Kommentar
08:16 Uhr, 10.04.2017

Schulden: Ein "Fake"-Problem?

Es heißt, die USA seien überschuldet und wenn sie es nicht jetzt schon sind, dann spätestens in ein paar Jahren. Falsch.

Die US-Regierung hat vor allem während der Finanzkrise einen Schuldenexzess sondergleichen kreiert. Das Haushaltsdefizit erreichte in einem einzelnen Jahr 10 % der Wirtschaftsleistung. Derzeit relativiert sich das wieder etwas. Das Wachstum ist robust und die Einnahmen sprudeln.

Die Verschuldung reduziert sich jedoch deutlich weniger als in früheren Phasen. Die Ausgaben gingen zwar wieder zurück, weil die Wirtschaft nicht mehr durch Konjunkturprogramme gestützt werden muss, doch andere Kostenblöcke bleiben bestehen. Dazu gehören vor allem die Sozialleistungen. Diese lassen sich nicht einfach kürzen. Sie machen aber 60 % des Budgets aus.

In den kommenden Jahren werden diese Leistungen, die US-Bürger beziehen können, weiter steigen. Der demographische Wandel sorgt für einen kontinuierlichen Anstieg dieser Ausgaben. Aus diesem Grund wird das Defizit ganz automatisch steigen. Bei 2 % Wirtschaftswachstum übersteigen die Ausgabenerhöhungen das Wachstum, sodass auch die Verschuldung (gemessen am BIP) wieder steigen wird.

Das Congressional Budget Office (CBO) geht davon aus, dass durch diese Entwicklung die Verschuldung in den kommenden Jahrzehnten ganz automatisch auf 150 % der Wirtschaftsleistung steigen wird. Dies setzt voraus, dass die aktuell geltenden Gesetze zu Steuern usw. nicht verändert werden. Werden Steuern ohne Gegenfinanzierung gesenkt, so würde das Defizit sehr viel schneller wachsen.

Bei vielen schrillen da die Alarmglocken. Schon jetzt sind die Schulden hoch und sie werden fast zwangsläufig weiter steigen. Auf Dauer geht das nicht gut. Das ist logisch, doch ein wichtiger Aspekt wird dabei vergessen: der Staat hat nicht nur Schulden, sondern auch Vermögenswerte.

Grafik 1 zeigt die materiellen Vermögenswerte des Staates im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung und im Verhältnis zu den Schulden. Die Vermögenswerte (Gebäude, Infrastruktur usw.) machen 74 % der Wirtschaftsleistung aus. Im Verhältnis zu den Schulden ist dieser Wert etwas geringer, liegt aber immer noch bei gut zwei Dritteln.

Würde die US Regierung sämtliche Vermögenswerte verkaufen, könnte sie die Schulden problemlos halbieren. Natürlich kann sie das nicht so einfach tun. Zu den Gebäuden gehören z.B. auch Schulen. Würde man die Gebäude verkaufen, müssten die Schulen entweder Mieten zahlen oder sich andere Orte suchen. Kurzfristig kommt zwar Geld in die Kassen, langfristig aber steigen dafür die Kosten.

Für Straßen gilt das gleiche. Bürger und Unternehmen zahlen unter anderem dafür Steuern, dass der Staat Infrastruktur bereitstellt. Straßen können verkauft werden, doch in Privatbesitz würden dann wohl Gebühren anfallen. Die Kosten für Bürger steigen. Das ist wie eine Steuererhöhung. Jeder würde sich fragen, wofür er überhaupt noch Steuern zahlt, wenn der Staat nicht einmal mehr für Straßen sorgt.

Ein Großteil der Assets lassen sich nicht sinnvoll verwerten. Trotzdem gibt es diese Assets. Den Schulden stehen also durchaus Vermögenswerte gegenüber. Der wirkliche „Schatz“ der Regierung liegt jedoch nicht in Gebäuden, sondern unter der Erde. Der Statt besitzt gigantische Rohstoffvorkommen.

Grafik 2 zeigt die Vorkommen und ihren Wert zu aktuellen Marktpreisen. Die Öl-, Gas- und Kohlevorkommen sind derzeit über 80 Billionen Dollar wert. Als die Rohstoffpreise noch höher waren, lagen die Werte teils bei 150 Billionen.

Der Wert der Rohstoffe zu Marktpreisen ist nicht der Geldbetrag, den die Regierung einnehmen kann, wenn sie die Assets verkauft. Es kostet, die Rohstoffe zu fördern. Grob abgeschätzt dürften diese Kosten derzeit bei 30-40 Billionen liegen. Der Staat könnte also immerhin ca. die Hälfte des Marktwertes einnehmen, wenn er die Assets verkauft.

