Schuldenkrise erfasst inzwischen auch Euro-Kernländer
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Wieder einmal standen die Aktienmärkte im Bann der Euro-Schuldenkrise. Aufgrund der anhaltenden Unsicherheit an den Euro-Rentenmärkten verbuchten die internationalen Börsen in der letzten Woche spürbare Kursverluste. Dagegen hat sich die wirtschaftliche Situation in den USA weiter verbessert, wie die neuesten Konjunkturdaten zeigen.
Schuldenkrise erfasst inzwischen auch Euro-Kernländer
In der abgelaufenen Woche dominierte unverändert die Schuldenkrise in den Ländern der Euro-Peripherie die europäischen Aktienmärkte. Obwohl es erste positive Meldungen von Seiten der neuen Übergangsregierungen in Italien und Griechenland zu vermelden gab, zogen die Renditen für Anleihen vieler Euroländer weiter an. Beunruhigend war insbesondere, dass von dieser Entwicklung auch „Kern“-Länder wie Frankreich, Belgien, Österreich, Finnland und die Niederlande betroffen waren. Italien und Spanien mussten zeitweise sogar mehr als sieben Prozent für ihre Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit zahlen. Angesichts dieser Entwicklungen verwundert es nicht, dass sich die Anleger von ihren Aktienbeständen trennten. Fundamentale Unternehmensnachrichten spielten in solch einem schwierigen Umfeld keine Rolle. Die zuletzt veröffentlichten Wirtschaftsdaten für die Eurozone fielen entsprechend ernüchternd aus. So ging die Industrieproduktion im September im Monatsvergleich um 2,0 Prozent zurück. Und auch der ZEW-Konjunkturindex stellt sich mit einem Wert von -55,2 beinahe wieder so schwach dar wie im Juni 2008. Die für die Eurozone veröffentlichten Daten zum Bruttoinlandsprodukt für das 3. Quartal 2011 fielen mit +0,2 Prozent im Vergleich zum zweiten Quartal noch positiv aus. Dabei schnitten Deutschland und Frankreich mit +0,5 und +0,4 Prozent am besten ab, während das BIP von Ländern wie den Niederlanden und Portugal bereits schrumpfte. Doch die Aussichten für das laufende Quartal sind ernüchternd. So wird nun für Deutschland und Frankreich ebenfalls mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung gerechnet.
Die europäischen Aktienmärkte reagierten auf die weitere Zuspitzung der Euro-Krise mit spürbaren Kursverlusten. Der EURO STOXX 50 verlor in der letzten Woche rund 3,8 Prozent. An der Börse in Frankfurt fielen die Einbußen noch deutlicher aus. Der DAX beendete die Handelswoche mit einem Rückgang von 4,2 Prozent. Der einzige Dax-Wert, der mit einem Plus abschließen konnte, war die Deutsche Börse, die rund 1,6 Prozent fester schloss. Hintergrund hierfür waren die unerwartet geringen Zugeständnisse, die das Unternehmen machen musste, um von der EU-Kommission die Genehmigung für die Fusion mit der US-Börse Nyse- Euronext zu erhalten. Auch die Aktien des MDax-Titels SGL Carbon legten per saldo um rund 1,2 Prozent zu. BMW hatte seinen Einstieg bei dem Hersteller von Kohlestofffasern bekannt gegeben. Dieses Material eignet sich bestens für den Fahrzeugbau. Größter Dax-Verlierer war dagegen Infineon mit einem Minus von 11,5 Prozent, nachdem das Unternehmen angesichts der schwachen Euro-Konjunktur einen ernüchternden Geschäftsausblick abgab. Trotz der Marktturbulenzen der letzten Woche gibt es mit Blick auf die Euro-Schuldenkrise jedoch inzwischen einige Silberstreifen am Horizont: Positiv zu bewerten ist insbesondere der ernsthafte Wille der neuen, von „Technokraten“ gebildeten Übergangsregierungen in Griechenland und Italien, die Schuldenkrise beherzt anzugehen. Dies ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, da diese Technokraten im Gegensatz zu normalen Berufspolitikern weniger Probleme haben, unpopuläre Maßnahmen durchzusetzen. Aber auch der erst am vergangenen Sonntag gewählte neue spanische Ministerpräsident Rajoy ist entschlossen, Spanien aus der Krise zu führen.
USA: Berichtssaison fast abgeschlossen
In den USA geht die Berichtssaison ihrem Ende entgegen. Von den rund 480 Unternehmen, die bisher ihre Zahlen präsentierten, konnten gut 70 Prozent positiv überraschen. Heute präsentiert der Technologiekonzern Hewlett-Packard seine Q4-Zahlen. Seitdem die ehemalige Ebay-Chefin Meg Whitman Ende September den bisherigen Vorstandsvorsitzenden Leo Apotheker ersetzt hat, legte die HP-Aktie kräftig zu. Die in der letzten Woche veröffentlichten Wirtschaftsdaten deuten auf eine weitere Stabilisierung der US-Konjunktur hin. So fielen die Geschäftsklimaindizes der New York und Philadelphia Fed für November positiv aus. Zudem stiegen die Einzelhandelsumsätze für Oktober im Vergleich zum Vormonat um 0,5 Prozent; die Industrieproduktion wuchs gleichzeitig um 0,7 Prozent. Der US-Häusermarkt zeigt aktuell ebenfalls deutliche Erholungstendenzen.
An den US-Börsen wogen in der letzten Woche die Sorgen um die anhaltende Euro-Krise weit schwerer als die positiven heimischen Wirtschaftsdaten. Der Dow Jones Industrial Average ging daraufhin um rund 2,9 Prozent zurück und schloss den Handel mit 11.796 Punkten. Die größten Kursgewinne von per saldo 1,6 Prozent verbuchte noch Hewlett-Packard, nachdem ein bekannter Hedge-Fonds Manager neu in den Verwaltungsrat einzog. Unter hohen Kurseinbußen litt hingegen der gesamte US-Bankensektor, da auch hier ein Übergreifen der europäischen Schuldenkrise befürchtet wurde. Morgan Stanley musste mit einem Wochenminus von 13,5 Prozent die größten Verluste hinnehmen.
Ausblick
In der laufenden Woche wird das Verbrauchervertrauen für die Europäische Währungsunion (EWU) bekannt gegeben. Aus diesen Daten wird ersichtlich, wie stark die Euro- Peripheriekrise bereits auf die Stimmung der Verbraucher drückt. Für den ifo-Geschäftsklimaindex, der am Donnerstag veröffentlicht wird, werden die deutschen Unternehmen nach ihrer aktuellen Geschäftslage und ihren Erwartungen für die Zukunft befragt. Auch hier wird mit einem weiteren Rückgang gerechnet.
Quelle: Union Investment
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