Schuldenkrise weiterhin das zentrale Thema
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In der vergangenen Handelswoche mussten die internationalen Aktienmärkte heftige Verluste hinnehmen. Einmal mehr lastete die europäische Staatsschuldenkrise auf den Notierungen. Weitere Ratingherabstufungen und nun auch steigende Renditen in den Kernländern ließen die Risikobereitschaft der Anleger sinken.
Schuldenkrise weiterhin das zentrale Thema
In der vergangenen Handelswoche war die Schuldenkrise in der Eurozone einmal mehr das marktbeherrschende Thema. Die Ratingherabstufungen von Portugal und Belgien spitzten die Situation nochmals, zumal die Schuldenkrise nun auch erstmals auf die Kernländer übergriff. So gelang es Deutschland nicht, eine Anleihe vollständig zu platzieren. Statt der geplanten 6 Mrd. Euro wurden lediglich 3,9 Mrd. Euro abgesetzt. Mit Blick auf die magere Rendite von unter zwei Prozent ist das geringe Interesse zum Teil nachvollziehbar. Bislang galten Bundespapiere jedoch als Fels in der Brandung und erfreuten sich großer Beliebtheit. Einige Marktteilnehmer interpretierten die Unterdeckung daher als Warnschuss an die Bundesregierung. Auch die präsentierten Konjunkturdaten trugen wenig zur Vertrauensbildung bei. Wichtige Frühindikatoren trübten sich weiter ein und lassen damit eine milde Rezession wahrscheinlicher werden.
Bis Donnerstag kannten die europäischen Börsen nur eine Richtung – nach unten. Dabei verzeichnete der DAX neun Tage in Folge Kursverluste ohne Gegenbewegung. Im historischen Vergleich fand dies bisher nur sehr selten statt und ist Ausdruck der hohen Verunsicherung der Anleger. Erst am Freitag nutzten einige wenige Investoren das niedrige Kursniveau für erste antizyklische Käufe. Auf Wochensicht blieb dennoch ein Minus von 5,6 Prozent im EURO STOXX 50 und 5,3 Prozent im DAX.
Commerzbank droht Penny-Stock zu werden
Größter Wochenverlierer im DAX war die Aktie der Commerzbank. Das Institut, dass sich ohnehin schon in einem Abwärtsstrudel befand und seit Anfang Juli 60 Prozent an Wert verlor, erhielt Anfang der Woche einen erneuten Dämpfer. Gemäß der jüngsten Schätzung der Europäischen Bankaufsichtsbehörde (EBA) liegt der Eigenkapitalbedarf der Commerzbank höher als bislang angenommen. Die Nachricht wirkte sich dementsprechend negativ aus und ließ die Notierung um über 14 Prozent einbrechen. Eigentlich sollten die Stresstests der EBA zu einer Beruhigung beitragen. Inzwischen wirken sie jedoch trendverstärkend. Für die Commerzbank ist die Lage insofern prekär, als da sich ihr Vorstandschef Blessing explizit gegen eine neuerliche Staatshilfe ausgesprochen hatte. Bei einem Aktienkurs von nur 1,30 Euro lassen andere Kapitalgeber aber kaum noch mobilisieren. Woher also das Geld nehmen? Aus der normalen Geschäftstätigkeit lassen sich kaum Gewinne einbehalten. Mehrere Sparprogramme hatten den Angestellten ohnehin schon eine Rosskur auf erzwungen. Bleibt also nur der Verkauf von Tafelsilber, was den Aktienkurs nicht gerade stützt. Der größte Belastungsfaktor für Blessing ist die Eurohypo. Gerüchten zufolge käme hier eine Ausgliederung in eine Bad Bank in Frage. Das könnte zwar für Entlastung sorgen, für den Steuerzahler würde solch ein Coup jedoch nichts ändern. Er haftet dann für die Verluste der Bad Bank.
Manroland steht vor dem Aus
Der Druckmaschinenhersteller Manroland musste in den vergangenen Tagen überraschend Insolvenz anmelden. Es ist die größte Firmenpleite in Deutschland in den letzten zwei Jahren. Das Unternehmen ist in einigen Bereichen Marktführer. Weltweit wird jede dritte Zeitung mit einer Maschine der Offenbacher gedruckt. Durch den Konkurs stehen 6.000 Arbeitsplätze stehen kurz vor Weihnachten auf dem Spiel. Im DAX wirkte sich die Nachricht belastend auf MAN und die Allianz aus. Beide Werte besitzen umfangreiche Beteiligungen und büßten daraufhin zehn bzw. neun Prozent an Wert ein.
Hoffnung auf gutes Weihnachtsgeschäft in den USA
Auch in den USA mussten die Leitindizes Kursverluste hinnehmen. Dass die Einbußen mit drei Prozent geringer ausfielen als in Europa lag vor allem an der verkürzten Handelswoche. Donnerstag feierten viele Amerikaner mit Freunden und der Familie das traditionelle Thanksgiving-Fest. Die Nachfrage der Privathaushalte ist allerdings stabil. Der Freitag nach dem Truthahnessen wird oft für die ersten Weihnachtseinkäufe genutzt. Mit einem Umsatz von 52 Mrd. US-Dollar hat jeder Einkäufer am ersten Adventswochenende im Durschnitt 400 US-Dollar ausgegeben. Dies ist wesentlich mehr als im letzten Jahr und lässt auf ein gutes Geschäft vor dem Fest hoffen. Eine Krise sieht definitiv anders aus. Gleichwohl wurde das BIP-Wachstum im dritten Quartal von 2,5 Prozent auf nur noch 2,0 Prozent nach unten revidiert. Analysten erwarten jedoch für das Schlussquartal eine weitere Wirtschaftsbelebung. Von Seiten der Unternehmen gab es schlechte Nachrichten. So gab Hewlett-Packard, das umsatzstärkste IT-Unternehmen der Welt, eine Gewinnwarnung heraus. Demnach gehen die Verkäufe an andere Unternehmen stärker zurück als angenommen. Die Nachfrage der Privathaushalte wurde allerdings auch hier als stabil eingeschätzt.
Ausblick
In dieser Woche stehen eine Vielzahl an Konjunkturdaten an. Sowohl in Deutschland als auch den USA wird der Arbeitsmarktbericht für November vorgelegt. Als nachlaufender Indikator ist die europäische Schuldenkrise am deutschen Arbeitsmarkt noch nicht zu spüren und es wird daher mit einem weiteren Rückgang der Arbeitslosenquote gerechnet. In den USA werden 120.000 neu geschaffene Stellen prognostiziert.
Wichtige Impulse könnten zudem vom Eurogruppentreffen der Finanzminister am Dienstag ausgehen. Hier wird der für die nächste Woche angesetzte EU-Gipfel vorbereitet.
Quelle: Union Investment
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