Nachricht
11:41 Uhr, 19.03.2010

Sarrazin: Griechenland muss notfalls Insolvenz anmelden

Salzburg (BoerseGo.de) - Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin sieht keine Notwendigkeit über Hilfen für Griechenland nachzudenken. Notfalls will er das verschuldete Land in die Insolvenz gehen lassen. "Wir haben nicht im Entferntesten den Fall, dass man sagen könnte, Griechenland habe alle objektiven Möglichkeiten ausgeschöpft, um seinen Haushalt im Lauf der nächsten Jahre zu sanieren", sagte Sarrazin in einem Interview mit den "Salzburger Nachrichten". Wenn Griechenland seine Schulden nicht mehr refinanzieren kann, müsse das Land das tun, was jeder Schuldner tut - es meldet eben Insolvenz an. Dies wäre das richtige abschreckende Beispiel für alle übrigen potenzielle unsoliden Staaten, sagte Sarrazin.

Eine Gefahr für den Euro sieht er darin nicht. "Das hat mit dem Thema Währung nichts zu tun. Dass General Motors in die Insolvenz gegangen ist, hat den Dollar nicht beeinträchtigt. Wieso soll es den Euro beeinträchtigen, wenn Griechenland mit 300 Milliarden Euro insolvent geht?", sagte Sarrazin. Dann würde Griechenland mit seinen Gläubigern über Schuldverzicht oder Zinsaussetzungen verhandeln müssen. Das sei nicht die Sache der Staaten.

Unmittelbar bestehe für den Euro überhaupt keine Gefahr. "Wenn EU-Hilfe die einzige Sicherung ist, die wir dagegen haben, dass einzelne Länder eine dauerhafte unsolide Finanzpolitik und damit ein Übermaß an Schulden machen, dann ist das eine Gefahr, aus der unabsehbare Risken wachsen. Stellen wir uns vor, wir helfen jetzt Griechenland und dann läuft der Wirtschaftsaufschwung nicht so recht. In vier oder fünf Jahren hätte eine große Zahl der Euroländer Schuldenprobleme", so der Bundesbankvorstand. Dann würde ein Riesendruck auf die Europäische Zentralbank entstehen, die Geldpolitik so locker zu machen, dass man die Schulden auch mit Inflation abwenden kann.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

Mehr Experten