Kommentar
10:32 Uhr, 26.09.2018

Scheitert NAFTA an Milchprodukten?

Die USA und Kanada konnten sich immer noch nicht auf eine Fortsetzung von NAFTA einigen. Im Zentrum des Streits stehen Milchprodukte. Wie absurd das ist, zeigt dieser Artikel.

Manchmal ist die Realität so abstrus, dass man es sich nicht besser hätte ausdenken können. Dies ist etwa der Fall, wenn es um die Neuverhandlung des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens geht. Mexiko und die USA haben sich geeinigt. Nun fehlt noch Kanada. Ein Grund, weshalb sich die Länder nicht einigen können: Milch.

Die USA wettern gegen die hohen Zölle, die Kanada auf Milchprodukte erhebt. In einem Tweet sprach Trump von 270 %. Da kann der Kopf schon einmal rot anlaufen. Das ist verständlich. Nur ist es einfach falsch.

Kanada hat Importquoten für Milchprodukte. Produkte, die unter die Quote fallen, haben überhaupt keinen Zoll oder im tiefen einstelligen Prozentbereich. Das ist sehr weit entfernt von 270 %. Da sich die US-Exporteure an die Quote halten, zahlen sie de facto keinen Zoll.

Trotzdem exportieren die USA sehr viel mehr Milchprodukte nach Kanada als sie von dort importieren (siehe Grafik). Die Handelsbilanz ist stark positiv. Sie ist sogar doppelt so hoch wie die Importe aus Kanada. Da scheint überhaupt nichts unfair zu sein.

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Das liegt daran, dass die USA selbst Quoten auf Milchprodukte haben. Weniger als 1 % der in den USA verkauften Milchprodukte sind importiert. Im Gegensatz zu den USA, die über die Jahre immer mehr nach Kanada exportieren konnten, konnte Kanada dies nicht.

Die von Trump genannten Zölle kommen dann zur Anwendung, wenn die Quote ausgeschöpft ist. Bisher ist das nicht geschehen. Natürlich könnten die USA mehr exportieren, wenn die Quote fällt. Es wäre vor zwei Jahren schon fast einmal soweit gewesen. Unter TPP (Trans-Pacific Partnership) wäre die Quote weggefallen. Trump selbst hat das Abkommen aber verhindert.

Zusammengefasst heißt das: Kanada hat Quoten – wie die USA. Kanada erhebt hohe Zölle für Mengen, die über die Quote hinausgehen – wie die USA. Kanada hat ein Handelsdefizit, die USA einen Überschuss. Kanada hätte die Zölle und Quoten unter TPP abgeschafft, was die USA verhinderten.

Nun könnte NAFTA immer noch scheitern, unter anderem wegen der Milchprodukte. Betrachtet man die Fakten, dann fällt es einem schwer, nicht zu verzweifeln. Der Sinn erschließt sich einfach nicht. Man fragt sich schon, ob die Administration die Fakten nicht kennt oder aus reiner Propagandagier die Fakten verfälscht.

Im Zweifel kann man davon ausgehen, dass die Fakten nicht bekannt sind. Dann wird ein Abkommen gegen die Wand gefahren, weil man glaubt, der Milchhandel ist unfair, obwohl er es nicht ist. Manchmal hat es schon Vorteile, wenn Menschen an der Macht sind, die die Dinge verstehen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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