Wer weiß, vielleicht setzt Trump auf fossile Brennstoffe, um die Assets früher oder später zu vergolden. Über derartige Verkäufe ließe sich das Staatsbudget problemlos wieder in den Griff bekommen. Der Schuldenberg wirkt dramatisch, doch dahinter stehen noch ausreichend Werte. Panik ist nicht angebracht.

Clemens Schmale

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12 Kommentare

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    also wirklich leute,

    der herr schmale wird dafür bezahlt jeden monat eine gewisse anzahl artikel zu veröffentlichen und zwar auf eine art und weise, die so viele klicks wie möglich auf den artikel produzieren und nicht dafür kommentare, erklärungen und sachliche hinweise der komentar schreiber zu lesen und daraus erhellende gedanken zu ziehen, sonst wäre ihm schon längst aufgefallen das wenn ein land in seiner eigenen währung verschuldet ist es nie ein problem bekommen kann und schon gar nicht wenn die währung als weltleitwährung benutzt wird.

    aber da der herr schmale auch das nicht ließt, werden wir noch einige artikel über verschuldungen von ihm zu lesen bekommen ;)))

    19:51 Uhr, 10.04. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • Newton1642
    Newton1642

    Herr Schmale, die explizite Staatsverschuldung liegt aktuell bei 20 Billionen US Dollar und bei 107 Prozent des BIP. Die implizite Staatsverschuldung der USA liegt bereits bei über 500 Prozent des BIP. Manche Analysen gehen sogar vom 10-fachen der aktuellen Wirtschaftsleistung, also von ca. 200 Billionen US-Dollar aus.

    Was ich nicht begreife ist die Tatsache, dass offensichtlich niemand begreift, dass die USA seit Jahren deutlich über ihre Verhältnisse lebt. Dafür sind die Handelsbilanz- bzw. Leistungsbilanzdefizite ein untrügliches Zeichen. Die USA importieren und kaufen Waren und Dienstleistungen auf Pump!!!

    2008 betrug das Handelsbilanzdefizit über 800 Milliarden US-Dollar! Mittlerweile liegt es bereits wieder bei über 730 Milliarden US-Dollar!

    Es entstehen dadurch gewaltige ökonomische Ungleichgewichte, die irgendwann abgebaut werden müssen, so wie 2008!

    18:53 Uhr, 10.04. 2017
  • Schnutzelpuh
    Schnutzelpuh

    Die Schulden für die USA werden nie ein Problem sein. Wenn es zum Problem werden würde, hätten die USA genügend Kriegsschiffe um die Schulden einzutreiben. Also dieses Argument, das immer aus dem Hut gezaubert wird, ist für die USA wirklich kein Problem.

    17:11 Uhr, 10.04. 2017
    3 Antworten anzeigen
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Die Schulden ein Fake? Wohl eher ein überdimensionales Fallbeil, das irgendwann heruntersaust und "The deep State" enthauptet. Bevor es soweit kommt, dürfte Trump jedoch im Verbund mit den Neocons für eine Eskalation in Syrien sorgen. Eine solche Eskalation hätte das Potential, den jederzeit möglichen Schuldentsunami deutlich in den Schatten zu stellen.

    Fazit: Nach 100 Tagen im Amt sind von Trumps vollmundigen Versprechungen lediglich leere Worthülsen geblieben, er steht massiv unter Druck und daß er nun im Hinblick auf Rußland eine 180 Grad Kehrtwende hinlegt, zeigt mehr als deutlich wie eng es bereits für Trump geworden ist. Wenn es schlecht läuft, könnte zunächst die gesamte Trump-Rally implodieren und wenn es noch schlechter läuft, könnte es zu einer unmittelbaren kriegerischen Auseinandersetzung zwischen den USA und Rußland kommen, die Gefahr ist nun so groß wie seit der Kuba-Krise nicht mehr. Sollte dieser Worst Case eintreten, müßen wir uns um Fake-Schulden möglicherweise keinerlei Gedanken mehr machen.

    13:35 Uhr, 10.04. 2017
  • Bigdogg
    Bigdogg

    Ich habe ja schon viel Blödsinn gelesen....aber der Artikel schafft es locker in die Top 5 ever. Und das will was heißen......

    10:56 Uhr, 10.04. 2017
  • 280a
    280a

    Wenn der Staat alles was er besitzt verkauft, dann ist er praktisch obdachlos ;-)

    08:57 Uhr, 10.04. 2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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