Saubere Technologien gegen Elektroschrott
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Paris (GodmodeTrader.de) - Gerade einmal 20 Prozent aller elektronischen Geräte werden recycelt, während ein Großteil einfach als Elektroschrott auf der Mülldeponie landet. Die ganze Welt spricht über die Umweltverschmutzung durch Plastik, dabei ist Plastikmüll nicht die einzige Bedrohung für Land und Leben: Die Zahl des Elektroschrotts, also defekte oder veraltete Elektrogeräte, nimmt stetig zu, wie Amanda O’Toole, Portfoliomanagerin bei AXA Investment Managers, in einem Marktkommentar schreibt.
„Wenn dieser nicht verantwortungsbewusst entsorgt wird, kann er schwerwiegende Auswirkungen auf die Umwelt haben“, warnt O’Toole. Elektroschrott sei ernstzunehmendes Thema, dem sich auch immer mehr Unternehmen annähmen. Viele setzten sich daher schon heute verstärkt für das Recycling und die Reduzierung von Elektroschrott ein. Dabei solle die Entwicklung neuer, sauberer Technologien helfen. Und auch Anleger könnten ihren Teil dazu beitragen: „Anleger, die in saubere Technologie investieren, können sich aktiv am Umweltschutz beteiligen und gleichzeitig Rendite erwirtschaften“, so O’Toole weiter.
Schon heute seien Computer in einer Vielzahl von Alltagsgegenständen zu finden – von Handys über Wasserflaschen bis hin zu Zahnbürsten. Nicht nur werfe der technische Fortschritt stets neue Erfindungen auf den Markt, auch die Nachfrage danach nehme zu. So werde die Anzahl der angeschlossenen Geräte bis 2020 vermutlich auf 31 Milliarden steigen. Alte Geräte würden entsprechend ausgetauscht und müssten entsorgt werden. Für viele Altgeräte bedeute das den Weg zur Deponie. „Allein die Vereinten Nationen produzieren 50 Millionen Tonnen Elektroschrott pro Jahr. Damit könnte man eine Fläche von einer Großstadt wie Manhattan abdecken, und 70 Prozent davon machen giftige Abfälle auf Deponien aus. Wenn wir daran nichts ändern, wird sich die Situation um den Elektroschrott verschärfen“, betont Amanda O’Toole.
Ein Grund für das wachsende Elektroschrott-Problem stelle die schwierige Wiederverwertbarkeit alter elektronischer Geräte dar. Die Rückgewinnung der verwendeten Materialien – die bei komplexen Geräten aus bis zu 60 Elementen im Periodensystem bestehen könne – sei zumeist ein komplexer und teurer Prozess, der dazu führe, dass die meisten Edelmetalle eingeschlossen in elektronischen Geräten wieder unter der Erde landeten. Viel Geld, das wir begraben würden: Im Jahr 2016 sei der Wert der Sekundärrohstoffe im Elektromüll, darunter Gold, Silber, Kupfer und Aluminium, auf 55 Milliarden Euro geschätzt worden. „Neue, saubere Technologien bieten heute die Möglichkeit, diesen Verlust zu reduzieren und den wertvollen Rohstoffen neues Leben einzuhauchen“, so O’Toole weiter.
Beispiele für diese Technologien gebe es bereits einige. So ziele das Technologieunternehmen Ronin8 darauf ab, eine Kreislaufwirtschaft für Elektronik zu schaffen. Zu diesem Zweck habe es eine Technologie mit Schall- und Unterwasservibrationen entwickelt, die Metalle von Leiterplatten entfernen könne, ohne die Nichtmetalle dabei zu zerstören. Auf diese Weise könnten Materialien zurückgewonnen werden, die sonst verloren wären. Darüber hinaus werde das bei diesem Prozess verwendete Wasser recycelt, um die Auswirkungen auf die weltweite Wasserknappheit zu reduzieren, heißt es weiter.
Forscher von der Yale University hätten ein Verfahren entwickelt, um die Elemente im Elektroschrott mit Hilfe von Kohlenstoffnanoröhren-Filtern voneinander zu trennen. Dabei werde mit verschiedenen elektrischen Spannungen gearbeitet, um Metalle aus Smartphones und Tablets zu extrahieren. Für jedes Metall werde die Spannung angepasst. Während Kupfer beispielsweise eine niedrige Spannung benötige, braucht Europium eine hohe, um sich zu lösen. So lasse sich jedes Metall aus Smartphones und Tablets extrahieren.
Recycling von Elektroschrott benötige bislang zudem viel Platz. „Das könnte sich aber dank Mikrofabriken bald ändern. Diese können bereits auf Geländen mit einer Fläche von nur 50 Metern betrieben werden“, sagt O’Toole. Eine solche Mikrofabrik sei bereits in Australien eingerichtet worden, um Materialien aus Elektromüll zur Wiederverwertung zurückzugewinnen. Elektrogeräte würden durch eine Reihe von „Modulen“ geschickt, die sie zerlegten, die Komponenten identifizierten und die Wiederverwertbarkeit der Materialien herstellten – einschließlich Metalllegierungen und Mikromaterialien.
„Zwar stecken viele dieser neuen sauberen Technologien noch in den Kinderschuhen und die Forschung zur Skalierbarkeit und den Wachstumsaussichten ist noch nicht abgeschlossen. Dennoch glauben wir, dass diese Technologien Anlegern spannende Investmentmöglichkeiten bieten können“, schließt O’Toole.
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