normale Gewinn dafür komplett verloren. Das wiederum dürfte die öffentliche Hand nicht sonderlich begeistern, werden die Gewinne doch an sie ausgeschüttet.

Die Idee klingt sicherlich gut. Ob sich dadurch wirklich Vorteile ergeben, das steht auf einem anderen Blatt.

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  • Löwe30
    Löwe30

    Sollte die Goldinitiative in der Schweiz Erfolg haben, so steht dennoch nicht fest, ob die SNB wirklich Gold kaufen wird. Dazu wird ein aktuelles »Empfehlungs«-Papier der Deutschen Bank http://www.gata.org/files/DeutscheBankSwissGoldRef...

    hier http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/deutschla...

    näher unter die Lupe genommen.

    Da tun sich nach meinem Eindruck Abgründe auf. Aber vielleicht sehen das ja die Experten hier etwas anders.

    Da ich ja hier bei GT schon so einige Kommentare geschrieben habe, brauche ich wohl nicht zu erwähnen, dass ich sehr viel Sympathie für die Goldinitiative habe.

    Ich fürchte allerdings, dass die Vertreter der "Kreditgeld-Ökonomie des fraktionalen Ponzi-Bankings" (Peter Boehringer) Angst verbreiten werden, sodass nicht die erhoffte Mehrheit zustande kommt.

    18:42 Uhr, 18.11.2014

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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