Kommentar
09:00 Uhr, 06.10.2007

Schattendasein führt bei Austria Email zu günstiger Bewertung

Die Aktien der Austria Email AG (ISIN: AT0000618251, 9,10 Euro) führen eher ein Schattendasein an der Wiener Börse. Erstaunlich ist dieser Umstand nicht zuletzt deshalb, weil es sich dabei um das älteste börsennotierte Unternehmen Österreichs handelt. Allerdings war die Gesellschaft, damals, als sie am 20. Februar 1855 an die Wiener Börse ging, als größte private Eisenbahngesellschaft der Habsburger Monarchie ein komplett anderes Unternehmen als heute.

Heute hat sich die in Knittelfeld in der Steiermark ansässige Firme der Emailtechnologie verschrieben und auf die Herstellung von hochwertigen Warmwasserbereitern spezialisiert. Wie auf der hauseigenen Internetseite erklärt wird, umfasst die Produktpalette Elektro-Wassererwärmer, indirekt beheizte Speicher und Solarsysteme beziehungsweise Speicher zur teilsolaren Raumheizung. Das Herzstück und damit die Kernkompetenz ist bei allen Produkten der emaillierte Innenkessel.

Wachstumsthema erneuerbare Energien

Der Geschäftszweck klingt zunächst relativ unspektakulär. Attraktiv wird die Story aber dadurch, dass Austria Email schon 40 Prozent seiner Umsätze mit Produkten verdient, die irgendwie mit dem Wachstumsthema erneuerbare Energien zu tun haben. Interessant ist das nicht nur, weil solche Produkte heute gefragt sind, sondern auch deshalb, weil dafür höhere Preise verlangt und damit höhere Gewinnspannen realisiert werden können.

Der Wachstumskurs des Heizungssystemanbieters lässt sich an den Geschäftszahlen ablesen. So kletterte im Vorjahr der Umsatz um 28 Prozent auf 64,4 Millionen Euro. Der Jahresüberschuss stieg mit 67 Prozent auf 3,8 Millionen Euro sogar noch stärker. Unter dem Strich blieben so 90 Cent je Aktie hängen; davon wurden 45 Cent je Aktie als Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet. Auch im ersten Quartal 2007 haben sich die Geschäfte gut entwickelt. Der Umsatz kletterte in den ersten drei Monaten um weitere 14 Prozent.
Solide Bewertungskennziffern

Obwohl sich der Vorstand relativ bedeckt hält, ist dem Unternehmen auf dieser Basis für das Gesamtjahr ein Umsatz von rund 73 Millionen Euro zuzutrauen. Der Gewinn je Aktie könnte sich gleichzeitig - grob geschätzt - in den Bereich von 1,05 bis 1,10 Euro verbessern. Wird die zuletzt 50-prozentige Ausschüttungsquote beibehalten, könnten sich die Aktionäre über eine Dividende von mehr als 50 Cent je Aktie freuen.

Stimmen diese Annahmen, errechnet sich daraus für 2007 ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von lediglich gut acht und eine Dividendenrendite von ungefähr 5,8 Prozent. Außerdem muss bei einer Marktkapitalisierung von 36,12 Millionen Euro für jeden eingenommenen Euro an Umsatz an der Börse nur etwas mehr als die Hälfte bezahlt werden. Das sind äußerst solide Bewertungskennziffern, die Kurspotential nach oben lassen.

Die sehr dünnen Börsenumsätze sind ein Makel

Während der jüngsten Turbulenzen an den Börsen hat dies den Aktienkurs von Austria Email aber nicht vor zeitweise herben Einbußen bewahrt. Die Notiz ist von der Spitze bei 10,20 Euro im Tief bis auf 8,07 Euro abgetaucht. Inzwischen hat sich der Kurs wieder merklich erholt - und das ist mit Blick auf die erwähnten Bewertungskennziffern auch nachvollziehbar. Insbesondere dann, wenn die angepeilte Expansion in Frankreich und Osteuropa erfolgreich umgesetzt werden kann. Und über diese regionale Expansionsschiene rückt der Titel auch auf unseren Radarschirm.

Kurzfristig dürfte die Kursvolatilität aber noch hoch bleiben. Zumindest solange, bis eine geplante Kapitalerhöhung abgeschlossen ist. Konkret will der Spezialist für Warmwassertechnik das Grundkapital durch die Ausgabe von bis zu 2,1 Millionen Stückaktien zum Mindestausgabekurs von 100 Prozent auf bis zu 2,181 Millionen Euro erhöhen. Die Kapitalmaßnahme soll am 24. September von einer außerordentlichen Hauptversammlung genehmigt werden.

Dürftige Berichterstattung

Dass Austria Email grundsätzlich etwas zu bieten hat, lässt sich auch an dem unlängst vollzogenen Einstieg der österreichischen Cross Industries ablesen. Wegen der momentan noch recht dürftigen Berichterstattung und wegen der niedrigen Börsenumsätze (Orders sollten unbedingt streng limitiert werden) müssen bei dem im Segment „other listings” an der Wiener Börse notierten Titel - dort wird nur einmal am Tag ein Kurs festgestellt - zwar ein gewisser Abschlag bei der Bewertung einkalkuliert werden.

Aber selbst wenn man das tut, ist der Wert aus unserer Sicht derzeit noch immer unterbewertet. Gestützt wird diese Einschätzung auch durch einen intakten langfristigen Aufwärtstrend, wenngleich die Aktie nach zuvor deutlichen Gewinnen zuletzt in einen mittelfristigen Seitwärtskurs eingeschwenkt ist. (Internet-Adresse: www.austria-email.co.at/)

Quelle: Ostbörsen-Report

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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