Kommentar
10:28 Uhr, 28.02.2005

Schroders - Interview mit Andy Lynch

Der Schroder ISF EURO Dynamic Growth ist einer von drei Aktienfonds der Schroder ISF-Palette, die in der Eurozone investieren. Seine Performance war mit 16,9% im Jahr 2004 stark. Seine Benchmark, der Citi Euro Growth Index erzielte dagegen ein Plus von 8,1%. Seit seiner Auflegung vor drei Jahren im Februar 2002 hat der Fonds -4,4% erwirtschaftet, hingegen ist der Vergleichsindex im selben Zeitraum um -14,4% gefallen. Im bisherigen Jahresverlauf hat der Fonds eine Rendite von 3,8% erwirtschaftet (Citi Euro Growth: 1,7%). Damit rangiert er unter den 84 Fonds in seiner Vergleichsgruppe auf Platz zwei.

Wir haben mit Andy Lynch, der den Fonds seit September 2002 leitet, über seinen Anlageansatz gesprochen. Thema waren auch die Fragen, weshalb Anleger einen Wachstumsfonds in Erwägung ziehen sollten und warum dynamisches Wachstum nicht nur mit Small Caps und Technologiewerten zu tun hat.

Könnten Sie Ihren Ansatz hinsichtlich Wachstumsanlagen erörtern?

Im Gegensatz zu den „typischen” Wachstumsanlegern glauben wir, dass Wachstumsanlagen nicht das Gegenteil von Substanzanlagen sind. Wir versuchen Unternehmen auszumachen, die nicht nur zu einem Abschlag gehandelt werden und damit ein gutes Wertpotenzial darstellen, sondern aufgrund ihrer Fähigkeit, Umsätze und Gewinne zu steigern, auch ein hohes potenzielles Wachstum bieten. Mittelfristig wird dieser Ansatz unseres Erachtens eine deutliche Outperformance erzielen.

Sie sind an dynamischem Wachstum interessiert. Heißt das, dass Sie vor allem in Technologiewerte und Small Caps investieren?

Ich höre viele Leute sagen, ein dynamischer Wachstumsfonds ist nichts anderes als ein risikoreicher Technologiefonds. Wir halten jedoch nur sehr wenige Techwerte. Die andere landläufige Meinung ist, dass es sich vor allem um Small Caps handelt. Der Fond investiert aber mehr als 65% seines Vermögens in Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von über 2 Milliarden €.

Außerdem wird angenommen, dass das Portfolio aus aggressiven Akquisiteuren besteht. Wir konzentrieren uns aber auf organisches Wachstum.

Die Untenehmen, an denen wir interessiert sind, müssen starke Geschäftsfelder, robuste Bilanzen und eine gute Unternehmensleitung vorweisen können. Sehr wichtig ist zudem die Fähigkeit, Wachstum intern und nicht über teure Akquisitionen zu finanzieren. Am wichtigsten ist jedoch eine angemessene Bewertung. Wir kaufen nur Titel, deren Bewertungen attraktiv sind. Im Grunde genommen halten wir nach Wachstum zu vernünftigen Preisen Ausschau.

Könnten Sie etwas über die wichtigsten Fondspositionen sagen?

Eine von uns seit einiger Zeit bevorzugte Aktie ist der griechische Versorgerwert Public Power Corporation (PPC). PPC weist viele der uns wichtigen Merkmale auf: Es verfügt über eine starke Preissetzungsmacht, ein hohes Umsatzwachstum und nach Abbau seiner ehemals hohen Verschuldung über eine zunehmend stärkere Bilanz. Die Energiepreise in Griechenland sind gestiegen. Angesichts der sich verbessernden Wirtschaft und des steigenden Stromverbrauchs (vor allem für Klimaanlagen) ist das Nachfragewachstum stark. Abgesehen von diesen attraktiven fundamentalen Bedingungen notiert die Aktie gegenüber dem Markt zu einem Abschlag, da sie als nun privatisiertes Versorgerunternehmen am Rande der Eurozone häufig von vielen internationalen Fondsmanagern außer Acht gelassen wird.

Wie sieht es mit größeren Unternehmen aus?

Eine wichtige Beteiligung unter den Large Caps ist derzeit ING, ein holländischer Finanzkonzern. In den vergangenen 12 Monaten hat die Aktie eine starke Entwicklung erlebt, die größtenteils von der starken Performance der auf Sparkonten fokussierten, unaufhaltsam wachsenden Sparte ING Direct herrührt. ING ist im Grunde genommen eine Wette auf europäische Anbieter von Sparprodukten; die Nachfrage nach derlei Produkten steigt, da immer mehr Menschen ihre Altersvorsorge planen müssen.

Wie hoch ist der Portfolioumschlag – also wie lange ist eine Aktie Teil des Portfolios?

Wir betrachten Aktien als eine Beteiligung an einem Unternehmen und wir investieren nur, wenn wir auch wirklich von dessen langfristigen Perspektiven überzeugt sind. Das heißt, dass der Portfolioumschlag in der Regel nicht immens ausfällt, da wir nicht nur kurzfristig investieren. Allerdings zögern wir nicht, ein Unternehmen zu veräußern, wenn dessen Aktie ihren fairen Wert erreicht, selbst wenn wir nach wie vor von den Fundamentaldaten überzeugt sind: Wir verfolgen eine sehr strenge Verkaufsdisziplin.

Könnten Sie diese Verkaufsdisziplin mit einem Beispiel erläutern?

Ich glaube, sie wird an einem Unternehmen ersichtlich, das Bestandteil unseres Portfolios war: dem spanischen Hersteller von Windturbinen Gamesa. Wir kauften Gamesa Anfang 2003, als die Aktie bei ca. 5 € notierte. Uns gefiel das Unternehmen aus mehreren Gründen: Es verfügte über eine solide Bilanz und sichtbare Umsätze, die zu gleichen Teilen aus dem Verkauf von Windturbinen und der Entwicklung von Windkraftanlagen stammten. Das Unternehmen war gut positioniert, um von dem zunehmenden Interesse an erneuerbaren Energien sowie dem steigenden Druck auf Unternehmen, Umweltvorschriften Folge zu leisten, zu profitieren. Nach einer Fusion zweier Mitbewerber ging man außerdem von einem Wachstum des Marktanteils aus.

Wir hielten den Titel für 18 Monate, überprüften kontinuierlich seine Fundamentaldaten sowie sein operatives Umfeld und trafen uns regelmäßig mit dem Management. Anfang Juni letzten Jahres entschieden wir uns dann, die Aktie zu verkaufen: Obwohl alle Faktoren, die uns zunächst für die Aktie eingenommen hatten, immer noch zutrafen, waren wir der Meinung, dass der Titel bei ca. 11 € seinen fairen Wert erreicht hatte und nun der Zeitpunkt für Gewinnmitnahmen gekommen war.

Quelle: Schroders

Die Schroders-Gruppe ist eine führende internationale Vermögensverwaltungsgesellschaft, die 1804 gegründet wurde. Schroders verwaltet Anlagen für Pensionsfonds, Regierungsbehörden, Wohltätigkeitsorganisationen, Körperschaften, Familienunternehmen und vermögende Privatpersonen weltweit und ist ein führender Verwalter von Investmentfonds. Schroders bietet Anlagen in allen wichtigen Vermögenskategorien in entwickelten Ländern und Schwellenländern an: Aktien, Schuldtitel, Geldmarktinstrumente, Beteiligungen und Immobilien. Das weltweit verwaltete Vermögen betrug zum 31. März 2004 rund 147,9 Mrd. Euro.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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