Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten
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Obwohl die Volatilität an den Kapitalmärkten in der vergangenen Woche anhielt, gab es auch ermutigende Anzeichen: Aktien und Rohstoffe legten zu, die Wertentwicklungen von Unternehmensanleihen übertrafen die von Staatsanleihen und High Yield-Anleihen outperformten Investment Grade, während der US-Dollar seine Aufwertung gegenüber den Weltwährungen stoppte. Die erste Woche des Monats ist in der Regel die wichtigste für die Veröffentlichung wichtiger Wirtschaftsdaten, die den Ton für die Finanzmärkte für den Rest des Monats angeben können. In diesem Monat scheint das Motto der Datenveröffentlichungen zu lauten: „Schlechte Nachrichten sind gut für die Preise von Vermögenswerten". Das heißt, dass wirtschaftliche, politische oder Zentralbankmeldungen, die hinter den Markterwartungen zurückbleiben, die Preise von Vermögenswerten nach oben treiben.
Die wichtigsten Wirtschaftsdaten begannen mit dem mit Spannung erwarteten Einkaufsmanagerindex (Englisch: Purchasing Managers Index, PMI) für das verarbeitende Gewerbe, der in den USA mit 50,9 gegenüber 52,0 unter den Markterwartungen lag. Darüber hinaus entwickelten sich beide Teilkomponenten - Auftragseingänge und Beschäftigung - rückläufig. Auch die Einkaufsmanagerindizes des verarbeitenden Gewerbes im Euroraum brachten keine positiven Nachrichten, da sie mit 48,4 gegenüber den Schätzungen von 48,5 weiterhin fest im kontraktiven Bereich liegen. Als nächstes wurde der vielbeachtete JOLTS-Index (Job Opening and Labor Turnover Survey) veröffentlicht, der auf 10,05 Mio. offene Stellen gegenüber den Erwartungen von 11,08 Mio. gesunken ist. Das entspricht einem Verlust von über 1 Mio. offenen Stellen und ist ein Zeichen dafür, dass sich der Arbeitsmarkt abkühlen könnte. Als Nächstes wurden die Einkaufsmanagerindizes für den Dienstleistungssektor veröffentlicht - zum Leidwesen der Preise von Vermögenswerten gab es keine schlechten Nachrichten aus den USA, die eine robuste Expansion im Dienstleistungssektor von 56,7 gegenüber der Konsensschätzung von 56,0 verzeichneten. Diese positive Überraschung gegenüber den Erwartungen war auf die Beschäftigungskomponente zurückzuführen, die von 50,2 auf 53,0 anstieg. In der Eurozone spiegelte der Dienstleistungs-PMI den Rückgang der Daten für das verarbeitende Gewerbe mit 48,1 (0,1 unter der Konsensschätzung) wider. Schließlich lag die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft mit 263.000 nahe an den Erwartungen von 255.000, aber mit einem bemerkenswerten Rückgang der Arbeitslosigkeit auf 3,5 % (verursacht durch einen Rückgang der Erwerbsquote). Dies könnte als weiterer Druck auf die Lohninflation interpretiert werden.
Insgesamt gibt es also Anzeichen für eine Verlangsamung der US-Wirtschaft, auch wenn der Arbeitsmarkt nach wie vor robust ist, insbesondere im Dienstleistungssektor. Dies sind vielleicht nicht genug „schlechte Nachrichten“, um die US-Notenbank (Fed) zu veranlassen, ihren Zinserhöhungszyklus zu stoppen, aber möglicherweise genug, um ihn zu verlangsamen. Für den Euroraum, wo sich bereits ein deutlicher Rückgang der Wirtschaftstätigkeit abzeichnet, sind die Anzeichen für eine Verlangsamung viel offensichtlicher.
In Brasilien begann die Woche schlecht für den ehemaligen Präsidenten Lula de Silva. Der amtierende brasilianische Präsident Bolsonaro schlug die Prognosen der Meinungsforscher in der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen um etwa 4 bis 5 Prozentpunkte. Der Kongress ist nun konservativer und neigt zur rechten Mitte, was den Spielraum für eine möglicherweise heterodoxere Politik einschränkt. Letztendlich wird derjenige, der am 30. Oktober zum Präsidenten gewählt wird, Mehrparteienkoalitionen mit einigen Parteien der Mitte bilden müssen. Wir glauben, dass es sehr schwierig sein wird, eine Zweidrittelmehrheit für die Verabschiedung von Verfassungsänderungen zu erreichen. Die brasilianischen Assets hatten eine starke Woche.
Die neuseeländische Zentralbank hob den Leitzins erwartungsgemäß um 50 Basispunkte an, während Australien die Anleger mit einer Erhöhung um nur 25 Basispunkte überraschte. Australische Vermögenswerte verzeichneten eine starke Woche. In Europa gab es Anzeichen dafür, dass die schwachen Wirtschaftsdaten den Zinserhöhungszyklus beeinträchtigen könnten. Der Gouverneur der Bank von Frankreich, François Villeroy de Galhau, merkte an, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ohne zu zögern zu einer neutralen Einstellung gelangen sollte, danach jedoch vielleicht ein flexiblerer und möglicherweise langsamerer Teil der Reise beginnen könnte. Die Botschaft zahlreicher Fed-Redner in dieser Woche war einheitlich: Der Zinserhöhungszyklus wird fortgesetzt, der Höchststand wird im März 2023 erreicht sein, und Zinssenkungen wird es frühestens 2024 geben. Unserer Ansicht nach ist der letzte Punkt interessant, da die Kapitalmärkte weiterhin nach einem Wendepunkt Ausschau halten und dementsprechend Zinssenkungen ab 2023 einpreisen. Wir haben die letzten zehn Verbraucherpreisindex (VPI)-Zyklen untersucht und festgestellt, dass die Leitzinsen sowohl sechs als auch zwölf Monate nach dem VPI-Höchststand im Durchschnitt um 1,4 % niedriger waren (nur in einem Fall im Jahr 2005 waren die Leitzinsen deutlich höher). Vielleicht hat der Markt Recht, wenn er für das nächste Jahr Senkungen einpreist. Wir halten es auch für erwähnenswert, dass nach unserer Analyse eine Rezession keine Garantie ist und diese nur in 40 % der Fälle eintritt. Unserer Ansicht nach lohnen sich Investitionen in die Unternehmensanleihenmärkte, sobald die Inflation ihren Höhepunkt erreicht hat, allerdings mit einem Vorbehalt: Die Fed übertreibt es mit ihrer Politik und verursacht eine Krise wie die Dotcom-Situation im Jahr 2000 oder die Große Finanzkrise (GFC) im Jahr 2008.
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