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10:05 Uhr, 18.01.2010

Schwarzarbeit erreicht neues Rekordniveau

Düsseldorf (BoerseGo.de) - Nach Berechnungen des Linzer Ökonomen Friedrich Schneider hat die Schwarzarbeit in Deutschland im Krisenjahr 2009 weiter zugenommen. Dafür macht der österreichische Experte für Schattenwirtschaft vor allem geringere Lohneinkommen durch Kurzarbeit, aber auch das Fehlverhalten von Managern verantwortlich. "Die Krise hat die Schattenwirtschaft weiter angefeuert. Viele Arbeitnehmer haben insbesondere durch Kurzarbeit spürbare Einkommensverluste erlitten, die sie kompensieren mussten. Auf der anderen Seite hatten sie mehr Zeit, nebenher zu arbeiten", sagte Schneider zur "WirtschaftsWoche" (WiWo). Insgesamt dürfte die Schwarzarbeit 2009 um fünf bis sechs Milliarden Euro gestiegen sein - auf insgesamt rund 253 Milliarden Euro, schätzt der Experte. 2010 erwartet er wegen der steigenden Arbeitslosenzahlen eine weitere Steigerung zwischen fünf und acht Milliarden Euro.

Mitverantwortung für die geringere Steuerehrlichkeit trügen auch die Verfehlungen von Bankern und Managern. "Die Selbstbedienungsmentalität vieler Wirtschaftsführer hat der Steuermoral im Land nachhaltig geschadet. Die Leute haben das Gefühl, die Schuldigen für das ganze Desaster kommen ungeschoren davon - während sie selber wegen am Wochenende verlegter Fliesen oder einer illegalen Putzfrau kriminalisiert werden", so Schneider.

Schneider sieht gleichwohl auch ökonomische Vorteile der Schwarzarbeit. "Hier erfolgt ja durchaus eine Wertschöpfung. Klar, die Leute hinterziehen Steuern und Sozialabgaben, was Fiskus und Sozialkassen zwischen 20 und 25 Milliarden Euro jährlich kostet. Aber das schwarz verdiente Geld, das der Arbeitnehmer sonst nicht hätte, wandert nicht aufs Sparbuch, sondern wird wieder ausgegeben. Das ist ein schönes Konjunkturprogramm und hat den Konsum 2009 ein Stück weit stabilisiert", sagte er gegenüber der "WirtschaftsWoche".

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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