Kommentar
08:41 Uhr, 05.05.2017

Schwacher oder starker US-Dollar - Was ist besser für die USA?

Trump will einen schwachen Dollar, um das Problem der negativen Handelsbilanz zu lösen. Was ist der richtige Weg?

Es ist inzwischen klar, dass die Trump-Administration einen Mangel an ökonomischen Kenntnissen vorweist. Das ist eine große Gefahr für das Land. Werden unsinnige Maßnahmen ergriffen, um die Handelsbilanz auszugleichen, verschlechtert sich die Lage mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit weiter, anstatt sich zu verbessern.

Eine große Rolle spielt der Dollar. Dieser soll abwerten. Auf den ersten Blick macht das Sinn. Ist der Dollar schwach, dann sind amerikanische Produkte für das Ausland günstiger. Die USA könnten mehr exportieren und würden auch weniger importieren, weil ausländische Produkte teurer werden. Die Handelsbilanz sollte sich ausgleichen.

Ein Problem an der Sache ist, dass der Dollar einfach nicht abwertet. Seit 2010 wertet er auf. Langfristig bewegt sich der Dollar in großen Zyklen. Eine systematische Abwertung lässt sich bisher nicht erkennen. Das ist gemessen an dem gigantischen Defizit bemerkenswert.

Der Dollar ist aufgrund seines Status als Reservewährung gefragt – zu gefragt. Das sorgt für eine systematische Überbewertung, die das hohe Defizit stützt und überhaupt erst ermöglicht. Die Währung jedes anderen Landes, welches so hohe Defizite ausweist, würde systematisch abwerten. Nicht so der Dollar.

Das Defizit lässt sich vor allem auf die niedrige Sparquote zurückführen. Das Defizit ist so hoch wie die Summe aus der Spar- und Investitionsquote. Bürger und Unternehmen sparen wenig. Noch weniger spart der Staat. Genau hier liegt die Wurzel allen Übels, denn das Defizit in der Handelsbilanz und im Staatshaushalt sind eng verknüpft.

Je höher das Haushaltsdefizit ist, desto höher ist auch das Handelsbilanzdefizit. Dieses setzt sich aus der privaten (Spar- minus Investitionsquote) und der staatlichen Nettosparquote (Steuern minus Staatsausgaben) zusammen. Beide Quoten sind in den USA negativ. Die Grafik zeigt die Entwicklung dieses Doppeldefizits.

Vergleicht man dieses Doppeldefizit nun mit dem Dollar Index, so zeigt sich ein positiver Zusammenhang. Ist der Dollar stark, so ist das Defizit niedriger und umgekehrt. Ein schwacher Dollar sollte also eigentlich nicht im Interesse des Defizitmanagements sein.

Das Defizit läuft dem Dollar Index für gewöhnlich um ein bis zwei Jahre voraus. Da sich das Doppeldefizit derzeit wieder ausweitet, kann man in den kommenden Jahren von einem schwächeren Dollar ausgehen. Das ändert natürlich nichts daran, dass der Zusammenhang zwischen einem starken Dollar und einem geringen Defizit alles andere als intuitiv ist. Sowohl intuitiv als auch von der Theorie her sollte beides konträr verlaufen. Ein schwacher Dollar sollte das Defizit verkleinern, weil der Handel ausgeglichener wird.

Bis zu einem gewissen Grad ist das so. Das Defizit läuft dem Dollar ja voraus. Weitet sich das Defizit aus, wird der Dollar in der Folge auch wieder schwächer. Das führt jedoch nicht sofort dazu, dass die USA mehr exportieren und weniger importieren. Eine solche Umstellung der Wirtschaft braucht viele Jahre. Kommt es erst einmal dazu und schrumpft das Defizit wieder, beginnt der Dollar rasch aufzuwerten. Hier erfolgt die Anpassung sehr viel schneller. Unterm Strich ergibt sich so ein mehr oder minder paralleler Verlauf.

Die Historie suggeriert, dass ein starker Dollar gut für ein niedrigeres Defizit ist. Das stimmt so nicht. Die Forderung nach einem schwächeren Dollar hat durchaus ihre Berechtigung.

Clemens Schmale

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Über den Experten

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Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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