Fundamentale Nachricht
07:43 Uhr, 28.03.2017

Schuss vor den Bug

An Warnsignalen, dass der Markt kippen könnte, mangelt es nicht. Nun erreicht ein Indikator absolute Extremwerte.

Erwähnte Instrumente

Warnsignale gibt es derzeit wie Sand am Meer. Insbesondere scheint die Stimmung am Markt etwas zu ausgelassen. Das spiegelt sich einerseits direkt in Sentiment Indikatoren wieder, andererseits gibt es auch „harte“ Fakten dazu. Ist die Stimmung ausgelassen, gehen Anleger höhere Risiken ein. Das zeigt sich zum Beispiel anhand geringer Zinsdifferenzen zwischen Staats- und Unternehmensanleihen.

Staatsanleihen sind so ziemlich das sicherste, was es gibt. Unternehmensanleihen sind risikoreicher, vor allem, wenn man Anleihen mit niedrigem Bonitätsrating vor Augen hat. Je kleiner die Zinsdifferenz, desto größer ist das Risiko, welches Anleger eingenommen haben. Derzeit ist das Risiko groß.

Zu dem hohen Risikoappetit kommen noch hohe Bewertungen. Das KGV des US-Marktes befindet sich am oberen Rand der historischen Bandbreite. Hinzu kommen viele politische Risiken, die der Markt derzeit schlichtweg ignoriert. Wirtschaftliche Risiken, die vor allem von China ausgehen, erscheinen nirgends auf dem Radar.

Als wären das nicht schon genug Gründe und Warnsignale, um vorsichtiger zu werden, gibt es nun einen Indikator, der absolute Rekordwerte erreicht. Bevor ich darauf eingehe, lohnt sich noch ein Blick auf die Volatilität. Grafik 1 zeigt den S&P 500 und den dazugehörigen Volatilitätsindex. Dieser ist nach wie vor auf historisch niedrigem Niveau. Solche Phasen werden für gewöhnlich durch einen raschen Anstieg der Volatilität mit fallenden Kursen durchbrochen.

Eine Ruhephase an sich ist noch nicht bedenklich. Sie kann sich auch jahrelang halten wie etwa in der Zeit vor Beginn der Finanzkrise. Dennoch darf man die extrem niedrige Volatilität nicht aus dem Auge verlieren. Sie sollte ernst genommen werden.

Ebenso sollte man ernst nehmen, was Anleger sonst noch so „denken“. Wie Anleger denken, zeigt der Skew Index. Er misst das Verhältnis der Preise von Verkaufs- zu Kaufoptionen. Ist der Indexwert hoch, bedeutet dies, dass Verkaufsoptionen im Verhältnis zum Kaufoptionen teuer sind. Anleger sichern sich gegen große und plötzliche Abwärtsbewegungen ab. Sie tun dies umso mehr, je höher der Indexwert ist. Nähere Details zum Index hat mein Kollege Oliver Baron bereits hier aufgegriffen.

Der Skew Index schwankt historisch zwischen 100 und 150. Zuletzt wurde die Marke von 150 erreicht. Anleger befürchten also einen heftigen und plötzlichen Einbruch. Im Vergleich zum S&P 500 zeigt sich tatsächlich, dass hohe Skew Werte auf eine zumindest kurzfristige Trendwende hindeuten.

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Noch besser als die Volatilität (VIX) und den Skew Index separat zu betrachten, ist eine Kombination von beiden. Dabei dividiert man den Skew Wert durch den VIX Indexwert. Das Ergebnis zeigt Grafik 2. Derzeit ist das Verhältnis auf Rekordniveau. Das bedeutet: Das negative Überraschungspotential ist extrem hoch.

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Größere Markttops werden mit mehreren Monaten bis zu einem dreiviertel Jahr Vorlaufzeit angekündigt. Korrekturen kündigen sich mit einer Vorlaufzeit von bis zu drei Monaten an. Der Markt muss also nicht sofort drehen, doch die Luft wird Tag für Tag spürbar dünner. Die Abwärtstendenz der letzten Tage kann da durchaus als Schuss vor den Bug interpretiert werden.

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3 Kommentare

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  • Sascha Huber
    Sascha Huber Experte für Kryptowährungen

    Der Skew-Index zeigt aber doch genau das Gegenteil. Die Anleger erwarten mit hoher Wahrscheinlichkeit einen deutlichen Einbruch des Marktes, sie haben also Angst. In eine solche Angst hinein gibt es jedoch keinen Crash!!

    18:01 Uhr, 28.03.2017
  • RoadyO
    RoadyO

    Mein Lieblings"indikator" wird irgendwie nie erwähnt.

    Sotheby´s hat Anfang März mal wieder die 50$ geschrammt und ist seit dem 10% zurück gekommen, bisher gab es nie längere Phasen in denen die Aktie über 50$ notieren konnte ohne das es danach einen größeren Crash an den Märken gab. ;)

    10:40 Uhr, 28.03.2017
  • Bigdogg
    Bigdogg

    Konnte man so auch beim Wellenreiter-Invest nachlesen - trotzdem interessant für alle die dort kein Abo haben

    08:44 Uhr, 28.03.2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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